Dass nach vier Stunden an AC-Ladesäulen eine Blockiergebühr anfällt, ist inzwischen bei vielen Anbietern Standard. Auch drei Stunden gibt es ab und an, einige wenige Anbieter rufen an DC-Schnellladestationen bereits nach einer Stunde die Zusatzgebühr auf – zumeist sind es 0,12 Euro pro Minute. Die Überlegung dahinter ist nachvollziehbar: Gerade für Langstreckenfahrten so wichtige Schnelllader sollen nicht unnötig zugeparkt werden. Der niederländische Ladestation-Betreiber setzt nun ebenfalls genau hier an, und das ziemlich streng.
An allen europäischen Schnellladern wird Allego ab dem 1. Juli eine Blockiergebühr bereits nach 45 Minuten erheben, verkündet das Unternehmen in einer Mitteilung auf der eigenen Internetseite. Der Betrag soll je nach Land etwas variieren, für Deutschland sind aber knapp 0,25 Euro pro Minute vorgesehen. Wer eine Stunde länger an der Ladestation steht, zahlt also fast 15 Euro drauf.
“Diese Gebühr stellt sicher, dass alle E-Fahrer einen fairen und rechtzeitigen Zugang zu den Ladestationen haben”, schreibt Allego. Angesichts des raschen Wachstums des Elektroauto-Marktes und der steigenden Nachfrage nach Ladeinfrastruktur müssten die Ladestationen effizient genutzt werden, heißt es weiter. Die Gebühr für die Überschreitung der Ladezeit soll verhindern, dass die Ladestationen länger als nötig belegt werden, um eine gerechtere Verteilung der Ressourcen zu gewährleisten, führt Allego aus.
Zudem verteidigen die Niederländer die kurze Zeit, nach der die Blockiergebühr bereits greift. Das Aufladen einer 70-kWh-Batterie von 10 auf 80 Prozent dauere in der Regel etwa 45 Minuten, wenn man von einer durchschnittlichen Ladegeschwindigkeit von 65 kW ausgeht. “Diese Zeitspanne ist ein vernünftiger Richtwert, der auf den derzeitigen Möglichkeiten von Elektrofahrzeugen basiert“, schreibt Allego. Allerdings gibt es durchaus Elektroautos, die es in 45 Minuten zumindest im Winter nicht von 10 oder 20 Prozent auf 80 Prozent schaffen.
Zwischen den Zeilen ist zudem herauszulesen, dass dieser Schritt auch daran liegt, dass das Unternehmen nicht überall so viele Ladepunkte errichten kann wie gewünscht. Denn Allego schreibt, dass man damit “die zunehmenden Verzögerungen bei der Installation neuer Ladegeräte und Stationen aufgrund von Netzbeschränkungen in vielen europäischen Ländern abmildern” möchte. Auch in Deutschland gilt die Netzkapazität vielerorts als Flaschenhals, wegen dem Projekte der Elektromobilität stark verzögert werden oder am Ende derzeit gar noch scheitern.
Quelle: Allego – Mitteilung im Juni 2024