Audi-Chef Döllner setzt auf harte Sparmaßnahmen

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Audi steht schon seit längerer Zeit unter starkem Druck. Die Verkaufszahlen der Marke sind in den ersten neun Monaten des Jahres global um rund 10 Prozent gesunken, und die Stimmung im Unternehmen bleibt angespannt, wie das Manager Magazin in seiner Berichtserstattung feststellt. Neue Modelle, die für einen Aufschwung sorgen sollten, zeigen bisher nicht die erhoffte Wirkung. Selbst das Hauptwerk in Ingolstadt arbeitet nicht auf voller Kapazität.

Besonders der Kompaktwagen A3, dessen Produktion teilweise in Ingolstadt stattfindet, leidet unter Lieferproblemen für wichtige Bauteile. Zum Jahresende wird mit einer deutlichen Unterauslastung gerechnet. Zusätzlich ist die Schließung des Brüsseler Werks für Februar beschlossen – ein Schritt, der nach langen Verhandlungen feststeht und etwa 3000 Arbeitsplätze betrifft.

Das finanzielle Bild zeigt sich ebenfalls besorgniserregend: Mit Rückstellungen in Höhe von einer Milliarde Euro (Schließung Brüssel) rutschte Audi in den ersten drei Quartalen des Jahres auf eine operative Umsatzrendite von nur 2,5 Prozent ab, was die Marke nur knapp über der Krisengrenze von Volkswagen hält. Positive Zahlen innerhalb der Markengruppe Progressive verdankt Audi vor allem den Erfolgen der Luxusmarken Lamborghini und Bentley. Trotzdem bezeichnete Konzernchef Oliver Blume die Marke Audi als „Restrukturierungsfall“.

Restrukturierung und Sparmaßnahmen bei Audi

Audi-CEO Gernot Döllner reagiert mit weitreichenden Einschnitten, wie aus dem Bericht des Manager Magazins hervorgeht. Die Schließung in Brüssel sei hierbei nur der Anfang eines umfassenden Restrukturierungsplans. Besonders im sogenannten indirekten Bereich, also außerhalb der Produktion, sind demnach Einsparungen geplant. Allein in der Entwicklung könnten mehr als 2000 Stellen wegfallen. Insgesamt arbeitet Audi in Deutschland mit etwa 30.000 Beschäftigten im indirekten Bereich. Die Zielmarke liege bei einem Abbau von rund 15 Prozent, was etwa 4500 Arbeitsplätze bedeuten könnte. Noch gebe es keine festen Vereinbarungen, und die Gespräche mit dem Betriebsrat stehen am Anfang. Fest stehe jedoch, dass Kündigungen vermieden werden sollen.

Finanzchef Jürgen Rittersberger machte demnach auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt klar, dass Audi zu teuer produziere und entwickle. Die zuletzt erzielten Ergebnisse seien 2024 nicht erreichbar. Das bestehende Sparprogramm Audi.Zukunft soll überprüft werden, um zu klären, ob zusätzliche Maßnahmen notwendig sind. Seit 2019 sind im Rahmen dieses Programms bereits 7800 Stellen abgebaut worden, doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verschärft. Audi hält dennoch an der Beschäftigungsgarantie bis 2029 fest. Gleichzeitig bemüht sich das Unternehmen, die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Parallel dazu versucht Audi, mit der Audi Agenda seine Prozesse und Strukturen zu verbessern. Die Strategie sieht eine Produktoffensive vor, die sowohl neue Elektroautos als auch Verbrenner umfasst. Vor allem Verbrenner wohlgemerkt, denn nur vier von 13 neuen Modellen und Modellvarianten werden vollelektrisch daherkommen. Dafür werden Verbrenner mittlerweile teurer gehandelt, als die Autos mit E-Antrieb. Der Anteil reiner Elektroautos an den Auslieferungen stieg leicht von 8,8 Prozent im Vorjahr auf aktuell 9,3 Prozent, was 115.788 Stück entspricht – bezogen auf Zahlen bis Ende des dritten Quartals. Allerdings sank die Gesamtzahl der verkauften Autos um etwa 150.000 Einheiten. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Herausforderungen auf dem Markt weiterhin bestehen.

Kritische Stimmen und Zukunftsprojekte

Besonders in der Entwicklungsabteilung gibt es Unruhe. Dort arbeiten mehr als 10.000 Menschen, davon rund 9000 in Deutschland. Die Abteilung, einst das Aushängeschild der Marke, wird nun als überdimensioniert betrachtet. Döllner und Konzernchef Blume streben an, dass weniger Aufträge an externe Dienstleister vergeben und Aufgaben verstärkt intern gelöst werden. Dies führte bereits zu einer Reorganisation, bei der zentrale Führungskräfte verdrängt wurden. Die Stimmung ist angespannt, und viele Mitarbeitende fühlen sich verunsichert.

Für zusätzliche Diskussionen sorgen Döllners neue Entwicklungsprojekte, wie ein kleiner Sportwagen, der intern als C-Sport bezeichnet wird. Ob das Modell tatsächlich gebaut wird, steht bisher nicht fest, da die Investitionen bislang nicht freigegeben sind. Einige Kritiker innerhalb des Unternehmens sehen das Projekt als teuer und unnötig an. Die hohen Kosten belasten das Budget weiter, während Audi ohnehin mit Verzögerungen bei neuen Modellen kämpft – zum Beispiel wegen Problemen bei der Softwareentwicklung durch die Tochtergesellschaft Cariad. Stichwort: Marktstart Audi Q6 e-tron.

Ein weiteres Problem sind verschobene Modellreihen, darunter die lukrativen RS-Modelle. Diese hochmotorisierten Autos, die bei Audi traditionell hohe Margen versprechen, verzögern sich, weil Döllner eine Überarbeitung anordnete. Dies erhöht nicht nur die Entwicklungskosten, sondern kostet das Unternehmen auch wertvolle Zeit auf dem Markt.

Während Audi sich bemüht, wieder auf Kurs zu kommen, bleibt die Lage angespannt. Neue Modelle wie der Q6 e-tron und der elektrische A6 sind zwar verfügbar, aber die Nachfrage bleibt hinter den Erwartungen zurück. Audi-CEO Gernot Döllner versucht, das Team auf seine Pläne einzuschwören, doch nicht alle Mitarbeitenden folgen ihm vorbehaltlos, wie das Manager Magazin seinen Bericht beendet.

Quelle: Manager Magazin – Wie auch Audi Tausende Stellen streichen will

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Smartino:

Und wie heisst diese neue Marke?

Groß:

Warum stellt Audi in China ein Auto vor für 2025 welches einen 100kWh Akku hat, Front und Heckmotor, eine der Zeit angepasste Bedienoberfläche und das zu einem vernünftigen Preis und neuster Ladetechnik.
Ach weil Audi in China dieses Auto unter einer neuen Marke heraus bringt. Die 4 Ringe dich den beleuchteten Schriftzug „AUDI“ ersetzt.
Es ist „zu bewundern“ was entgegnet dem Geschwätz in Deutschland im Ausland alles möglich ist was in Deutschland unmöglich ist.
Audi warum kannst Du ein solches E-Auto nicht auch In Deutschland auf den Markt bringen?

Pedro G.:

Wenn Audi keine Verbrenner “Made in Germany” in China mehr verkauft und kein innovativer PlugIn-Hybrid hat wundert mich das jetzt nicht mehr !
Ach das Tehma Stromgenerator für E-Autos als Reichweitenverlängerung wurde verschlafen !

Heinz:

Der A6 E-Tron wäre ein schönes Auto, nur die Preispolitik ist eine Zumutung.. Die Zwangspakete treiben den Preis massiv in die Höhe…. Wenn man eine andere Farbe haben will muss man einige sehr teure Pakete mitkonfiguieren (Glasdach, größere Reifen/felgen, Sportsitze usw.
und dann gibt es nur magere 4% Rabatt

Roman L.:

Der kommt in China mit SAIC.. vielleicht dann auch mit saftiger Steuer nach DE *thumbsup*

Hans Christoph Thumm:

Und ein wirklich nötiger A-4 etron fehlt weiter!!

Josef:

Arroganz, ausruhen auf alten Lorbeeren und äußerste Selbstverliebtheit (und nein Spaltmaße interessiert niemand)…verkauft keine Autos.

Der Q6 und A6 sind für sich sehr gute Autos, nur hat genau niemand danach gefragt…ist leider so…auf eAutos hat in dem Geschäftskundebereich kaum jemand gewartet…die jetzigen Verbrenner erfüllen den Zweck. Alle Firmen die keine internen CO2 Ziele haben, interessieren die Autos nur, wenn der Preis stimmt und das tut er nicht, da der kleinste A4/5 mit 150ps Benziner reicht als Firmenwagen…locker 20 bis 30k billiger…ein Q6/A6 kaum unter 80k…nö, das wird nichts.

Die Autos müssen entscheidend billiger sein als Verbrenner, damit die gekauft werden, was sie derzeit (noch) nicht sind…die Rabattschlacht wegen den CO2 Werten hat nur im Ansatz begonnen.
Ich gehe davon aus, dass in Dezember 2025 massenhaft mit aller Gewalt eAutos zugelassen werden…und in 2026 als Tageszulassungen mit riesigen Rabatten verhökert werden.

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