E-Fahrer-Prämie: Ein Booster für die Elektromobilität – allerdings mit Schönheitsfehler

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Wer ein E-Auto besitzt, bekommt künftig Geld für seine eingesparten CO2-Emissionen – nichts anderes verbirgt sich hinter dem sperrigen Namen Treibhausgasminderungsquote (oder kurz THG-Quote). Prinzipiell ist es gut, dass nicht nur die Industrie, sondern auch Verbraucher:innen finanziell davon profitieren, Emissionen zu reduzieren und den Wandel im Verkehrssektor voranzutreiben, findet Marion Nöldgen, Deutschland-Chefin des smarten Ökostromanbieters Tibber. Allerdings könnte an einer Stelle nachgebessert werden.

Ab 2022 können auch private Elektroauto-Besitzer:innen von der THG-Quote zur Senkung von Emissionen im Verkehrssektor profitieren. Für ihre eingesparten Emissionen sollen E-Fahrer:innen belohnt werden, indem sie diese als Quote offiziell registrieren. Das digitale Energieunternehmen Tibber ist einer der ersten Anbieter, der seine Services im Bereich Elektromobilität um die THG-Quote erweitert. Mit sofortigem Effekt: Die Prämie wird ab Februar direkt von der Monatsrechnung abgezogen oder als Bonus im Tibber-Store gutgeschrieben.

Steigende Quoten, sinkende Emissionen

Aktuell beläuft sich der Betrag für die einzelnen Quoten auf rund 250 Euro. Da der Preis allerdings der Marktdynamik unterliegt, schwankt er je nach Angebot und Nachfrage. Quotenverpflichtete Unternehmen, also jene, die fossile Kraftstoffe vertreiben, müssen diese Quoten erwerben. Zukünftig ist davon auszugehen, dass die Vorgaben für sie noch strenger werden, sodass die Quotenpreise aufgrund der gewünschten Lenkungswirkung zumindest bis 2030 jährlich steigen werden.

Die Erweiterung des Gesetzes zur THG-Quote für E-Fahrer:innen ist ein gutes politisches Instrument, um stärkere Anreize zu schaffen, auf Elektroautos umzusteigen. Denn laut co2online haben Autos mit Verbrennungsmotor einen hohen ökologischen Fußabdruck: Pro 100 Kilometer werden zwischen 18 und 32 Kilogramm CO2 ausgestoßen – je nach Hersteller und Modell. Deshalb ist es zu begrüßen, dass fossile Industrieriesen finanziell stärkere Verantwortung für ihre Emissionen tragen und das Geld denjenigen zugute kommt, die sich für eine nachhaltigere Form der Mobilität entschieden haben.

Einen Haken hat die neue Gesetzgebung aber leider doch: Das Laden des Elektroautos ist ebenso mit CO2-intensiven Graustrom möglich. Dadurch mindert sich der Einspareffekt von Emissionen, da diese sich nur verlagern und bei der Stromerzeugung trotzdem ausgestoßen werden. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Verbraucher:innen mit Ökostromversorgern bevorzugt ihre Quoten registrieren können.

Dekarbonisierung des Verkehrs: Je schneller, desto besser

Ein Blick auf die Emissionen im Verkehrssektor ernüchtert: Die CO2-Emissionen im Verkehrssektor sind im Vergleich zum Basisjahr 1990 nahezu konstant geblieben. Im Jahr 2020 sanken sie laut Bundesumweltministerium erstmals um 11,4 Prozent – ein Effekt des reduzierten Verkehrsaufkommens während der Covid-19-Pandemie. Im bundesweiten Vergleich macht der Verkehrssektor laut Umweltbundesamt nämlich satte 30,6 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland aus – mehr als alle privaten Haushalte. Es gibt also gute Gründe Anreize dafür zu setzen, dass die Emissionen des Verkehrssektors sinken – und zwar schnell.

Die Elektrifizierung des Verkehrs ist ein wichtiges Kriterium zum Gelingen der Energiewende. Und je mehr die Bürger:innen einbezogen werden, desto schneller breitet sich auch Akzeptanz für neue Entwicklungen, wie den Umstieg auf das Elektroauto, aus.

Senken, aber richtig: Grün und flexibel, statt grau und starr

Die Politik sendet mit der Erweiterung der THG-Quote ein wichtiges Signal an Verbraucher:innen und gibt ihnen klare Impulse für den Umstieg auf Elektromobilität. Darüber hinaus braucht es jedoch weitere Anreize das eigene E-Auto nachhaltig zu betreiben. Von der Politik sollten außerdem zügiger die Rahmenbedingungen für Flexibilität geschaffen werden, damit Verbraucher:innen ihr E-Auto dann laden können, wenn besonders viel Grünstrom im Netz ist.


Über die Autorin: Marion Nöldgen ist Deutschlandchefin des digitalen Ökostromanbieters Tibber, der grünen Strom zum Einkaufspreis anbietet sich über eine Gebühr von 3,99 Euro pro Monat finanziert. Kunden mit Smart Meter profitieren von stündlich schwankenden Strompreisen.

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Alex S.:

Diese Prämie ist genial ;-)
Nicht nur dass die dreckigen Plug-in-Verbrenner draussen bleiben müssen, auch die Höhe variiert sehr.
Ich bezahle beim Laden max. 49€cent pro kw/h „Grünen Strom“ und bekomme jetzt auch noch 360 €.
Super, so macht BEV fahren noch mehr Spaß.

Helmuth Meixner:

Um welchen Öko-Strom handelt es sich bei Ihrer Diskussion um die Strom-Preise.
ÖKO-Strom mit ZERTIFIKAT von der STROM-BÖRSE? So wie hier gezeigt wurde: https://youtu.be/5UkjjixkZUQ. Oder handelt es sich im STROM der lückenlos aus nachweislich real vorhandenem GRÜN-STROM besteht? So mit dierekter Kabelverbindung also?
Was sit mit dem OHM und STROM los? https://youtu.be/TUkwNv8NJKU . Macht Ohm mit Strom auch ALU?

brainDotExe:

Noch nichtmals das. Ich weiß ja nicht wie es in restlichen Teilen von Deutschland ist, aber bei uns sind die Ökostromtarife mit die günstigsten (ca. 26 Ct/kWh).
Wir müssten den Tarif jetzt auch schon seit mindestens 13 Jahren haben.

Farnsworth:

Welcher E-Auto Pilot hat den nicht mindestens einen Ökostromtarif? Ich habe meinen schon seit 15 Jahren oder so.

Farnsworth

David:

Vor allen Dingen ist von Tibber das Geschäftsmodell auf dem deutschen Markt kaputt. Denn mit Börsenstrom zum Tageskurs ist man aktuell völlig im Nachteil. Jetzt gerade 71c/kWh. Auch das Angebot von Tibber zur THG Auszahlung scheint mir nicht sehr vorteilhaft zu sein. Zwar schade, aber die Marion kann sich demnächst mal beim Arbeitsamt melden.

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