e.Go Mobile „wird die Corona-Krise überstehen“

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e.GO Mobile AG

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Corona verschont niemanden, selbst dann, wenn man sich nicht mit dem Virus infiziert hat. Auch das Elektroauto-Start-up e.Go Mobile ist in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und musste Anfang April beim Amtsgericht Aachen einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt – eine Sonderform der Insolvenz in Eigenverwaltung. Gründer und CEO Günther Schuh setzt, wie einem Interview mit Automobil Produktion zu entnehmen ist, trotz der angespannten Finanzsituation auf Expansion.

Unsere überwiegend strategischen Investoren haben uns bis hierhin stark unterstützt und uns ermöglicht, als einziges Startup in Europa einen E-Pkw in Serie auf die Straße zu bringen“, sagt Schuh. Nun, mit Corona im Nacken, „haben sie verständlicherweise andere Prioritäten“, so der e.Go-Chef. „Dennoch wollen wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord behalten und hoffen, dass uns unsere Kunden und unsere Lieferanten auch während der Eigenverwaltungsphase die Treue halten. Wir sind kreativ und zäh: Wir sind deutsche Ingenieure! Wir werden auch diese Krise überstehen“, zeigt sich der Unternehmenschef zuversichtlich.

In dem Interview kritisiert Schuh auch die heutige Automobilfertigung, sie sei „geprägt durch Überkapazitäten und Überproduktion“. Doch „in einer Welt mit wachsendem Ökologiebewusstsein“ könne sich „keine Industrie mehr erlauben, wertvolle Ressourcen für Überkapazitäten zu verschwenden“. Man müsse sich „verstärkt der Frage stellen, welches Erbe wir weitergeben wollen.“ Die „Massenproduktion mit ihren optimierten Skaleneffekten“ führe vielerorts in eine Sackgasse: „Fast alles, was wir heute industriell fertigen, können wir uns selbst dann leisten, wenn wir es nur selten nutzen – zum Beispiel einen Privat-Pkw, bei dem die durchschnittliche Auslastung gerade mal bei vier oder fünf Prozent liegt“. Dass dies nicht nachhaltig ist, liegt auf der Hand.

e.Go Mobile habe „die Produktion und das Produkt von Scratch an neu gedacht und umgesetzt“, was auch „eine notwendige Herangehensweise“ gewesen sei: „Einen neuen Autobauer hochzuziehen und mit X-Milliarden anfeuern mag vielleicht in Kalifornien funktionieren, aber nicht in Hypothekenbanken-Deutschland“, sagt Schuh.

„Das Joint Venture ist schon unterschrieben“

Trotz aller aktuellen Schwierigkeiten sei e.Go auf einem guten Kurs. Das Start-up sei mit einem chinesischen Partner, der bereits 2018 ausgewählt wurde, schon seit Frühjahr 2019 handelseinig. Da ein Shareholder „über diese Entscheidung noch Klärungsbedarf hatte“, habe sich der Vertragsabschluss um ein halbes Jahr verzögert. Das Joint Venture sei „schon unterschrieben, aber noch nicht final abgeschlossen, weil das Geld noch überwiesen werden muss.“ Und jetzt, wegen Corona, könne man sich „sicher vorstellen, dass wir in den letzten Wochen Mühe hatten, mit China alles klar zu machen.“

E.Go plane „mit einer Fertigungskapazität von 100.000 Fahrzeugen pro Jahrund wolle dann in Aachen weitere Derivate für den chinesischen Markt entwickeln. Dabei strebe das Start-up mit dem Joint Venture „einen hohen Lokalisierungsgrad an“ und wolle „bis zu 90 Prozent der Fahrzeugumfänge lokal sourcen. Wir bauen ein robustes, günstiges Auto – eine aufgeblähte Logistikkette und Teiletourismus verbieten sich von selbst“, sagt Schuh.

Das Werk in Aachen sei unter anderem für diesen Zweck „von vorneherein als Referenzwerk angelegt“ worden. Es handle sich, so Schuh, um die „weltweit digitalste Montagefabrik“, die er kenne: „Niemand arbeitet mit einem so hohen Vernetzungsgrad und generiert eine so hohe Datenqualität im laufenden Betrieb“, was eine durchgängig kontrollierte Produktion ermögliche. Mit diesem System auf das noch zu errichtende Werk in China übertragen wolle der Joint Venture-Partner „mit einer Stückzahl von 300.000 starten.“

Quelle: Automobil Produktion — e.Go Mobile-Chef Schuh: „Wir werden diese Krise überstehen“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Sabine M.:

e.GO- wir haben gerade in Corona Zeiten erfahren, wie schwierig es ist in China zu produzieren und uns abhängig zu machen. Für mich kommt da auch die Frage auf- warum muss dann das deutsche Schutzschirmverfahren herhalten wenn man einen chinesischen Partner hat und in China produzieren will? Damit der deutsche Steuerzahler den chinesischen Markt wieder anschieben kann?

Franz Gottschalk:

Franz G.
ich habe den e.GO Ende Oktober 2019 Probe gefahren und anschließend bestellt. Das Auto ist schick, klein und bedienerfreundlich.
Mit diesem Auto finde ich im innerstädtischen Bereich ( ältere Parkhäuser und kleine Parklücken) immer einen Parkplatz.
SUW-Fahrer kann ich nur bedauern. Je größer die anderen Autos werden, desto leichter finde ich mit dem e.GO einen Parkplatz.
Herzliches Dankeschön an das e.GO-Team.

Andreas E.:

P.S. das gleiche Schicksal wird Sono-Motors erleiden, falls es das Auto überhaupt jemals in die Serie und auf die Straße schafft.
Wie Du schon zum e-Go postuliert hast: zum Zeitpunkt als er erdacht wurde wäre er seinen Wettbewerbern noch voraus gewesen. Bis er kommt, wenn der den überhaupt noch kommt, haben die anderen längst nachgezogen.
Wir leben (leider) in einer sehr schnelllebigen Zeit. 4, 5 oder mehr Jahr von der Veröffentlichung einer Idee bis zum reell kaufbaren Produkt, als Start-Up in der Autobranche, ist heute leider kein Überlebensmodel mehr.

Andreas E.:

@Ralf: das sehe ich auch so. Mir gefällt der e-Go zwar, aber der Preis ist im Vergleich zum e-Up und Mii einfach zu hoch. Auch wenn es nur 1.000,- € mehr sind, muss man dabei aber bedenken was man für dieses Mehrgeld gegenüber der Konkurrenz alles nicht bekommt.
Mit einem Preis von 9.900,- nach Prämie würden sich mehr e-Gos verkaufen lassen. Wen die Produktionskosten das nicht hergeben, produziert man eben noch zu teuer. Dann ist man halt gegenüber dem Wettbewerb doch nicht besser organisiert, sondern nur anders.
Ich bin davon überzeugt, dass es Lösungen gibt die ein nachhaltiges Produkt zu einem adäquatem Preis ermöglichen.

Silverbeard:

Wenn ich das richtig verstehe wird zukünftig in China gefertigt. Schade, das sind wieder einige Facharbeiterarbeitsplätze in Deutschland weniger.

Fabian:

Tja, ein großes Problem für E Go ist die Umweltprämie, bzw. der gestiegende Eigenanteil daran. Querfinanzierung klappt bei E Go nicht, also mussten die Preise rauf.

Ralf Beat:

Als das Auto(chen) konzipiert wurde fuhr man auch Renault Twizy … dagegen ist der e-go eine echte Verbesserung. Es hat nur viel zu lange gedauert bis er realisiert wurde. Der Skoda citigo oder VW E-Up sind eine andere Liga was Reichweite und Qualität betrifft. Preislich kommt man da für einen VW mit Prämie auf ca. 14000 €. Wer soll denn da noch einen e-go kaufen?

Marco Frati:

Haben doch bestimmt sowieso nicht mehr als 20 Autos gebaut die Woche jetzt 2 Wochen max 50 Autos bei 12500€ pro auto knapp sind max 500.000€ fehlenden Einnahmen und damit hätte man die Kredit Geber sowieso nicht auszahlen können. Glaube Herrn Schuh kommt die Corona Krise da ganz gelegen um an neues Geld zu kommen im Form von dieses Mal Staatskrediten sonst hätte er sowieso nix mehr bekommen

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