Avatr 12: Das Beste aus China und Deutschland?

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Avatr

Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Mit der Kombination aus deutschem Design und chinesischer Technik soll der Avatr 12 Europa erobern. Dazu kommt noch jede Menge Technik, um das autonome Fahren Realität werden zu lassen.

Der Mann auf der Bühne sieht aus wie ein Student, der gerade sein Vordiplom absolviert hat. „Hallo, ich bin Tan Benhong, Sie können mich Ben nennen“, sprudelt es aus ihm heraus. Und dann kommt so ein Satz, mit dem der CEO des Start-ups Avatr die Lacher auf seine Seite zieht: „München bedeutet für Chinesen Fußball, Bier und Autos!“ Da es um die Weltpremiere des Avatr 12 (ausgesprochen one two, nicht twelve) geht, sind die ersten beiden Attribute der bayerischen Landeshauptstadt für den Autobauer aus dem Reich der Mitte vermutlich von nachrangiger Bedeutung.

Avatr

Bei den Autos schaut es schon anders aus. Schließlich befindet sich hier das Designzentrum für die Avatr-Automobile. Der Chefdesigner Nader Faghihzadeh hat beim Design des BMW 7er und des 6er Gran Coupé mitgewirkt. Der 5,02 Meter lange Avatr 12 ist genau das, ein Gran Coupé. Interessanterweise eines ohne Heckscheibe und mit einem Display auf der Motorhaube, um so mit den Menschen außerhalb des Autos zu kommunizieren. Hell genug ist es trotz des geschlossenen Hecks allemal. Ein großes Glasdach sorgt für eine angenehme Atmosphäre im Innenraum. Schließlich sollen sich die Passagiere im Avatr 12 wie einem gemütlichen Kokon fühlen.

Platz ist aufgrund des langen Radstands von 3,02 Metern im Überfluss vorhanden, wie eine erste Sitzprobe zeigt. Das gilt auch für die Kopffreiheit, trotz der abfallenden Dachlinie. Der Innenraum ist entschlackt und durchaus ansehnlich. Allerdings irritieren die zwei Ebenen der Monitore etwas. Während ein klassischer Touchscreen in der Mitte prangt, verläuft dahinter, unterhalb der schrägstehenden Windschutzscheibe, ein schmales Displayband.

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Avatr wählt ein bewährtes Muster, um erfolgreich zu sein. Die Formen des Autos kommen von Designern, die für deutsche Hersteller gearbeitet haben, und die Technik aus China. Das automobile Start-up entstammt einer Kooperation des Batterieproduzenten CATL, dem chinesischen Automobilherstellers Changan Automobile sowie dem Tech-Konzern Huawei. Nicht die schlechteste Basis, um ein Vehikel in kürzester Zeit auf die Räder und in die Schauräume der Händler zu stellen. Avatr wurde erst 2018 gegründet und schon vier Jahre später kam das erste Fahrzeug, der Avatr 11 für den Preis von rund 50.000 Dollar in China auf den Markt. Im Winter soll der Avatr 12 und im nächsten Jahr zwei weitere Modelle folgen.

Der Avatr 12 wird es in zwei Versionen geben: Als Hecktriebler mit 230 kW / 313 PS und mit einem Allradantrieb mit 425 kW / 578 PS. Die Batterie hat eine Kapazität von 94,5 Kilowattstunden. Damit kommt der Stromer 650 Kilometer (Allradversion) beziehungsweise 700 Kilometer weit. Allerdings steht die WLTP-Homologation noch aus. Bei aller Antriebspower liegt das Hauptaugenmerk beim Avatr 12 auf den autonomen Fahrfunktionen. Aus diesem Grund ist das Auto vollgestopft mit Technik: 29 Sensoren, darunter drei LiDAR-Sensoren sowie einen Hochleistungs-Zentralrechner, der die Flut an Informationen verarbeitet und dabei auf künstliche Intelligenz setzt.

Avatr

Damit der Robo-Pilot auch die richtigen Entscheidungen trifft, haben die chinesischen Ingenieure angeblich bereits 15 Millionen Kilometer zurückgelegt, sind 200.000 Stunden autonom gefahren und ließen das Gran Coupé 1,6 Millionen Mal automatisch einparken. So beeindruckend diese Zahlen auch klingen, sagt das nur bedingt etwas über die Qualität der Tests aus. Tag für Tag auf einer kerzengeraden Autobahn bei bestem Wetter ist ein himmelweiter Unterschied. Wann und wie der Avatr 12 die Freigabe des Robo-Fahrens auf deutschen Straßen bekommt, wird sich zeigen. Klar ist jedoch, dass es das Start-up gemeinsam mit Partner Huawei beim selbsttätigen Fahren ernst meint. Allerdings kosten die drei LiDAR-Sensoren auch einiges, sodass der Avatr 12 kein Sonderangebot wird.

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Wolfgang Gomoll

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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Thyl Engelhardt:

Da die Akkus viel Platz brauchen, kann man eigentlich nur in die Höhe (aerodynamisch äh schwierig) oder in die Länge gehen. Es würde mich nicht wundern, wenn der Wagen im Innenraum so viel Platz hat wie ein Verbrennerfahrzeug von ca. 4,80 m Länge, also Passat und so. Man vgl mit dem Lucid Air, hinten erstaunlich wenig Platz. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen, zumal Länge auch bessere Aerodynamik bedeutet.

Fellow Miller:

Das hat mit Verzweiflung nichts zu tun, sondern damit, dass es Käufer gibt, die sich den Luxus eines Autos über 150.000 € leisten können und wollen. Wenn SIE das nicht wollen, ist das Ihre Sache, aber bestimmen Sie nicht darüber, dass das kein Mensch braucht. Oder wollen Sie das, was diese Menschen verdienen und ausgeben wollen beschneiden?

Norbert:

Ziel meilenweit verfehlt!

Matthias Geiger:

Solche Autos braucht kein Mensch. Das ist die pure Verzweiflung an Autos über 150.000 Euro fest zu halten.

titan:

Zwar mal KEIN SUV, aber auch viel zu fett und groß für europäische Verhältnisse, dank Unübersichtlichkeit wieder eine Gefährdung mehr für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer+innen
SUV = Sozial unverträgliche Vehikel

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