Fehlendes Geld: China pausiert Auto-Kaufprämien

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Tobias Stahl
Tobias Stahl
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Mindestens sechs chinesische Städte und Gemeinden haben im Juni ihre E-Auto-Kaufprämien ausgesetzt. Das geht aus einer Auswertung von Regierungsankündigungen hervor, die Reuters durchgeführt hat. Die Maßnahme könnte den Neuwagenabsatz auf dem größten Automarkt weltweit merklich reduzieren, heißt es dort weiter.

In Mitteilungen der Regierungen von Zhengzhou und Luoyang sei die Aussetzung der Prämien mit dem Auslaufen der ersten Finanzierungsrunde begründet worden, die Peking im Rahmen des Programms bereitgestellt hatte, während Shenyang und Chongqing angaben, die Aussetzung sei auf Anpassungen zur Verbesserung der Kapitaleffizienz zurückzuführen.

Abwrackprämien und weitere Subventionen sollen die zurückhaltende Verbraucherstimmung ankurbeln

Die chinesische Regierung hat in der Vergangenheit hochpreisige Güter wie Autos, Haushaltsgeräte und bestimmte Elektronikartikel subventioniert, um den Konsum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt anzuregen. Die Verbraucherstimmung in China gilt aufgrund der anhaltenden Immobilienkrise und der Sorgen um langsames Lohnwachstum und Arbeitslosigkeit als gedämpft. Dementsprechend wurden die Subventionsprogramme der Regierung bisher mit einiger Begeisterung aufgenommen: Nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums wurden allein in diesem Jahr bis zum 31. Mai mehr als 4 Millionen Anträge auf Autokaufprämien gestellt.

Bei Chinas Autoförderung handelt es sich um eine Abwrackprämie, die die Regierung im April 2024 eingeführt hatte. Autofahrer, die ihr altes Fahrzeug verschrotten und ein neues E-Auto kaufen, können aktuell bis zu 20.000 Yuan erhalten – umgerechnet gut 2400 Euro. Wer sein altes Auto gegen einen modernen Benziner eintauscht, erhält bis zu 15.000 Yuan oder gut 1800 Euro.

Die Abwrackprämie war zunächst befristet bis zum 10. Januar dieses Jahres, allerdings entschied die Regierung im Januar, die Abwrackprämie das gesamte Jahr über beizubehalten. Im vergangenen Frühling lagen die Fördersätze noch bei maximal 10.000 Yuan und 7000 Yuan für den Kauf eines Stromers oder Verbrenners, im Sommer 2024 wurden die Fördersätze auf den aktuellen Stand angehoben. Aktuell qualifizieren sich Autokäufer für die Subvention, wenn sie ein Verbrennerfahrzeug abwracken lassen, das 2012 oder früher hergestellt wurde.

Die Anfang dieser Woche veröffentlichten chinesischen Einzelhandelsumsätze für Mai überraschten laut Reuters positiv, die Subventionen wurden als einer der Gründe dafür angeführt. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze betrug 6,4 Prozent und übertraf damit die Prognosen.

Aktuell gibt es noch keine offizielle Ankündigung, wann die Zentralregierung weitere Mittel für die Programme freigegeben will, allerdings haben die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission und das chinesische Finanzministerium erklärt, dass die Subventionen das ganze Jahr über fortgesetzt werden sollen. Analysten gehen dementsprechend davon aus, dass ab Juli neue Mittel für das dritte Quartal zur Verfügung stehen werden.

Chinesische Medien berichten von Subventionsbetrug der Autohersteller

Im Automobilsektor hat das Subventionsprogramm jedoch nicht nur Freunde: Chinas Automobilindustrie befindet sich seit geraumer Zeit in einer aggressiven Rabattschlacht zwischen zahlreichen jungen, aufstrebenden und alteingesessenen Autobauern. Der Preiskampf droht, die Rentabilität der gesamten Branche zu untergraben.

Offizielle Medien in der chinesischen Provinz Henan, zu der Zhengzhou als Hauptstadt gehört, berichteten letzte Woche unter Berufung auf nicht genannte Quellen, dass die chinesische Zentralregierung einige Lücken in den Subventionsprogrammen festgestellt habe und Anpassungen vornehmen wolle. Eines der wichtigsten Probleme seien sogenannte „Gebrauchtwagen mit Nullkilometerstand” – offenbar versuchen einige Akteure, brandneue Autos als stark reduzierte Gebrauchtwagen zu verkaufen, um ihre Lagerbestände abzubauen. Der staatseigenen Zeitung Dahe Daily zufolge sei der Verkauf dieser Nullkilometer-Gebrauchtwagen einer der Hauptgründe dafür, dass die Subventionen früher als erwartet aufgebraucht waren und die Regierung die Prämien aussetzen musste.

In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass das chinesische Industrieministerium Anfang Juni die einheimischen Automobilhersteller zu einem Treffen eingeladen hatte, bei dem das Ministerium die Hersteller dazu aufforderte, ihre Preiskämpfe einzustellen.

Quelle: Reuters – Some Chinese cities pause car-buying subsidies as funds run out

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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Gastschreiber:

Ist das jetzt eine gute Nachricht für die deutsche Industrie, da sie wieder Verbrenner vermarkten kann?

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