„Umstieg keine Raketenwissenschaft“ – E-Taxis rechnen sich

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Iris Martinz
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  —  Lesedauer 3 min

In den Städten tummeln sich immer mehr E-Taxis. Der Münchner E-Taxi-Pionier Gregor Beiner hat bei den Conference Days von taxi heute und dem HUSS-Verlag nun auf Ebene der Taxiunternehmen vorgerechnet, dass diese nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz liefern, sondern sich tatsächlich rechnen. Beiner ist Geschäftsführer des MTZ Münchner Taxi Zentrums und seit etwas mehr als einem Jahr Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen e.V. (BVTM).

Die hohen Diesel- und Benzinpreise belasten die Taxi- und Mietwagenunternehmer aktuell schwer. Auch die Stromkosten steigen. Weil das hohe Preisniveau der Kraftstoffe bleiben wird, könnte die Bundesregierung aber über den Wegfall der EEG-Umlage bei den Stromkosten tatsächlich den Umstieg auf E-Antrieb fördern. Der „Bundesfahrplan eTaxi“ des BVTM, an dem Beiner mitgearbeitet hat, sieht daher vor, mittels 390 Millionen Euro an Fördermitteln und mit flankierenden Maßnahmen in den nächsten 8 Jahren 80 Prozent der mehr als 50.000 Taxis und Mietwagen in Deutschland auf reinen Elektrobetrieb umzustellen.

Da sich Taxis hauptsächlich innerstädtisch bewegen, wäre der Klimaschutzbeitrag groß. Außerdem dient jedes E-Taxi als Multiplikator – ist doch jeder Kunde ein „Testkunde“. „Was in Taxis funktioniert, geht überall, deshalb können wir unseren Fahrgästen die Angst vor der Elektromobilität nehmen„, erklärt Beiner. Der BVTM hat das Thema bereits in die Bundesregierung gespielt, aber noch keine richtige Rückmeldung bekommen.

Für viele Taxi- und Mietwagenunternehmer ist die Ladeinfrastruktur noch ein großer Hemmschuh für die Umstellung. Beiner sieht eine eigene Schnellladeinfrastruktur als vorteilhaft an. Er denke aber auch an Lade-Hubs, die von verschiedenen Unternehmen genutzt werden. „Hier müssen wir alle wichtigen Player an einen Tisch holen„, fordert Beiner. Die Unternehmer bräuchten einen schnellen Zugang zu den Stromnetzen an den Orten, an denen sie häufig sind.

Ein weiteres Argument – die fehlende Reichweite – kann Beiner entkräften: bei seinen zehn Elektrotaxis vom Typ Jaguar i-PACE würde er real eine verlässliche Reichweite von 350 Kilometern im Minimum erreichen. Es sei noch nie vorgekommen, dass wegen fehlender Reichweite eine Fahrt hätte abgelehnt werden müssen. Bei Fahrten beispielsweise von München nach Stuttgart würden die Fahrer auf dem Rückweg laden. Im Durchschnitt würden pro Schicht aber ohnehin nur 200 Kilometer zurückgelegt. Bei Schichtwechsel würde in 45 Minuten schnellgeladen. Beiner versteht, dass die Reichweitenangst am Land eine größere Rolle spiele. Er regt daher an, selbst Lade-Hubs zu errichten, die von mehreren Unternehmen genutzt werden können.

Auf die Frage nach der Batterie-Haltbarkeit bei dauernder Schnellladung erklärt Beiner, seine E-Taxis hätten bisher mehr als 1,8 Millionen Kilometer zurückgelegt und die Batterieleistung wäre nach rund vier Jahren auf 82 bis 94 Prozent gefallen. Das wäre aus seiner Sicht ein guter Wert. Einen Batterietausch plant er nicht, er wird die E-Taxis an Private verkaufen.

Zu welchem Preis, das wird freilich die „Total Cost of Ownership“ beeinflussen. Man könne aber in jedem Fall mit einem Preisvorteil des Stroms gegenüber Diesel- oder Benzinkraftstoffen rechnen, sowie mit „fundamental niedrigeren“ Verschleißkosten gegenüber Verbrennern, wie Beiner erklärt. Umsteigewillige Unternehmer berät er gerne. Der Umstieg sei schließlich keine Raketenwissenschaft, man müsse nur einige Dinge wie den örtlich möglichen Stromanschluss klären.

Quelle: taxi-heute.de – Elektrotaxis lohnen sich generell und individuell

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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Ben:

Ach ja, typisch FUDavid

David:

Herz ist Trumpf. Solltest du die Autovermietung meinen, sie wird anders geschrieben und ist kein Taxidienst. Sondern, genau genommen, ein Konkurrent im Feld temporäre Mobilität. Sie ist eine US Firma, da haben sie sich aus nationalen Erwägungen mit Tesla ins Unglück stürzen müssen, jetzt haben sie mit Polestar versucht, wenigstens etwas Zuverlässigkeit in die elektrische Flotte zu bringen. Ob das klug war, weiß ich auch nicht, denn der Polestar ist dafür ein Energieverschwender.

Aber, wie gesagt, ein Taxidienst ist es nicht. Das ist Addison Lee. Die haben einige Tausend ID.4 geordert. Wie der Streit mit Bios Groep ausgegangen ist, weiß man nicht im Detail, aber offenbar hat man sich verglichen und ihnen schnell alles gezahlt, damit es kein Urteil gegen Tesla gibt. Und sie mussten Stillschweigen wahren. Das weiß jeder rechtskundige Bürger: Wenn die Parteien Stillschweigen bewahren, hat die klagende Partei schön abgesahnt.

David:

Man kann ja mal den Taxibetreiber fragen, der in Amsterdam Schiphol Taxi Service mit Tesla betrieben hat. Gut, da kann man sagen, es waren ja Tesla, mit anderen Elektrofahrzeugen hätte es geklappt. Aber am Ende ist das Problem der Taxibetreiber nicht das Fahrzeug, sondern die Personalkosten. Hier hat man Ride Hailing Diensten und später, autonomen Transporten, nichts entgegenzusetzen. Bisher protegiert man das Gewerbe in Deutschland – aber irgendwann bricht der Damm.

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