Während die neue Regierung bereits ein Weiterführen der attraktiven Kaufprämien für E-Autos 2022 und wahrscheinlich darüber hinaus angekündigt hat, sehen viele ein unspezifisches Fördern aller E-Autos mittlerweile kritisch. Verfolgt der neue Klimaschutzminister Robert Habeck natürlich das klimapolitische Ziel, bis 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf die deutschen Straßen zu bringen, fürchten sich Städter vor einer weiteren Zunahme des Autoverkehrs in den Innenstädten, die jetzt schon hoffnungslos verparkt sind.
Sie argumentieren, dass durch eine Förderung der Elektromobilität im urbanen Raum die Verkehrssituation in der Stadt nicht gut, sondern höchstens weniger schlecht werden würde. Zwar sinken Feinstaub und Abgasgestank, das Platzproblem wäre aber nicht gelöst. Im Gegenteil: viele Städter, die bisher ohne Auto ausgekommen sind, überlegten mitunter den Kauf eines E-Autos, weil dieses ja nun klimafreundlich wäre. Auch wären die Anreize für ein E-Auto in der Stadt höher als auf dem Land: in den Städten befänden sich die meisten Ladesäulen (zb. öffentliche Ladesäulen, Ladepunkte in Parkhäusern, etc.), obwohl es gerade dort mit dem öffentlichen Verkehr, Carsharing-Angeboten und Radwegen die besseren Alternativen gäbe. Hochmoderne Schnellladesäulen würden zuerst in Städten und an Autobahnen gebaut, nicht am Land. Man plädiert daher dafür, in Städten öffentliches Geld nur mehr für diese Alternativen bereitszustellen, jedoch nicht für den Kauf von Elektroautos. Anders sei die Lage am Land, wo auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs auf sich warten lasse. Eine vernünftige Mobilität ohne Auto sei hier kaum möglich, daher wären Förderungen für klimafreundliche Individualmobilität gerechtfertigt.
Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Urbanistik haben bereits vor einigen Jahren in einer Zusammenfassung von Praxiserfahrungen aus den deutschen Elektromobilitäts-Modellregionen darauf hingewiesen, dass „Bürger die Einführung der Elektromobilität mittragen müssen„. Es ist jedoch zu erwarten, dass diese Argumentation bei den Verantwortlichen im Bund wenig Gehör findet. Zu weit entfernt ist noch das klimapolitische Ziel, zu wichtig die Kaufprämien, um potentiellen Käufern von Elektroautos den letzten Impuls zu geben. Es bleibt also Sache der Städte, die Autoströme sinnvoll zu lenken.
Niederländische Kommunen machen es vor: Mindestens 14 von ihnen wollen bis zum Jahr 2025 emissionsfreie Zonen für den Lieferverkehr einführen. Das bedeutet, dass dort ab diesem Zeitpunkt nur noch rein elektrisch angetriebene Lieferwagen und Lkw fahren dürfen. Das geht aus einer von Kommunen, Transportunternehmen und der niederländischen Umweltministerin Stientje Van Veldhoven unterzeichneten Agenda hervor. Die Anzahl der Kommunen in den Niederlanden mit solchen emissionsfreien Zonen wird der Mitteilung zufolge voraussichtlich bis zum Sommer auf etwa 30 steigen.
Quellen: zeit.de – Kein Geld für die E-Autos von Städtern//Deutsches Institut für Urbanistik – Elektromobilität in der Stadt- und Verkehrsplanung
Ich denke sinnvoller wäre es, in den Städten den Parkraum z.B. zu Radwegen umzuwidmen. Die verbleibenden Parkplätze müssen teurer werden. In Städten sind Autos reiner Luxus, es gibt genügend Alternativen. Deswegen sehe ich da auch kein soziales Problem.
Auf dem Land finde ich Autos besser als Busse mit 3 Fahrgästen. Außerdem haben die meisten dort einen privaten Stellplatz, wo Autos geladen werden können.
Es ist doch gar nicht nötig, eine Förderungs-Abgrenzung für „Stadt“-, „Urbanumfeld“ und „Land“-E-Autos zu erfinden … einfach Verbrenner-Einfahrverbote in Stadtzentren (zeitlich, nach Größe, Gewicht, Personenzahl oder wie auch immer definiert …) einzurichten und das Stadt-Parkproblem ist erstmal für Jahre gelöst!
Die Lärm- und Abgasprobleme (u.a. auch NOx) sowieso.
Übrigens: Für Verkehrsverbünde der Großstädte (Berlin/Hamburg/München/…) wünsche ich mir dazu noch das 1-€/Tag = 365-€-Ticket!
Man sollte sich grundsätzlich überlegen, ob es wirklich 2 Tonnen Auto sein müssen.
Im urbanen Bereich mit gut ausgebauten Radstrassen würden auch wettergeschützte 4-Rad-Pedelecs mit Platz für 2 Erwachsene bzw. 1 Erwachsener und 2 Kinder sowie Platz für den Einkauf für die allermeisten Zwecke vollkommen ausreichen. Mit etwa 100 kg und kleinen Batterien zudem resourcenschonend.
Vielleicht erhöht der Gesetzgeber die Geschwindigkeit der Anfahrhilfe von 6 km/h bei den Pedelecs, so dass man auch ohne treten z.B. mit 15 km/h damit fahren könnte. Beim Preis müssten die Pedelec-Anbieter runter, denn 8.000 bis 9.000 Euro für 4-Rad-Pedelecs sind dafür eindeutig zu teuer.
Dacia Spring Electric (1045 kg Leergewicht) sollte 20 bis 30 cm länger gemacht werden, damit auch auf den Rücksitzen 2 Erwachsene gut sitzen könnten. Auch bei Sitzen und Lenkrad sollte nachgebessert werden.
Die L6e-Fahrzeuge (etwa 500 kg Leergewicht) könnten mehr Komfort und Ausstattung vertragen, dann wären sie auch für Fahrer(innen) ab 18 im urbanen Bereich eine Alternative zum 1 bis 2-Tonnen-Auto.
Die jungen Menschen werden sich ihre Städte zurückerobern. Natürlich ist es da kontraproduktiv, wenn die Autogeneration der Boomer jetzt tonnenschwere eSUVs kauft und meint, damit umweltfreundlich zu sein und überall hinfahren zu dürfen.
Aber mittelfristig werden Sperrungen und Citymaut dem Individualverkehr in den Städten auf ein vernünftiges Maß zurückdrängen