Audi steht schon seit längerer Zeit unter starkem Druck. Die Verkaufszahlen der Marke sind in den ersten neun Monaten des Jahres global um rund 10 Prozent gesunken, und die Stimmung im Unternehmen bleibt angespannt, wie das Manager Magazin in seiner Berichtserstattung feststellt. Neue Modelle, die für einen Aufschwung sorgen sollten, zeigen bisher nicht die erhoffte Wirkung. Selbst das Hauptwerk in Ingolstadt arbeitet nicht auf voller Kapazität.
Besonders der Kompaktwagen A3, dessen Produktion teilweise in Ingolstadt stattfindet, leidet unter Lieferproblemen für wichtige Bauteile. Zum Jahresende wird mit einer deutlichen Unterauslastung gerechnet. Zusätzlich ist die Schließung des Brüsseler Werks für Februar beschlossen – ein Schritt, der nach langen Verhandlungen feststeht und etwa 3000 Arbeitsplätze betrifft.
Das finanzielle Bild zeigt sich ebenfalls besorgniserregend: Mit Rückstellungen in Höhe von einer Milliarde Euro (Schließung Brüssel) rutschte Audi in den ersten drei Quartalen des Jahres auf eine operative Umsatzrendite von nur 2,5 Prozent ab, was die Marke nur knapp über der Krisengrenze von Volkswagen hält. Positive Zahlen innerhalb der Markengruppe Progressive verdankt Audi vor allem den Erfolgen der Luxusmarken Lamborghini und Bentley. Trotzdem bezeichnete Konzernchef Oliver Blume die Marke Audi als „Restrukturierungsfall“.
Restrukturierung und Sparmaßnahmen bei Audi
Audi-CEO Gernot Döllner reagiert mit weitreichenden Einschnitten, wie aus dem Bericht des Manager Magazins hervorgeht. Die Schließung in Brüssel sei hierbei nur der Anfang eines umfassenden Restrukturierungsplans. Besonders im sogenannten indirekten Bereich, also außerhalb der Produktion, sind demnach Einsparungen geplant. Allein in der Entwicklung könnten mehr als 2000 Stellen wegfallen. Insgesamt arbeitet Audi in Deutschland mit etwa 30.000 Beschäftigten im indirekten Bereich. Die Zielmarke liege bei einem Abbau von rund 15 Prozent, was etwa 4500 Arbeitsplätze bedeuten könnte. Noch gebe es keine festen Vereinbarungen, und die Gespräche mit dem Betriebsrat stehen am Anfang. Fest stehe jedoch, dass Kündigungen vermieden werden sollen.
Finanzchef Jürgen Rittersberger machte demnach auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt klar, dass Audi zu teuer produziere und entwickle. Die zuletzt erzielten Ergebnisse seien 2024 nicht erreichbar. Das bestehende Sparprogramm Audi.Zukunft soll überprüft werden, um zu klären, ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind. Seit 2019 sind im Rahmen dieses Programms bereits 7800 Stellen abgebaut worden, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verschärft. Audi hält dennoch an der Beschäftigungsgarantie bis 2029 fest. Gleichzeitig bemüht sich das Unternehmen, die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Parallel dazu versucht Audi, mit der Audi Agenda seine Prozesse und Strukturen zu verbessern. Die Strategie sieht eine Produktoffensive vor, die sowohl neue Elektroautos als auch Verbrenner umfasst. Vor allem Verbrenner wohlgemerkt, denn nur vier von 13 neuen Modellen und Modellvarianten werden vollelektrisch daherkommen. Dafür werden Verbrenner mittlerweile teurer gehandelt, als die Autos mit E-Antrieb. Der Anteil reiner Elektroautos an den Auslieferungen stieg leicht von 8,8 Prozent im Vorjahr auf aktuell 9,3 Prozent, was 115.788 Stück entspricht – bezogen auf Zahlen bis Ende des dritten Quartals. Allerdings sank die Gesamtzahl der verkauften Autos um etwa 150.000 Einheiten. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Herausforderungen auf dem Markt weiterhin bestehen.
Kritische Stimmen und Zukunftsprojekte
Besonders in der Entwicklungsabteilung gibt es Unruhe. Dort arbeiten mehr als 10.000 Menschen, davon rund 9000 in Deutschland. Die Abteilung, einst das Aushängeschild der Marke, wird nun als überdimensioniert betrachtet. Döllner und Konzernchef Blume streben an, dass weniger Aufträge an externe Dienstleister vergeben und Aufgaben verstärkt intern gelöst werden. Dies führte bereits zu einer Reorganisation, bei der zentrale Führungskräfte verdrängt wurden. Die Stimmung ist angespannt, und viele Mitarbeitende fühlen sich verunsichert.
Für zusätzliche Diskussionen sorgen Döllners neue Entwicklungsprojekte, wie ein kleiner Sportwagen, der intern als C-Sport bezeichnet wird. Ob das Modell tatsächlich gebaut wird, steht bisher nicht fest, da die Investitionen bislang nicht freigegeben sind. Einige Kritiker innerhalb des Unternehmens sehen das Projekt als teuer und unnötig an. Die hohen Kosten belasten das Budget weiter, während Audi ohnehin mit Verzögerungen bei neuen Modellen kämpft – zum Beispiel wegen Problemen bei der Softwareentwicklung durch die Tochtergesellschaft Cariad. Stichwort: Marktstart Audi Q6 e-tron.
Ein weiteres Problem sind verschobene Modellreihen, darunter die lukrativen RS-Modelle. Diese hochmotorisierten Autos, die bei Audi traditionell hohe Margen versprechen, verzögern sich, weil Döllner eine Überarbeitung anordnete. Dies erhöht nicht nur die Entwicklungskosten, sondern kostet das Unternehmen auch wertvolle Zeit auf dem Markt.
Während Audi sich bemüht, wieder auf Kurs zu kommen, bleibt die Lage angespannt. Neue Modelle wie der Q6 e-tron und der elektrische A6 sind zwar verfügbar, aber die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück. Audi-CEO Gernot Döllner versucht, das Team auf seine Pläne einzuschwören, doch nicht alle Mitarbeitenden folgen ihm vorbehaltlos, wie das Manager Magazin seinen Bericht beendet.
Quelle: Manager Magazin – Wie auch Audi Tausende Stellen streichen will