BMW könnte, will aber keine E-Autos mit mehr als 1000 km Reichweite bauen

Cover Image for BMW könnte, will aber keine E-Autos mit mehr als 1000 km Reichweite bauen
Copyright ©

Elektroauto-News.net

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Autohersteller BMW hat einige neues Details zu seinen Lithium-Ionen-Batterien der nächsten Generation verraten. Die Gen6 genannten Stromspeicher für BMWs Elektroautos, die bekanntermaßen erstmals bei den Münchnern eine zylindrische Form aufweisen, sollen ab 2025 in den Fahrzeugen der Neuen Klasse verbaut werden. Bislang setzt BMW auf flache, prismatische Zellen.

Thomas Albrecht, BMWs Leiter der Abteilung Efficient Dynamics, hat der britischen Autocar nun verraten, dass die Gen6-Batterien nicht dafür genutzt werden sollen, Elektroautos mit Reichweiten jenseits der 1000-Kilometer-Marke zu bauen – obwohl es möglich wäre. „Die Gen6-Batterien werden uns 30 Prozent oder sogar mehr Reichweite geben als unsere aktuelle Gen5, aber wir werden nicht über 1000 km hinaus gehen, obwohl wir es können. Wir glauben nicht, dass eine so große Reichweite notwendig ist“, so Albrecht.

Die DC-Schnellladezeit soll ebenfalls um bis zu 30 Prozent verbessert werde. Dies bedeutet, dass die Gen6-Ära in der Lage sein wird, ein ultraschnelles Laden von rund 270 kW zu unterstützen. Somit schließt BMWs Neue Klasse zu den derzeitigen Spitzenreitern auf wie dem Porsche Taycan oder dem Kia EV6, die beide ein 800-Volt-Batteriesystem verbaut haben. In Sachen Gewicht sollen die Gen6-Akkupacks etwa 10 bis 20 Prozent weniger wiegen als die aktuellen Gen5-Batterien, die für einen Mittelklasse-Pack etwa 300 kg auf die Waage bringen.

Die kommenden zylindrischen Zellen der Gen6 verwenden eine einzigartige BMW-Chemie. Sie messen 46 mm Durchmesser und entweder 95 mm oder 120 mm in der Höhe, so Autocar. Die Änderung der Zellform hat auch ein neues Batteriepack-Design hervorgebracht, das schlanker ist und eine flexiblere Integration in das Chassis ermöglicht, womit die Batterie im Wesentlichen zu einem integralen Bestandteil der Fahrzeugstruktur wird.

Die Zellen sollen aus weniger Kobalt, dafür aber mehr Nickel bestehen. Als Lieferanten hat BMW bereits die beiden chinesischen Batteriehersteller CATL und EV genannt. Um der Nachfrage nach den neuen Gen6-Batterien gerecht werden zu können, plant BMW gemeinsam mit seinen Partnern sechs neue Batteriewerke in Nordamerika, China und Europa. Diese sollen sich in der Nähe bestehender Automobilwerke befinden, um die Transportwege zu verkürzen.

Der BMW-Chefentwickler Albrecht erklärte, dass die neuen Batteriezellen besonders langlebig sein sollen. „Unsere internen Vorgaben sind anspruchsvoller als die gesetzlichen“, sagte er hierzu. Zum Beispiel schreibt die USA vor, dass die Stromspeicher von Elektroautos nach zehn Jahren immer noch 80 Prozent der ursprünglichen Leistungsfähigkeit aufweisen müssen. Das soll die Neue Klasse übertreffen.

Deutlich geringere Kosten

Es gibt auch finanzielle Vorteile: BMW schätzt, dass die Änderungen im Batteriedesign und -herstellungsprozess dazu führen werden, dass die Produktionskosten des Akkus um etwa 50 Prozent sinken könnten – eine besonders signifikante Ersparnis wenn man bedenkt, dass die Batterie derzeit etwa 30 bis 40 Prozent der gesamten Kosten eines E-Autos ausmacht. Auch CO2 könne eingespart werden: Laut BMW fallen im Produktionsprozess gut 60 Prozent weniger CO2 an.

Auch beim Recycling strebt BMW ein hohes Maß an Nachhaltigkeit und einen Kreislaufprozess an, wie Marie Therese von Srbik erklärt, die Chefin der Batterie-Entwicklung Gen6: „Wir haben es sogar schon geschafft, unseren ersten geschlossenen Kreislauf mit einem unserer Hersteller in China zu erreichen“. Allerdings sei noch mehr Entwicklungsarbeit notwendig, da Batterien eine lange Lebensdauer von im Idealfall mehr als 20 Jahren aufweisen und sich eine komplette Branche umkrempeln muss. „Aber wir können irgendwann an einen Punkt kommen, an dem die meisten, wenn nicht alle Edelmetalle in unseren Batterien aus recycelten Quellen stammen können“, stellt von Srbik in Aussicht.

Andere Batterietechnologien schließt BMW für die Zukunft nicht aus: „Wir haben etwa Lithium-Ionen-Phosphatbatterien untersucht, aber die Energiedichte auf Zellebene ist viel geringer. Daher wäre es sinnvoller, diese Technologie in Fahrzeugen mit geringerer Reichweite zu verwenden“, so von Srbik. Gen6-Batterien werden nach ihrer Einführung im Jahr 2025 von allen Marken der BMW Group verwendet, also auch in Fahrzeugen der BMW-Tochtermarken Rolls-Royce und Mini. Letztere beiden wollen ab 2030 nur noch rein elektrische Modelle anbieten.

Quelle: Autocar – Next-gen BMW EVs to get new battery tech for 620-mile range

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Klaus Bücker:

Das sind gute Nachrichten. Vielleicht erreicht der i40 dann auch die versprochene Höchstgeschwindigkeit. Und bei der Reichweite im realen Betrieb ist dann zumindest 500 KM drin. Aktuell ist das für mich als Langstreckenfahrer auf jeden Fall n. n. praxistauglich.

Skodafahrer:

Tesla redet seit Jahren nur von 4680 Zellen, aber noch nicht von noch größeren Zellen, BMW plant jetzt schon bis zur 46120 Zelle.
Damit würde die kWh noch etwas günstiger werden.
Es ist richtig von BMW jetzt noch nicht über Fahrzeuge mit 1000 km WLTP Reichweite zu reden.
Weiterhin bräuchte man für mindestens 150 kWh Batteriekapazität auch stärkere 800V Ladegeräte, sonst wäre die Ladezeit viel zu groß. Da die Batterie beinahe doppelt so groß wäre, wie heute im Porsche Taycan. Dann wäre es möglich, mit nur einem Ladestopp durch Deutschland zu fahren, auch wenn man das Auto wie einen BMW fährt.
Man kann derzeit mehr Verbrenner in der Übergangszeit verkaufen und man will auf keinen Fall den Osbourne Effekt auslösen.

Tobias:

Ich würde nie was gegen 1000km reale Reichweite sagen. 800 genügen vollkommen, damit man quasi nie auf der Autobahn laden muss. 800 real bedeuten aber 1400-1600km WLTP bei einem EV.

Groß:

BMW werden mit dieser Einstellung bald nur noch Historiker kennen.

Mehr kann man zu dem was BMW noch von sich gibt nicht mehr sagen.

Läubli:

Als Junger oder jung gebliebener will man halt meistens ein bisschen Spaß haben. Im Pensionsalter kannst du dann noch genug mit 100 auf der Autobahn rumgurken und die Temperamentvollen Mitfahrer belästigen. Man darf die Interessen der Anderen nicht vergessen und nicht nur an sich selber denken, das ist egoistisch, egal auf welcher Seite man ist.

Rudi Ratlos:

…und so setzt sich grausam die Vollgasmentalität in Richtung full power for ever fort… Wenn die Menschheit nicht endlich begreift, dass alle Ressourcen endlich sind, und dass es wichtigeres gibt, als mit Maximaltempo (bald 130) durch diese Welt zu brettern, dann gute Nacht für die Menschen nach uns. Suffizienz heißt auch Vernunft in puncto Mobilität – für alle, auch die „Sport“- Piloten.
Und 1000 km bei vernünftiger Fahrweise sind nun wirklich genug!

Alexey:

Stand nicht im Artikel das sie mit ihren Partnern 6 neue Batteriewerke bauen werden von Nordamerika über Europa bis nach China? Wer sagt denn das bei denn Amerikanischen und europäischen Werken nicht primär BMW dahinter steht?

Läubli:

Ja das ist natürlich korrekt, aber wie es halt so ist, schmückt sich mancher Hersteller mit fremden Federn. Denn, die Masse weiß das ja nicht und es liest sich natürlich besonders gut, gerade noch, wenn man so geheimnisvoll tut, wie das der Herr hier von BMW macht. Aber keine Angst, die Deutschen müssen sich im E-Auto Markt zuerst noch beweisen, die haben noch gar nichts erreicht und bieten für den „Mittelstand“ keine E-Autos mit Power an. Die werden noch viele Kunden verlieren, wenn Sie da nichts anbieten.

Tobias:

Ich glaube da nicht dran.
Natürlich wird es einen realen Bedarf an Fahrzeugen mit >1000km WLTP geben, denn bei EVs reden wir da leider nur von 500km (eher 400) Winterreichweite auf deutschen Autobahnen bei BMW-typischem Fahrprofil.
Außerdem wird zukünftig vehicle-to-grid (V2G) eine wesentliche Rolle spielen – und da gewinnt auch der größere Akku.
Und nicht zuletzt: Ich denke, dass sich in puncto Ladegeschwindigkeit noch einiges tun wird – aber auf eine Art und Weise, die vielen EV-Begeisterten nicht gefallen wird. Oder glaubt ihr im Ernst, dass man 300kW zu 60ct/kWh an der Autobahn wird laden können? Wir gehen jetzt schon straff Richtung 70-80ct/kWh und der Leistungspreis ist noch gar nicht eingeführt. Wer dann in 2025 1 EUR/kWh + Leistungszuschlag von 1EUR/100kW/kWh zahlen möchte, also bei einer Ladung mit 300kW dann 3-4 EUR/kWh… dem sei der kleine Akku vergönnt. Alle Anderen laden abseits der Piste – so wie heute die Mehrheit der Verbrennerfahrer, die schlichtweg auf der Autobahn nicht tanken müssen.
Nun gut, wir werden sehen.

Peter:

BMW stellt keine Batterien her. Die kaufen die bei den Chinesen ein, dass ist der Realzustand der deutschen Autobauer! Ich könnte kotzen! Die unerträgliche Arroganz der letzten Jahre hat die dorthin hingeführt.

Ähnliche Artikel

Cover Image for So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

So fährt sich das Concept AMG GT XX mit 960 kW Ladeleistung

Sebastian Henßler  —  

Wir sind den Concept AMG GT XX exklusiv gefahren: Erste Eindrücke von 1000 kW Power, 600 kW Rekuperation und 960 kW Ladeleistung im Extremtest.

Cover Image for VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

VDA: „Das Auto bleibt die tragende Säule der IAA Mobility“

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: VDA-Chef Mindel erklärt, warum die IAA Mobility heute mehr ist als eine Autoshow – und welche Rolle München im globalen Dialog spielt.

Cover Image for Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Messe München: Wächst die IAA der Stadt schon über den Kopf?

Sebastian Henßler  —  

Exklusiv: Christian Vorländer erklärt, warum die Messe München die IAA langfristig halten will – und welche Strategie dahintersteckt.

Cover Image for Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Schäfer, Mercedes: China fehlt Formel-1-Technologietransfer

Sebastian Henßler  —  

Die Rekordfahrt in Süditalien war für Mercedes-AMG mehr als Show. Schäfer sieht darin den Beweis, dass Formel-1-Technik den Unterschied zu China ausmacht.

Cover Image for Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Deep Dive Concept AMG GT XX – Wir waren in Nardò dabei

Sebastian Henßler  —  

EAN war bei der Rekordjagd in Nardò vor Ort: Das Concept AMG GT XX setzte 25 Rekorde, wir durften die Technik, das Team und die Abläufe exklusiv kennenlernen.

Cover Image for Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Zeekr: „Sind ein junges Unternehmen mit europäischer Seele“

Sebastian Henßler  —  

Zeekr baut Europa zum Kernmarkt aus – mit lokaler Entwicklung, eigenen Teams in Göteborg und Amsterdam sowie klarer Ausrichtung auf Substanz.