Automobil-Analyst Matthias Schmidt revidiert bereits zum zweiten Mal die mögliche Absatzprognose von reinen Elektroautos am Europäischen Elektroautomarkt. Nach der zuvor nach unten korrigierten Prognose auf 560.000 im 1. Quartal, nach dem Ausbruch der globalen COVID-19-Pandemie, gibt er zu verstehen, dass er von einem steigenden Absatz ausgeht. Um rund 12 Prozent nach oben korrigiert er seine Prognose und somit auf 620.000 Einheiten, welche 2020 in Europa zugelassen werden könnten.
Sicherlich trägt das Rennen, zur Erreichung der CO2-Flottenvorgaben, seinen Teil zum beschleunigten Absatz bei. Während der ersten zehn Monate des Jahres erreichte Europas E-Automarkt 896.900 Einheiten, was laut der eigenen europäischen Datenbank von Schmidt Automotive Research und den chinesischen Daten, die vom CAAM geliefert wurden, nur 3.100 Einheiten hinter China im gleichen Zeitraum entspricht – obwohl die chinesischen Volumina auch Nutzfahrzeugdaten enthalten. Mit den von Schmidt in den Raum gestellten 620.000 Einheiten müssten demnach noch rund 140.400 Stromer in 2020 abgesetzt werden oder anders ausgedrückt 70.200 Elektroautos im November und Dezember 2020.
Zur Einordnung, im Oktober 2020 stellten die Elektroauto-Zulassungen mit 72.000 Einheiten eine neue Bestmarke auf. Die Absatzsteigerung auf die angepeilten 620.000 E-Autos wären bei gleichem Absatz definitiv zu schaffen. Der Automobil-Analyst gibt seinerseits zu verstehen, dass der prophezeite 2020 Absatz mit einem 5,7 prozentigen Anteil am gesamten PKW in Europa gleichzusetzen ist. Als Grundlage hierfür dient die Betrachtung des Gesamtmarkts, bei dem ein Rückgang um -24,1% prognostiziert auf 10,85 Millionen Einheiten prognostiziert wird.
Bereits Ende Oktober ließ sich verzeichnen, dass der Absatz von Januar bis Oktober 2020 (479.600 E-Autos) den aus dem Vorjahreszeitraum (354.000 Einheiten) deutlich überschritten hat. Bei seiner Analyse stimmt Schmidt die Tatsache positiv, dass verschiedene Hersteller zu verstehen gaben, dass trotz Covid-19 Lockdown der Verkauf der eigenen Stromer weiter vorangetrieben wird. Die Auftragsbücher seien noch gut gefüllt und würden Schritt für Schritt abgearbeitet.
Dennoch ist davon auszugehen, dass die Hersteller wieder „tricksen“ werden, wenn die für sie wichtigen CO2-Ziele erreicht sind. Zu diesem Zeitpunkt muss dann davon ausgegangen werden, dass noch offenstehende Auslieferungen nach 2021 überführt werden, um dort frühzeitig einen entsprechenden CO2-Puffer für das neue Jahr aufzubauen. Eine Reihe von wichtigen Anpassungen sowohl beim privaten Kauf als auch bei den steuerlichen Anreizen für Elektroautos und Plug-In-Hybride werden aus seiner Sicht dazu beitragen, dass in diesem Jahr die CO2-Konformitätsziele erreicht werden.
Es sei aber auch vorstellbar, dass einige Hersteller versuchen werden die eigenen Ziele zu übertreffen, um dann ihre CO2-Pools zu öffnen. Hierdurch könnte man sich ein weitere attraktive Einnahmequelle öffnen, wie es beispielsweise Tesla mit FCA bereits in der Vergangenheit getan hat.
Quelle: Matthias Schmidt – The European Electric Car Report West European Market Intelligence – Edition 10.2020