BMW: Zipse glaubt „ganz fest an Wasserstoff“ und kritisiert Verbrenner-Verbot

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

BMW-Chef Oliver Zipse sieht das Verbot von Verbrenner-Autos in Europa ab 2035 als einen Irrweg: „Wir halten es für falsch, in Europa den Verbrenner abzuschalten“, sagte er beim Weltmarktführer Innovation Day in Erlangen. „Die Industrie wird hinsichtlich der Skalierung und der Struktur anders aussehen als heute, wenn sie auf nur eine Technologie geht“, gab Zipse zu bedenken. Er wünscht sich von der Politik einen technologieoffenen Ansatz statt eines Schwerpunkts auf die rein batterieelektrische Pkw-Mobilität.

Zipse schlug auch vor, dass der Industrie auferlegt werden sollte, schrittweise klimafreundlicher zu werden, statt ein konkretes Enddatum zu setzen: Eine Verringerung der CO2-Emissionen von fünf Prozent pro Jahr etwa hätte „massive positive Klimaauswirkungen“. Eine „harte Abschaltung“ des Verbrenners hingegen würde „zu Verwerfungen führen, die hier keiner mehr kontrollieren kann“, findet der BMW-Chef. Zipses Denkfehler allerdings ist, dass bis zum geplanten Verbrenner-Verbot noch 13 Jahre Zeit sind und die Hersteller ihre Modellpaletten bis dahin ebenfalls schrittweise auf CO2-arme Antriebe umstellen können. Die Mehrheit der Hersteller hat sogar schon angekündigt, noch vor 2035 in Europa nur noch rein elektrische Modelle anbieten zu wollen.

BMW hingegen will auch längerfristig verschiedene Antriebstechnologien im Portfolio behalten. Neben reinen Elektroautos auch Verbrenner, Hybride und Wasserstoffautos. Diesen Ansatz verfolgen die Münchner, da der Hersteller bzw. Zipse der Meinung ist, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos noch viele Jahre dauern wird, vor allem in bereits jetzt eher strukturschwachen Regionen.

Vor allem die Vorteile von Wasserstoff hebt Zipse in diesem Zusammenhang hervor, da sich der Energieträger leicht mit der bereits vorhandenen Tankstellen-Infrastruktur kombinieren ließe: „Man braucht keine eigene Ladeinfrastruktur“, so Zipse: „Eine Tankstelle rüstet man in zwei Tagen um.“ Bei Ladestationen für Elektroautos hingegen sei womöglich ein umständlich umzusetzender Anschluss ans Mittelspannungsnetz notwendig. „Das ist schon aufwendig. Das wird gehen, aber nicht als ausschließliche Lösung. Das wird viel zu lange dauern“, so der BMW-Chef.

Außerdem sei Wasserstoff „der einzige Rohstoff, der nachhaltig erzeugt und speicherbar ist“, so Zipse. „Deswegen glauben wir ganz fest an Wasserstoff. Es wird kommen und es wird bei BMW kommen, da bin ich mir ganz, ganz sicher“, so der Manager. BMW bereitet derzeit eine Kleinserie von 100 Wasserstoff-Autos auf Basis des SUV X5 vor, die in den kommenden Jahren getestet werden sollen. Eine reguläre Markteinführung von BMW-Wasserstoffautos könnte ab 2025 bewerkstelligt werden.

Quelle: WirtschaftsWoche – BMW-Chef Zipse: „Verbrenner-Verbot führt zu unkontrollierbaren Verwerfungen“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolle:

uhh – VW fährt gerade sein rein elektrisches Werk Zwickau runter. Wo die doch soooo weit vorne sind… Vielleicht summieren die Fans der E-Autos einmal die elektrischen Anschlussleistungen der Schnelllade-Säulen auf … und mit dem heutigen Energiebedarf eines Dorfes vergleichen. Danach kommt jeder ins Grübeln…

Wolfbrecht Gösebert:

„Das sieht meine Verwandtschaft bei BMW ganz tiefenentspannt.“

Kann ja sein …
… aber was willst Du damit über Deine Verwandtschaft aussagen?

Wolfbrecht Gösebert:

„Positiv sind FCEV allein für Hersteller und Werkstätten …“

… sowie für die Multi-Milliardengewinne einer zentralistischen Energie-Wirtschaft, in deren Abhängigkeit sich der FCEV-Fahrer ja weiterhin begibt!

Kliko:

Der ist ja nicht ganz dicht

Norbert Seebach:

Sicher haben Sie Recht damit, dass die Automobilindustrie stets auf ihren Profit bedacht ist(was ja für jedes Unternehmen in bestimmten Grenzen notwendig und legitim ist). Insofern ist natürlich der sog. Herstelleranteil der Kaufprämie für E-Autos absolut eingepreist. Auch die staatliche Förderung führt zweifelsohne nicht dazu, dass E-Fahrzeuge billiger werden – deshalb wird diese ja zukünftig auch deutlich abgeschmolzen. Gleichzeitig sorgt allerdings auch der beinharte Wettbewerb dafür, dass bspw. Preisvorteile durch günstigere Akkus schnell am Markt ankommen. Was mir eher Sorge bereitet ist die nach wie vor ausgeprägte Arroganz der deutschen Hersteller, der besseren Margen wegen nur noch das Luxus-Segment bedienen zu wollen. So werden Durschnittsverdiener geradezu gezwungen, sich für Modelle aus Fernost zu entscheiden, wo bekanntlich Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

Norbert Seebach:

Es ist in der Tat ein Drama, dass die Menschheitsaufgabe der Bekämpfung der Klimakatastrophe von einem einzigen verbrecherischen Diktator derzeit so ausgebremst wird. Nichts desto trotz geht es doch bei der Dekarbonisierung unseres gesamten Lebens und Wirtschaftens nicht um einen „Glaubenskrieg“, sondern um die Frage, ob auch für unsere Kinder und deren Nachkommen noch ein menschenwürdiges Leben auf diesem Planeten möglich ist! Dank jahrzehntelanger gezielter Desinformations-Kampagnen der Fossillobby und politischer Untätigkeit sind wir heute in dieser erbärmlichen Situation. In diese sind wir ebenso blauäugig hineingeschlittert wie in die immer größere Energieabhängigkeit von Russland. Was nützt es uns, wenn wir die Elektrifizierung der Mobilität abermals auf die lange Bank schieben und bspw. das KBA in wenigen Jahren nicht mehr umhin kommt, alle Verbrenner zwangsweise aus dem Verkehr zu ziehen?

Norbert Seebach:

Darüber hinaus sollte man wissen, dass eine H2-Tankstelle etwa um den Faktor 10(!) teurer ist als eine Ladesäule, entsprechend „dünner“ der Ausbau, entsprechend länger die Anfahrtswege, entsprechend geringer die vermeintlichen Vorteile bei Reichweite und Zeitaufwand. Von den horrenden Kosten der H2-Erzeugung und Energieverschwendung durch Umwandlungsverluste Mal ganz abgesehen. Positiv sind FCEV allein für Hersteller und Werkstätten: Viele wartungsintensive Komponenten und sündhaft teure Anschaffungskosten!

panib:

„… die keinen Ölwechsel brauchen, so gut wie nie neue Bremsen sowie keine Auspuffanlagen benötigen, generell viel weniger Teile haben, die verschleißen oder kaputt gehen könnte;…“. Diesen finanziellen Verlust haben die Burschen doch schon jetzt ‚eingepreist‘. Und ich bin sehr skeptisch, ob die Autobauer fallende Akkukosten in der Zukunft an ihre Kunden weiter geben werden.

Rene:

Woher will Zispe überhaupt das viele Platin für die Brennstoffzelle hernehmen. Wegen seiner Seltenheit werden jährlich nur geringe Mengen gewonnen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Platin

Kei Sieber:

Ist halt auch Prioritätenfrage:
Wenn wir Familienurlaub(e) absagen würden, wär‘s eine gewisse Einbuße an Lebensqualität.
Wenn wir hingegen unser 5 Jahre altes bzw. junges Auto statt in 2022/23, wie geplant, erst vielleicht 2-3 Jahre später gegen einen Neuen austauschen, „juckt‘s“ uns eigentlich kein bisschen.

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