ADAC-Wallbox-Test 2023: Alle „gut“, aber…

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Felix Katz
Felix Katz
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Der ADAC hat acht Wallboxen von Automobilherstellern zwischen 500 und 1000 Euro unter die Lupe genommen. Darunter die Hersteller BMW, Ford, Hyundai, Mercedes, Peugeot, Tesla, Volvo und Volkswagen. Nicht nur beim Preis gibt es große Unterschiede, sondern auch bei der Ausstattung. Eines vorweg: Alle sind „gut“, aber …

Wer Elektroauto fahren möchte, sollte sich natürlich auch Gedanken übers Laden machen. Das geht an öffentlichen Ladesäulen oder nicht selten auch auf der Arbeit. Besonders glücklich schätzen darf sich allerdings jeder, der sich zuhause eine Wallbox hinhängen kann. Die Auswahl wird kontinuierlich größer, so dass es Kunden nicht einfacher gemacht wird, sich für die richtige Ladestation zu entscheiden. Besonders positiv: „Inzwischen haben sie einen hohen Sicherheitsstandard erreicht. Das war bis vor Kurzem noch nicht so“, erklärt der ADAC. Die aktuell größten Unterschiede liegen laut des Automobilclubs in der Ausstattung, der Handhabung der Geräte und schließlich beim Preis.

ADAC-Wallbox-Test 2023: Das Ergebnis überrascht
Noten: ++ (sehr gut), + (gut), O (befriedigend) und X für (ausreichend) – (mangelhaft)
1* keine App, aber WLAN-fähig | Abbildung: ADAC

Je teurer, desto besser? Gilt nicht immer

Zwischen 500 und 1000 Euro kosten die getesteten Geräte. In Relation zu Produkten auf dem freien Markt seien das laut der Experten „erstaunlich wettbewerbsfähige Preise“. Auf den sonst üblichen Aufschlag für das Markenlogo wurde nämlich hier offenbar verzichtet. Die Wallboxen von Ford, Hyundai, Volvo und VW bestromen den Akku des Autos mit bis zu 11 kW Ladeleistung. Das reicht fürs Laden zu Hause im Normalfall problemlos aus. Die Boxen von BMW, Mercedes, Peugeot und Tesla können theoretisch auch mit bis zu 22 kW Ladeleistung betrieben werden – unter der Voraussetzung, dass das angeschlossene Auto ein 22-kW-Bordladegerät besitzt und eine offizielle Genehmigung des örtlichen Netzbetreibers vorliegt.

Um Bestnoten im Test zu erzielen, muss sich laut ADAC eine Wallbox nicht nur als funktionssicher herausstellen, sie muss sich zudem durch eine umfangreiche Ausstattung und eine hohe Benutzerfreundlichkeit hervortun. Vielen Verbrauchern genüge es nämlich nicht mehr, ihr E-Auto unkompliziert und zuverlässig zu laden. Sie wollen darüber hinaus auch per Smartphone-App eine Ladehistorie auslesen können sowie den aktuellen Ladezustand und die verbleibende Ladedauer angezeigt bekommen. Und das nicht nur, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe von Auto und Wallbox aufhalten (per Bluetooth), sondern auch aus der Ferne (per Internet).

Alle acht getesteten Wallboxen von den Autoherstellern erreichen ein gutes Ergebnis„, erklären die Tester. Auf den ersten drei Rängen landen die Geräte von Hyundai, Mercedes und Peugeot. Besonders erfreulich war, dass weder Ladeabbrüche bei den Wallboxen, noch Probleme bei den Sicherheitstests aufgetreten seien.

Größere Unterschiede gibt es hingegen bei den Ausstattungsumfängen, was sich auch im Preis widerspiegelt. „Wer beim Laden auf digitalen, appbasierten Bedienungskomfort verzichten kann, findet schon für 500 Euro eine gut funktionierende Wallbox“, laut ein erstes Zwischenfazit. Den Sieg mit der Note 1,8 sichert sich die Wallbox Pulsar Plus von Hyundai. Zum Preis von 911 Euro erhält der Käufer eine kompakte Wallbox, die sicher und zuverlässig ihren Dienst verrichte. Abgerundet werde dieses Ergebnis durch die beste App im Testfeld. So lasse sich der Ladestrom in Echtzeit vom Verbraucher einstellen: zum Beispiel drosseln, wenn der Stromverbrauch im Haus gerade sehr hoch ist. Ein kleines Defizit der Hyundai-Box ist der dritthöchste Standby-Stromverbrauch von knapp 36 kWh pro Jahr.

ADAC-Wallbox-Test 2023: Das Ergebnis überrascht
Peugeots Wallbox braucht mit 49,9 kWh pro Jahr am meisten Standby-Strom, Volkswagens ID. Charger mit 7 kWh am wenigsten | Abbildung: ADAC

Peugeots Wallbox zieht am meisten Strom

Den zweiten Platz hinter dem Testsieger teilen sich die Wallboxen von Mercedes-Benz und Peugeot (ePro Full), die jeweils die Gesamtnote 1,9 erreichen. Als einzige Modelle im Test kommen sie mit einem integrierten Mobilfunk-Modem samt SIM-Kartenslot und bieten so auch dort Vernetzung, wo kein LAN-Kabel oder WLAN vorhanden ist. Die Peugeot-Wallbox bringt dazu eine SIM-Karte mit und bietet ein Display mit Informationen zur aktuellen Ladeleistung, Energieabgabe, Ladedauer sowie dem Status der Vernetzung. Weniger gut ist dem ADAC das sehr große Gehäuse aufgefallen.

Die BMW Wallbox Gen 3 und die Ford Connected Wallbox erreichen jeweils die Note 2,0, was natürlich immer noch gut ist. Die Wallbox von BMW biete laut der Tester ein sehr gutes Kabelmanagement samt Steckergarage und eine zusätzlich mitgelieferte Kabelablage. Die App nimmt leider nur über Bluetooth Kontakt zur Wallbox auf und biete deshalb lediglich einen geringen Mehrwert für den Nutzer. Das Gerät von Ford habe hier deutlich mehr zu bieten, es lasse sich auch über das Internet erreichen und kann per App die Wallbox für Ladungen freigeben. Zudem lassen sich weitere Nutzer autorisieren.

Der Gen 3 Wall Connector von Tesla sowie die Volvo-Garo-Wallbox beherrschen Grundtugenden wie Zuverlässigkeit und Sicherheit, jeweils sogar mit AC- und DC-Fehlerstromschutz. Dazu kostet die kompakt gebaute und attraktiv gestaltete Tesla-Box gerade einmal 500 Euro, das günstigste Angebot im Test. „Ihr fehlt es jedoch an Ausstattung, denn bis auf eine Taste am Stecker des Ladekabels, um die Ladeklappe eines Tesla-Fahrzeugs bequem zu öffnen, gibt es nichts zu erwähnen“, so das Resümee.

Die mit einem Preis von 999 Euro teuerste Wallbox im Test, die von Volvo, habe mehr zu bieten. Zum Beispiel einen messgenauen Stromzähler. Der lasse sich – wie auch weitere Elemente im Inneren – bei einem Defekt leicht ersetzen. Beiden Wallboxen gemein ist der Zugriff per WLAN, um über ein Web-Interface Einstellungen vorzunehmen. Aber: Eine Smartphone-App gäbe es hier wie da leider nicht.

Das Schlusslicht im Testfeld bildet die Wallbox namens ID. Charger von Volkswagen. Dafür ist sie fast so günstig wie die Box von Tesla: nur 569 Euro. „Die VW-Box konzentriert sich auf zuverlässiges und sicheres Laden von E-Autos und erreicht trotzdem die gute Note 2,2. Somit ist sie alles andere als ein Verlierer“, erklären die Experten weiter. Wer Sonderfunktionen und Ausstattungskomfort wünscht, kann übrigens zu den teureren Schwesterboxen ID. Charger Connect oder ID. Charger pro greifen. Dann gibt es auch eine Internetanbindung, Steuermöglichkeiten über die App „WeConnect ID.“, ein intelligentes Energiemanagement sowie eine Strommessung. Wären jene Modelle zum Test herangezogen worden, so wäre das Testergebnis vielleicht anders ausgefallen.

Beträchtliche Unterschiede zwischen den Boxen sind auch beim Stromverbrauch im Stand-by-Betrieb festzustellen. Die Box von Peugeot sticht mit dem höchsten Verbrauch hervor, der sich im Jahr auf 49,9 kWh summiert. Für ein E-Auto mit einem 50-kWh-Akku ist das praktisch eine Vollladung an „verschenktem“ Strom. Am besten schneidet hier laut Test die Box von Volkswagen ab, bei der aufs Jahr gesehen nur sieben kWh verloren gehen. Wer mit der Auswahl an Hersteller-Wallboxen immer noch nicht zufrieden ist, kann sich natürlich auch auf dem freien Markt umschauen. Auch hier hat der ADAC in den vergangenen Jahren immer wieder Modelle getestet.

Quelle: ADAC – Wallbox-Test: Welche Wallboxen bieten am meisten fürs Geld? / Volkswagen – Informationen zum ID. Charger

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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