CyLib: Rohstoff-Recycling statt China-Abhängigkeit

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Cylib

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
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CyLib, ein Unternehmen mit Sitz in Aachen, widmet sich der Entwicklung innovativer Verfahren im Batterierecycling. Ziel ist es, wertvolle Rohstoffe aus Lithium-Batterien effizient wiederzugewinnen und damit den Ressourcenbedarf der Energiewende nachhaltig zu decken, wie die Wirtschaftswoche in einem aktuellen Artikel ausführt. Das Unternehmen verfolgt dabei einen Ansatz, der die Rückgewinnung von mehr als 90 Prozent der enthaltenen Rohstoffe ermöglicht, ohne dabei Qualitätsverluste im Vergleich zu Neumaterial hinzunehmen.

Herkömmliche Recyclingmethoden setzen häufig auf hohe Temperaturen, um Metalle wie Nickel und Kobalt zu extrahieren. Diese Prozesse sind jedoch nicht in der Lage, Rohstoffe wie Lithium und Grafit in nutzbarer Form zurückzugewinnen. CyLib hat einen alternativen Ansatz entwickelt, der auf chemisch weniger intensive Methoden setzt. Das Verfahren verwendet Leitungswasser, um Lithium und Grafit in einem frühen Stadium des Recyclingprozesses aus der Batteriemasse zu separieren, wie Lilian Schwich sagt, Chefin und Co-Gründerin des Aachener Unternehmens CyLib. Diese Herangehensweise sorgt dafür, dass die Rohstoffe in einem Zustand erhalten bleiben, der ihre Wiederverwertung ermöglicht, bevor die weiteren Metalle verarbeitet werden.

Die Technologie von CyLib biete sowohl ökologische wie auch wirtschaftliche Vorteile. Lithium und Grafit werden derzeit überwiegend aus China importiert, was Europa in eine starke Abhängigkeit von diesen Lieferketten bringt. Durch die lokale Rückgewinnung dieser Rohstoffe könnte Europa seine Versorgungssicherheit verbessern und gleichzeitig die Umweltauswirkungen des Rohstoffabbaus reduzieren. Die Methode von CyLib ist zudem darauf ausgelegt, wirtschaftlich effizient zu arbeiten, indem sie auf kostspielige chemische Prozesse weitgehend verzichtet, so die Wirtschaftswoche.

Der Bedarf an Recyclinglösungen für Batterien wird in den kommenden Jahren erheblich zunehmen. Laut aktuellen Studien wird erwartet, dass das Volumen an Altbatterien weltweit von etwa 100.000 Tonnen im Jahr 2024 auf über 400.000 Tonnen bis 2030 und schließlich auf 2,1 Millionen Tonnen bis 2040 ansteigen wird. Trotz der langen Lebensdauer von Elektroauto-Batterien, die mehrere Hunderttausend Kilometer halten können, erreichen viele von ihnen nach zehn bis zwölf Jahren das Ende ihrer Nutzungsdauer. Angesichts dieser Entwicklungen werden effiziente Recyclingverfahren wie das von CyLib eine zentrale Rolle spielen, um den steigenden Bedarf an Rohstoffen zu decken.

CyLib konnte bereits namhafte Investoren wie Porsche und Bosch gewinnen, die das Potenzial der Technologie früh erkannten. Die Unterstützung dieser Partner hat dazu beigetragen, die Entwicklung voranzutreiben und die Strukturen des Unternehmens zu erweitern. Aktuell beschäftigt CyLib 86 Mitarbeiter und arbeitet im Chemiepark Dormagen am Aufbau einer kommerziellen Recyclinganlage. Diese Anlage soll ab 2026 in der Lage sein, jährlich bis zu 30.000 Tonnen Altbatterien zu verarbeiten. Damit leistet CyLib einen wichtigen Beitrag zur regionalen Rohstoffversorgung und zur Entwicklung einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft.

Quelle: Wirtschaftswoche – „Wir brauchen diese Rohstoffe in Europa, weil sie zu 99 Prozent aus China kommen“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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pionierska:

„CyLib hat einen alternativen Ansatz entwickelt, …“

Das evoziert ein Zerrbild. Es ist nur ein vorgelagerter Prozessschritt, um Li-Kationen mit Wasser heraus zu lösen und dabei das Anoden-Graphit aufschwimmen zu lassen, bevor man sich nach der Phasentrennung dem Rest zur Wiedergewinnung der Kathoden-Metalle widmet.

Jakob Sperling:

Gut, dass man das tut, aber keine Lösung, um sich beim Hochfahren der Elektromobilität von der starken Abhängigkeit von China zu befreien.
Wenn man von 20 auf 100% hochfährt, ist es nicht möglich, einen Grossteil des Bedarfs mit Recycling zu gewinnen.

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