Daimler Truck erhält Millionen-Förderung für Brennstoffzellen-Lkw

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Karin Rådström, CEO Daimler Truck AG, und Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr und Bundesminister der Justiz, beim Probesitzen in einem Mercedes-Benz GenH2 Truck der ersten Generation / Daimler Truck

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie die Bundesländer Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben dem Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck Fördermittel in Höhe von insgesamt 226 Millionen Euro für die Entwicklung, Kleinserienproduktion und den Kundeneinsatz von 100 Brennstoffzellen-Lkw zugesagt. Volker Wissing (Bundesminister für Digitales und Verkehr und Bundesminister der Justiz) hat dafür vor wenigen Tagen gemeinsam mit Daniela Schmitt (Staatsministerin und Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz) und Andre Baumann (Staatssekretär für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg) im Daimler Truck Test- und Entwicklungszentrum in Wörth am Rhein den symbolischen Zuwendungsbescheid an Daimler Truck CEO Karin Rådström überreicht.

Die Förderzusage für die Entwicklung und Kleinserienproduktion von 100 Brennstoffzellen-Lkw ist ein wichtiger Anschub für den Einsatz von Wasserstoff im Straßengütertrans port. Diese Förderung ist deshalb nicht nur ein starkes Signal für Daimler Truck, sondern für die gesamte Nutzfahrzeugbranche“, sagt Karin Rådström, CEO von Daimler Truck.

Auf dem Weg zum CO2-neutralen Transport der Zukunft mit wasserstoffbasierten Antrieben hatte Daimler Truck bereits 2021 einen Antrag zur Förderung von Brennstoffzellen-Lkw aus einer Kleinserie für den Fernverkehrseinsatz bei Kunden eingereicht. Daimler Truck erhält nun knapp zwei Drittel der Summe des förderfähigen Projektanteils. Ein signifikanter Teil der Gesamtinvestition für die Entwicklung des Brennstoffzellen-Lkw liegt weiterhin bei Daimler Truck.

Das Förderprojekt, das im Rahmen des IPCEI- (Important Project of Common European Interest) Wasserstoff-Programms der Europäischen Union entstanden ist, umfasst sowohl fahrzeug- als auch produktionsbezogene Aktivitäten. Neben der Entwicklung der Fahrzeuge und dem Aufbau und Betrieb der Brennstoffzellen-Lkw werden die Fördermittel auch für Machbarkeitsstudien in Bezug auf die Wasserstofflieferkette sowie notwendige Produktionsanlagen und -prozesse in Vorbereitung auf eine geplante Serienproduktion verwendet.

Wichtige Komponenten sollen an verschiedenen deutschen Produktionsstandorten aufgebaut und für die Endmontage bereitgestellt werden. Beteiligt sind unter anderem die Werke Kassel (elektrische Antriebsachse) und Mannheim (Tech-Tower). Die Brennstoffzellen sollen aus der Pilotproduktion von Cellcentric in Esslingen kommen und im Werk Gaggenau zu einem Brennstoffzellen-System montiert werden. Der Aufbau der auf Basis des Mercedes-Benz GenH2 Truck weiterentwickelten Sattelzugmaschinen soll im Mercedes-Benz Werk Wörth stattfinden und die Fahrzeuge voraussichtlich ab Ende 2026 bei verschiedenen Kunden in den Praxisbetrieb gehen.

Flüssigwasserstoff ermöglicht eine Reichweite von 1000 Kilometern und mehr

Die Europäische Kommission sah frühzeitig den Einsatz von Flüssigwasserstoff-Technologie bei diesem Projekt als weltweit einzigartig an, was im Prüfungsprozess im Rahmen der IPCEI-Kriterien positiv hervorgehoben worden sei. Der Energieträger hat in diesem Aggregatzustand im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energiedichte. Dadurch kann mehr Wasserstoff transportiert werden, was die Reichweite erhöht und eine vergleichbare Leistungsfähigkeit wie ein konventioneller Diesel-Lkw ermöglicht.

Der Transportaufwand von Flüssigwasserstoff lässt sich zudem deutlich verringern und Flüssigwasserstofftanks bieten gegenüber gasförmigem Druckwasserstoff Vorteile bei Kosten und Gewicht. So ermöglicht der Einsatz von Flüssigwasserstoff unter anderem eine höhere Nutzlast. Der Mercedes-Benz GenH2 Truck eigne sich damit wie herkömmliche Diesel-Lkw für den flexiblen und anspruchsvollen Fernverkehr. Im September 2023 hat Daimler Truck dies erfolgreich demonstriert, als ein für öffentliche Straßen zugelassener Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck eine Langstreckenfahrt absolvierte und mit einer Tankfüllung flüssigem Wasserstoff an Bord 1047 km zurücklegte.

Wasserstoff-Lkw-Reichweite-Mercedes-Benz
Daimler Truck

Der nachhaltige Transport mit wasserstoffbetriebenem Lkw ist schon heute möglich. Daimler Truck produziert als erster europäischer Hersteller einen Serien-Lkw, bei dem flüssiger Wasserstoff eingesetzt wird – und gibt damit einen wichtigen Impuls für die gewerbliche Nutzung der Wasserstofftechnologie im Straßengüterverkehr. Ich freue mich, dass mein Ministerium das Projekt gemeinsam mit Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit insgesamt 226 Millionen Euro fördert. Mit dem Einsatz der neuen Brennstoffzellen-Lkw gewinnen wir wichtige Erkenntnisse für den künftigen Antriebsmix im nachhaltigen Güterverkehr“, sagte Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr und Bundesminister der Justiz, anlässlich der Übergabe der symbolischen Übergabe des Zuwendungsbescheids.

Kleinserie Teil umfangreicher Erprobungen von Brennstoffzellen-Lkw

Eine unverbindliche Inaussichtstellung der Fördermittel im Jahr 2022 hatte Daimler Truck einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn ermöglicht. Dahingehend wurden erste Prototypen des Brennstoffzellen-Lkw aufgebaut. So nutzen aktuell bereits fünf Unternehmen die Möglichkeit, erste Erfahrungen im CO2-freien Langstreckentransport mit Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck zu sammeln. Die Sattelzug-Lkw werden in Deutschland auf spezifischen Routen in verschiedenen Anwendungsfällen im Fernverkehr eingesetzt und an der nun eröffneten Flüssigwasserstofftankstelle in Wörth am Rhein sowie an einer Tankstelle im Raum Duisburg betankt. Daimler Truck und seine Partnerunternehmen wollen damit ein Leuchtturmprojekt schaffen und zeigen, dass schon heute ein dekarbonisierter Transport mit wasserstoffbetriebenen Lkw möglich ist.

Voraussichtlich ab Ende 2026 sollen dann die 100 IPCEI-geförderten Brennstoffzellen-Lkw an Kunden ausgeliefert werden. Damit die Transformation hin zum nachhaltigen Gütertransport mit Wasserstoffantrieben funktionieren kann, wird es in den nächsten Jahren darauf ankommen, dass eine flächendeckende Tankinfrastruktur sowie eine global ausreichende Versorgung mit grünem und preiswertem Flüssigwasserstoff aufgebaut wird.

Daimler Truck verfolgt eine Doppelstrategie mit Wasserstoff- und Elektro-Lkw

Als einer der weltweit größten Nutzfahrzeughersteller hat sich Daimler Truck dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet. Ziel ist es, bis 2039 nur noch im Fahrbetrieb CO2-neutrale Neufahrzeuge in den globalen Kernmärkten (Europa, USA, Japan) anzubieten. Batterieelektrische Lkw seien die richtige Wahl für den Verteilerverkehr sowie im Fall des Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr bei regelmäßigem Einsatz auf planbaren Strecken mit geeigneten Entfernungen und Lademöglichkeiten, wie der Hersteller betont. Auch mehrere Studien kommen zu dem Schluss, das nachhaltigerer Transport vorrangig batterieelektrisch stattfinden sollte.

Lkw mit Brennstoffzelle können insbesondere für sehr flexible und besonders anspruchsvolle Anwendungen im Schwerlastverkehr und im Fernverkehr die bessere (Nischen-) Lösung sein. Dabei ist die Verfügbarkeit einer entsprechenden Infrastruktur und die Verfügbarkeit von ausreichend grünem Strom und grünem Wasserstoff entscheidend für eine erfolgreiche Umstellung auf Brennstoffzellen-Lkw, was aktuell der größte Hemmschuh für Wasserstoff-Lkw ist. Daimler Truck ist der Überzeugung, dass eine zügige und kosteneffiziente Abdeckung dieses Energiebedarfs und der Aufbau der notwendigen Infrastruktur nur mit beiden Technologien möglich sei.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 18.11.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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rabo:

Es leben die dahinreitenden toten Pferde! Gut so ! – und gut für Deutschland, das dank der H2-Forschungsgelder als weltweiter Vorreiter in diesem Bereich gilt. Wichtig ist natürlich in der Tat die Verfügbarkeit von ausreichend grünem Strom und grünem Wasserstoff – und das gilt natürlich ebenso für die vielen BEVs, deren Batterien nicht mit der heimischen PV-Anlage, sondern oft noch mit Kohlestrom geladen werden. Beide Systeme haben ihre spezifischen Anwendungsbereiche, wobei die H2-Technologie klare ökologische Vorteile bietet. Ich denke, ich werde meine Daimler Truck Aktien aufstocken.

Silverbeard:

Witzig, wenn der aktuell obenstehende Artikel der Marktstart vom Mercedes BEV LKW ist…

Marco:

Rausgeschmissenes Geld.

Holger:

[Edit: Kommentar gelöscht wegen „Fascho“-Vergleich, bitte unsere Netiquette beachten, danke. / Die Redaktion]

Wolfbrecht Gösebert:

Wovon träumt Mercedes (und ein einsamer H₂-Fan) eigentlich nachts ?-)

Wenn es schon jetzt keine ernstzunehmende Verteil- und Lade-Infrastruktur für gasförmiges, grünes H₂ gibt, so ist flüssiges H₂ (LH₂) ein absoluter Exot! Kein Wunder, da es ständig in der Nähe des absoluten Nullpunkts (unter −252 °C) gekühlt bleiben muß.

Nach dem Abfüllen in die Fahrzeug-Tanks muß (bei Stillstand des Fahrzeugs) zudem zur Temperatur-Erhaltung ständig H₂ in die Umgebung abgelassen werden … letztlich würden die Tanks dann auch ohne einen Kilometer Fahrstrecke leer!

Von Stückzahlen und einer flächigen Verbreitung solcher LH₂-Exoten-Technik wird man eher nur noch ABGESÄNGE hören :-P
Stattdessen „on the road“ da draußen –> „Daimler Truck feiert Serienstart des Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr“!

Jakob Sperling:

„… von dem H2 LKW hat man nix mehr gehört.“

Von dem H2 LKW hast DU vielleicht nix mehr gehört.

Wolfbrecht Gösebert:

„Politiker sind einfach dumm.“
Dieses Pauschal-Bashing ist NICHT gerechtfertigt: Richtig ist, dass man bei einzelnen Politikern die *sinnvollen* Entscheidungen mit der Lupe suchen kann – Wissing gehört dazu.

BTW: Seine Entscheidung, sich aus der FDP zu verabschieden, gehört womöglich zu den wenigen, eher sinnvollen …

Peter:

„Daimler Truck erhält Millionen-Förderung für Brennstoffzellen-Lkw“
Die Überschrift muss aber lauten: Daimler Truck erhält Millionen-Förderung für Brennstoffzellen-Lkw, diese werden zu Quersubventionierung der BEV-LKW genutzt.

Exakt das gleiche Spiel wie es BMW seit Jahren treibt, H2 Subventionen für BEV nutzen nen nutzlosen H2 Prototyp bauen und erklären das H2 nicht funktioniert und nein im BMW hat noch immer kein H2 Fahrzeug im Konfigurator.

Vor 3 Jahren hat Carmaniac nen H2 LKW von Daimler vorgestellt, was ist aus dem Ding geworden, mit dem BEV Actros sind die quer durch Europa gefahren aber von dem H2 LKW hat man nix mehr gehört.

Christian:

Politiker sind einfach dumm. Anders kannan das heutzutage nicht mehr sagen, Menschen mit Verstand und Werten können gar nicht in Politik.

heinr:

Die letzten Irrwege von Wissing.

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