260.000 km und kaum müde: Dekra bescheinigt E-Auto-Akkus sehr gute Haltbarkeit

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Dekra

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Batterien von Elektroautos sind langlebiger als Verbraucher manchmal meinen möchten. Das hatten in den vergangenen Monaten unter anderem die US-Universität Stanford und das kanadische Technologieunternehmens Geotab berichtet, nun kommen die Experten des deutschen Prüfunternehmens Dekra zu dem selben Schluss: Selbst bei höheren Laufleistungen zeigen sich die allermeisten Antriebsbatterien immer noch in einem guten Zustand, wie die Dekra aus inzwischen mehr als 25.000 State-of-Health-Tests ableitet, die mit dem patentierten Dekra Batterie-Schnelltestverfahren bislang durchgeführt wurden. Ein Beispiel dafür seien die 2018 in München in Dienst gestellten Elektrotaxis von Jaguar.

Sechs der besagten Jaguar I-Pace-Modelle im anspruchsvollen Taxi-Dienst wurden in diesem Jahr von Dekra getestet. Bei Laufleistungen zwischen knapp 180.000 km und mehr als 260.000 km innerhalb der vergangenen sechs Jahre lag der State of Health der Antriebsbatterien zwischen 95 und 97 Prozent. „Wir haben die Fahrzeuge im Schnitt etwa eineinhalbmal pro Tag geladen, und zwar nicht besonders schonend, sondern immer ganz voll, um den Fahrern die entsprechende Sicherheit mit Blick auf die Reichweite zu geben. Unsere Erfahrungen mit den Elektroautos sind ausgesprochen positiv“, erklärt Gregor Beiner, Geschäftsführer Münchener Taxi Zentrum (MTZ).

Die Batterien seien „sehr, sehr langlebig“, so Beiner weiter, „und erst recht mit den Sicherheitspuffern, die die Hersteller einbauen, halten sie die Kapazität sehr lange.“ Deshalb habe das MTZ auch schon weitere Elektroautos eingeflottet, viele weitere sollen, bis zur Komplettelektrifizierung, folgen: „Heute haben wir rund 70 Fahrzeuge in der Flotte, gut ein Drittel davon sind Elektroautos verschiedener Marken. Bis 2029 wollen wir unsere gesamte Flotte elektrifiziert haben“, so der Geschäftsführer des Taxiunternehmens.

Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind viele Interessenten nach wie vor sehr zurückhaltend, wenn es um Elektroautos geht. „Viele Menschen übertragen zum Beispiel ihre Erfahrungen mit Smartphone-Akkus auf das Thema Elektromobilität. Sie haben bei mobilen Endgeräten erlebt, dass sie schon nach wenigen Jahren eine spürbar geringere Akku-Kapazität haben, und befürchten bei Elektroautos den gleichen Effekt“, so Christoph Nolte, Executive Vice President von Dekra und Leiter der Service Division Vehicles. „Unsere Erfahrungen mit dem Batterie-Schnelltest belegen deutlich höhere Nutzungsdauern. Die Antriebsbatterien sind insgesamt sehr gut. Wir stellen auch bei höheren Laufleistungen in den meisten Fällen noch einen State-of-Health über 90 Prozent fest.

Natürlich gebe es auch Ausreißer, so die Dekra in ihrer Mitteilung. Je nach Fahrstil, Klima und Ladeverhalten könne eine Antriebsbatterie im Elektroauto langsamer oder schneller altern. Als kostspieligstes Bauteil des gesamten Autos hat sie einen entscheidenden Einfluss auf den Wert eines gebrauchten Elektroautos. Deshalb sind verlässliche Informationen zum Batteriezustand ein entscheidender Faktor für einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt.

Der patentierte Dekra Batterie-Schnelltest, der genau hier ansetzt, wird schon in vielen Ländern Europas angeboten und ist aktuell für rund 130 verschiedene Fahrzeugmodelle verfügbar. Innerhalb von 15 Minuten bringt das Verfahren mit einem statischen Test und einer kurzen Beschleunigungsfahrt von rund 50 bis 100 Metern ein präzises Ergebnis zum Gesundheitszustand der Batterie. Basis ist die sogenannte Parametrierung der einzelnen Fahrzeugmodelle, bei der die Batterie im Neuzustand bei aufwändigen Messfahrten unter verschiedensten Bedingungen belastet und ausgewertet wird.

Dekra E-Fahrzeug Akkutest
Dekra

So entsteht eine Art Koordinatenstruktur, anhand dessen unser System die eigentlichen Messwerte beim Test analysiert und bewertet“, erklärt Christoph Nolte. Zurzeit arbeiten die Dekra Experten an einer Weiterentwicklung des Testverfahrens, das ganz ohne Fahrt auskommt. Dabei sollen die entsprechenden Messwerte ermittelt werden, während die Batterie anstelle der Beschleunigung durch einen kurzen Ladevorgang belastet wird. „Das weiterentwickelte Testverfahren wollen wir im Lauf des kommenden Jahres nach und nach für verschiedene Fahrzeugmodelle auf den Markt bringen. Dann wird das Ganze noch unkomplizierter“, so Dekra Experte Nolte.

Quelle: Dekra – Pressemitteilung vom 17.12.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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herbert.grau:

E-Autos sind halt auch schlechter als Verbrenner, das ist leider so !

Michael:

Die Akten Model S und Model X sind damals mit Wechsel Akkus ausgestattet worden, der Markt hat das aber nicht angenommen. Der Akku der Tesla’s ist noch immer problemlos zu wechseln. Nur bei Hybrid Modellen sind Akkus blöd im Auto verbaut, bei reinen Stromern ist das überhaupt kein Thema.

User3:

Sechs Taxis, die über sechs Jahre im Einsatz waren und täglich 1 bis 1,5 x geladen wurden – und die haben nur 180.000 bis 260.000 km auf der Tachouhr? Geht bei 1 bis 1,5 x laden pro Tag von einer Reichweite von 350km aus (in der Stadt sollte es eigentlich mehr sein) x 300 Tage im Jahr (wobei Taxis durch Fahrerwechsel auch oft an 7 Tagen laufen sollten), da kommt man in einem Jahr schon auf über 100.000km, damit wäre die durchschnittliche KM-Leistung schon nach 2 Jahren erreicht. Haben die echt eine so lange Standzeit?

Wolfbrecht Gösebert:

„Bei allen Beiträgen über E-Autos geht’s fast nur um die Batterie, …“

Wie kommst Du auf diese »steile These«? Oder welche Belege hast Du dafür??

„… Einen Hybrid gibt’s in unserer Familie, der Händler ist am [V]erzweifeln über die ganzen E-Autorückläufer[,] weil sie keinen verkauft bekommen. Warum? DER AKKU[.]“

Einen gebrauchten Hybrid würde ich ja eh nie kaufen: Allein wg. der Hybrid-Akkus, DIE nämlich werden dort in kürzester Zeit mit SO vielen Zyklen UND wechselndem, hohem Ladestrom beaufschlagt, dass sie sehr schnell am Ende der Lebensdauer sind.

Gebrauchte eAutos habe ich seit 2014 nun schon drei Stk. gekauft … zuletzt im Jan. 2023 – dabei aber NIE ein Akkuproblem gehabt! Nach zwei Jahren mußte da gerade ein Fahrstrom-Relais im Wert von 250 € erneuert werden … alles kein Beinbruch :)

Autojoe:

Mich würde auch interessieren ob auch die Ladungen einen Einfluß darauf gehabt hätten da 2018 Jaguar bei den ersten Modellen nur einphasig laden konnte und beim DC Laden waren die Werte gerade auch nicht berauschend. Könnte sich die Schnarchladungen etwa positiv auf die Lebensdauer ausgewirkt haben im Vergleich zum ständigen Laden an den Hyperchargern? Ähnliches habe ich auch schon vom NISSAN Leaf gelesen, dort ist die Lebensdauer der Batterie scheinbar auch sehr hoch?

Hufu:

Bei allen Beiträgen über E-Autos geht’s fast nur um die Batterie, was zumindest für mich von Anfang an zeigte dass der „Geburtsfehler“ des E-Autos die feste Integration des Akkus ins Fahrzeug ist.
Niemand hätte Angst davor sich ein E-Auto zu kaufen wenn er ganz normal zur „Tankstelle “ fahren könnte und dort den Akku getauscht bekäme. Die Technik rund um das elektrische fahren gibt’s schon Jahrzehnte auch im Maschinenbau bei uns z.B.
Einen Hersteller gibt es ja mit Wechselakkus aber der wird ja tot geschwiegen…vielleicht weil es das bessere System ist? Konkurrenz?
Bei uns ist es keine Seltenheit Autos auch mal mehr als 15 Jahre und 300000 km zu fahren, ist ja auch gut für die Umwelt, keine Wegwerfmentalität..
Bin auch der Meinung dass die überwiegende Mehrheit finanziell schlecht in der Lage ist sich diese E-Autos zu leasen die wenigstens 400km schaffen würden. Gebrauchte E-Autos kaufen traut sich fast keiner kaufen in Sorge davor dass er doch die nächsten Jahre eine neue Batterie kaufen müsste. Gebrauchtwagenkäufer (so viel mir bekannt ist die größte Gruppe von Auto-KÄUFERN) haben halt nicht so viel Geld..fahren normal ältere Autos…über viele Jahre..
Einen Hybrid gibt’s in unserer Familie, der Händler ist am verzweifeln über die ganzen E-Autorückläufer weil sie keinen verkauft bekommen. Warum? DER AKKU

Peter:

Ist halt leider so und solche Leute argumentieren dann auch immer mit tollen Anekdoten aber wenn man als BEV Fahrer mit solchen Anekdoten kommt werden diese als “ Ist ja nicht schlimm, war ja in der Garantie.“ oder „War halt nen Montagsauto.“ abgetan, aber beim BEV bricht sofort die Hölle los.
Einem Kollege ist nach knapp 8 Jahren der Akku seine Model S „kaputt“ gegangen und er bekam natürlich nen Austauschakku auf Garantie.
Ein anderer Kollege hatte beim seinem Werksleasing Golf 8 nach knapp 850km nen Motorschaden.
Kannst dir ja vorstellen was das für ne sinnlose Diskusion war.

Prüfer:

Jedes Fahrzeug wurde im Neuzustand (Akku neu) eine Woche lang auf dem Prüfstand in etlichen Zyklen gemessen damit eine aussagekräftige Referenz vorhanden ist. Beim Dekra Test wird statisch und dynamisch gemessen und dann mit den Solldaten verglichen.
Das Ganze ist noch im Aufbau.

Groß:

Egal was getestet oder berichtet wird, es wird immer Menschen geben welche gegen E-Autos schreiben werden.
Das ist mittlerweile leider zur Realität geworden und wird immer aggressiver und mit weniger Respekt vor dem Gegenüber in der angeblichen Anonymität des intermets vollzogen.
Armes Deutschland aber das ist leider so.

Philipp:

Ein Akku mit 260.000km hat eine sehr gute Haltbarkeit. Klare Zustimmung.
Dann wird von 25000 Messungen, aber nicht von Ergebnis geschrieben. Das ist wie „klinisch getestet“. Das Produkt kann auch Menschen töten, wenn es klinisch getestet wurde.
25000 ist also nur eine vergleichsweise unbedeutende quantitative Aussage, also irrelevant, wenn keine Qualitative Aussage kommt. „Gut“ ist keine Aussage hier. Wie wär’s mit „x% haben über 100.000km und über y% SoH“. Das wäre eine qualitative Aussage. Dann könnte man schreiben: „Das ist ein guter Wert“.

Die 6 habe ich nicht bezweifelt.
Klare Zweifel kommen auf, wenn die verbleibenden 4 nicht genannt werden. Was meinst du, was mit den 4 passiert ist?

Nur einen Teil einer Menge in die Auswertung zu nehmen, ist vieles, aber sicher nicht „vorbildlich“.
Ich weiß nicht, was mit denen passiert sind, aber selbst Elektroauto-News hat von 10 berichtet.

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