Ende April 2022 blickt die deutsche Automobilindustrie auf ein 14-Monats-Tief bei der Produktion von elektrifizierten Autos (E-Autos & Plug-In-Hybride), wie Automobil-Analyst Matthias Schmidt in seiner aktuellen Analyse aufzuzeigen vermag. Die Gründe hierfür scheinen vielfältig und zeigen deutlich auf, dass es nicht nur Probleme einzelner Hersteller sind.
Zurückzuführen sei dieser Rückgang laut seiner Analyse auf Engpässen bei der Beschaffung von Kabelbäumen in der Ukraine, welche sich auf die Produktionskette der Hersteller auswirkt. Der Stopp der Auslieferungen habe sich beinahe sofort bemerkbar gemacht. Somit wurde quasi die Handbremse bei voller Fahrt gezogen. Seitdem arbeiten die Automobilhersteller daran die Produktion wieder an-/ hochzufahren.
Der Volkswagen Konzern musste beispielsweise Mehrmarken-Elektroauto-Produktionslinie in Zwickau für einige Tage stoppen. Nach Angaben von Volkswagen wurde die Produktion ab Mitte April wieder auf 950 bis 1.050 Einheiten pro Tag hochgefahren. Eine dritte Schicht soll noch im Laufe des Juni hinzukommen. Nach Angaben der Financial Times musste die Produktion von Elektroautos der VW-Gruppe auch in China gestoppt werden, da wichtige Teile nicht geliefert werden können. In den USA und in Europa seien E-Autos der VW-Gruppe (VW, Audi, Porsche, Skoda, Seat) momentan „ausverkauft“. Schuld sind fehlende Chips und Kabelstränge, die aus der Ukraine kommen – wie Automobil-Analyst Schmidt ebenfalls darlegen konnte.
Der VW Konzern profitiert derzeit davon, dass die Produktion des ID.BUZZ in Hannover angelaufen ist. Sowie die Tatsache, dass die Produktion des ID.4 in Emden anlaufen wird. Der bayrische Automobilhersteller BMW fährt gleichzeitig die Produktion des BMW i4 hoch. Da die Nachfrage entsprechend stark gestiegen sei. Schmidt wirft in seiner Analyse einen Blick auf die Zahlen, welche durch Angaben des VDA und der SAR in Erfahrung gebracht werden konnten. In den vergangenen zwölf Monaten seien unter 600.000 Elektroautos und Plug-In-Hybride vom Band gelaufen.
Dennoch darf man auch künftig davon ausgehen, dass der Absatz von reinen Stromer, getrieben durch Förderungen und Subventionen, weiter wächst. In einem Ausmaß, dass man dauerhaft mehr E-Autos als Diesel-Fahrzeuge absetzen wird. Der Analyst führt dies darauf zurück, dass die OEM’s bis zur zweiten Jahreshälfte die Herausforderungen mit der Beschaffung der Kabelstränge in den Griff bekommen. Gekoppelt mit den gefüllten Auftragsbücher dieser dürfte das Produktionsvolumen ab Q3/2022 nochmals deutlich wachsen.
Für Plug-In-Hybride geht Schmidt derzeit davon aus, dass diese am Ende des Jahres rund 11,1% am gesamten Pkw-Markt Deutschlands ausmachen werden. Reine Elektroautos sollen sich im Bereich von 14% des Gesamtmarkts bewegen. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt, 1,57 Millionen neue Elektroautos kommen in 2022 auf Deutschlands Straße.
Quelle: Matthias Schmidt – European Electric Car Market Intelligence Study April 2022