ADAC Pannenstatistik: E-Autos haben die wenigsten Pannen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die aktuelle ADAC Pannenstatistik zeigt, welche Pkw am häufigsten im Jahr 2022 liegengeblieben sind. Erstmals in der Wertung: Elektroautos aus dem Zulassungsjahr 2020. Mit positiven Ergebnissen für die Stromfahrzeuge: Alle vier berücksichtigten E-Modelle hatten in ihren Klassen im Vergleich zu den Verbrennern die Nase leicht vorn.

Beim Gesamtpannenaufkommen in 2022 entfielen 43,2 Prozent der Pannen auf die Batterie – 3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. 17,4 Prozent der Pannen betrafen die Kategorie Motor und 10,6 Prozent die Kategorie Elektrik. Die Fahrzeuge Audi A4, BMW 1er, 3er und X3 gehören in allen Erstzulassungsjahren zu den zuverlässigsten Modellen bei den Verbrennern. Die höchste Pannenquote aller Modelle lieferte der Fiat Ducato des Baujahres 2013. Die wenigsten Pannen insgesamt hatten der VW ID.3 und der mittlerweile nicht mehr produzierte BMW i3 des Zulassungsjahrs 2020.

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Beim Vergleich Verbrenner und reine Elektro-Modelle wurden jeweils nur Fahrzeuge mit Erstzulassungsjahr 2020 verglichen. Zudem wurden, genau wie bei den Verbrennern, nur die E-Autos ausgewertet, die mindestens 7000 Zulassungen in zwei Jahren aufweisen konnten. Bei den Kleinwagen war das der BMW i3 und der Renault Zoe, in der unteren Mittelklasse das Tesla Model 3 und der VW ID.3.

Probleme mit der Starterbatterie kamen demnach gleich häufig vor. Bei den Verbrennern gab es mehr Reifenpannen, was sich durch die höhere Anzahl an gefahrenen Kilometern erklären lässt (E-Fahrzeuge laut ADAC 12.000 Kilometer, Verbrenner im Schnitt 20.300 Kilometer pro Jahr). Keine großen Unterschiede gab es beispielsweise bei Pannen der Beleuchtung, der Karosserie und der Bremsen. Größere Unterschiede gab es hingegen in den Gruppen „Auto-Schlüssel“ und „Motor, Motormanagement, Hochvolt-System“, in denen jeweils die Elektroautos besser abschnitten.

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Gründe können sein, dass bei Elektro-Autos häufiger Keyless Systeme eingesetzt werden, wodurch der Pannengrund „Schlüssel im Auto“ deutlich seltener vorkommt, so der Automobilclub. Der Unterschied beim Motor könne unter anderem auf den deutlich einfacheren technischen Aufbau eines E-Motors zurückgeführt werden.

Insgesamt wurden in der aktuellen ADAC Pannenstatistik 155 Fahrzeugreihen von rund 20 Automarken ausgewertet. Herangezogen wurden alle Pannen im Laufe des Jahres 2022, die Fahrzeuge im Alter von 3 bis 10 Jahren (Erstzulassung 2013 bis 2020) betrafen.

Auch E-Autos haben eine Starterbatterie

Wer beim Begriff „Starterbatterie bei E-Autos“ stutzig wurde, bekommt eine kurze Erläuterung: Auch Elektroautos haben immer mehr als eine Batterie verbaut. Neben dem für den Antrieb zuständigen Lithium-Ionen-Akku mit 400 bzw. 800 Volt und Dutzenden Kilowattstunden Kapazität ist bei allen E-Modellen auch eine herkömmliche 12-Volt-Batterie an Bord, wie man sie von konventionellen Autos kennt.

Bei Verbrennern ist der Begriff „Starterbatterie“ wörtlich zu nehmen, da sie die Kolben des Motors in Schwung bringt. Das ist beim Elektroauto zwar nicht notwendig, aber auch beim Stromer startet ohne eine gesunde 12-Volt-Batterie nichts. Denn der Strom aus der kleinen Batterie wird benötigt, um den Stromkreis der Antriebsbatterie zu schließen. Die muss – so will es der Gesetzgeber – bei geparkten Fahrzeugen sicherheitshalber abgekoppelt sein. Wird das E-Auto wieder eingeschaltet, führt es mit der Energie aus der Starterbatterie eine Sicherheitsprüfung durch und schaltet die Traktionsbatterie wieder für das Antriebssystem frei. Auch Kleinverbraucher wie etwa die Cockpitbeleuchtung oder das Infotainment-System werden durch die Starterbatterie mit Strom versorgt.

Deshalb leiden auch E-Auto-Fahrer:innen unter dem gleichen Pannen-Problem wie Verbrenner-Fahrer:innen. Einer leeren bzw. nicht funktionstüchtigen Batterie, was vor allem an besonders klirrenden Wintertagen sowie nach längeren Standzeiten auftritt. Und das selbst dann, wenn das E-Auto am Ladekabel hängt. Denn über das externe Kabel wird ausschließlich die Traktionsbatterie geladen, die 12-Volt-Batterie wird – wie auch beim Verbrenner – während der Fahrt mit Energie versorgt.

Quelle: ADAC – Pressemitteilung vom 09.05.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Helmut L.:

Mein KIA Ekektroauto lädt auch im geparkten Zustand die 12V-Hilfsbatterie aus der Hochvolt-Traktionsbatterie nach.
Und dennoch war die 12V-Batterie nach einem Jahr defekt. Leider werden inzwischen in den Autos – egal, ob E-Autos oder Verbrenner – nur noch Bleiakkus in AGM-Technologie verbaut: Viel teurer und extrem defektanfällig. Bei AGM-Batterien befindet sich zwischen den Bleielektroden ein Glasvlies, das mit dem Elektrlyten getränkt ist.

Wolfbrecht Gösebert:

@ Jens:

„[Häufiger Kaltbetrieb ist] ein sehr gutes Argument pro BEV,“

Ja, da insbesondere der E-Motor den besseren Wirkungsgrad eh bei niedrigeren Temperaturen hat :)

Jens:

Wer stellt denn alle 900 Meter den Motor kalt ab? Das ist doch wohl etwas zu weit her geholt.

Und die Motoren werden tatsächlich nicht warm. Schon ein regulärer Verbrenner braucht im Winter Ewigkeiten, bis er seine Betriebstemperatur erreicht; das ist bei PHEV kein bisschen besser.
Da ein erheblicher Anteil der Fahrten eben keine Langstrecken sind, ist das für diesen Anwendungsfall ein sehr gutes Argument pro BEV, welche unter diesem Problem gar nicht erst leiden.

Jens:

Was auch überhaupt nicht schlimm ist, denn dann wird die 14V-Batterie eben nach dem Ladevorgang aus der HV-Batterie aufgefüllt.

Jens:

Sachbezogen war das aber nun auch nicht gerade, sondern voll mit BEschänigungen für den Verbrenner und Desinformationen gegen das BEV.

Ein PHEV ist mitnichten das „Beste von beiden Welten“, eher macht darin jeder Teil den anderen schlechter.

Natürlich ist es schlecht, wenn ein Verbrenner ein für den Betrieb unnötiges erhebliches Zusatzgewicht mit sich herumschleppt, was auch bezahlt, gewartet und repariert werden will, zusätzlich zu dem ganzen, komplexen und verschleißanfälligen Verbrennerstrang. Und natürlich ist es schlecht, wenn der elektrische Antriebsteil zwangsläufig dermaßen mickrig ausgelegt ist, dass man damit keine 100km weit kommt, um dann mit ebenso mickrigen Laderaten stundenlang wieder befüllt zu werden. Und natürlich ist es schlecht, ein Auto zu fahren, dass Erdöl verbrennt. Und es ist schlecht, wenn das Fahrgefühl unter Lastwechseln, Antriebswechseln, Lärm und Vibration leidet.

Warum also mit einem als „Brückentechnologie“ verbrämten Bastard herumschlagen, wenn es unnötig ist?

E. Kamprad:

das ganze Hybridgedöns ist die Summe der Probleme, das Schlechteste aus beiden Welten.“
– ?!? –
Ach so, danke für den Hinweis. Oder ist es eher so, dass bei PHEV´s die Vorteile von elektrischem und konventionellem Antrieb kombiniert sind? Der konventionelle Motor schaltet sich zu, wenn es nötig ist – bei Erreichen der unteren Ladungsgrenze des Akkus, wenn besonders viel Leistung benötigt wird oder die Heizleistung nicht ausreicht. Ein PHEV bleibt erst dann stehen, wenn der Tank leer ist. Der wird innerhalb v. 6 Minuten an der nächsten Tankstelle aufgefüllt und die Reise wird fortgesetzt. 12V- Anlage und Auspuff sind den veränderten Anforderungen angepasst. Darüberhinaus sind Hybride und PHEV´s als Brückentechnologie zu sehen.
Ein BEV bleibt stehen, wenn das Akku leer ist, dazu die Suche nach einer freien und kompatiblen Lademöglichkeit zu vertretbaren kwh- Preisen (nicht, so wie bei einigen HPC- Anlagen die kWh 99 Cent kostet) und die Wartezeiten während des Ladevorgangs. Eine weitere Reise mit einem BEV muss deshalb bedeutend genauer geplant werden als bei einem PHEV.
Und, ein BEV ist nur so sauber unterwegs, wie der Strom produziert wurde, mit dem er fährt. Haben Sie sich mal darüber informiert, wie hoch die CO2- Emission bei dem derzeitigen Strom- Mix pro kWh ist? Lt. Umwelbundesamt verursachte die Produktion EINER kWH im Jahr 2021 durchschnittlich 420 g CO2. Herzlichen Glückwunsch!
Es ist nicht alles Gold, was glänzt – Diskussionen sollten sachbezogen geführt werden, Dogmatismus hat noch keinen weitergebracht.

Michael Jahrens:

Leider liegt Herr Hofstetter völlig daneben. Hybrid war ein guter Ansatz, auch die Reichweite stimmt bei einigen Anbietern (80-100km) aber dann stellt sich die frage warum nicht gleich ein reines E-Auto.
Aber weder laufen die Motoren bei Hybriden nicht warm – genau das tun sie zwangsweise und es dauert nur einige Minuten. Auch stirbt keine Batterie wegen der Startvorgänge, die 12 V Batterie wird genau so geladen, wie es für die Fahrweise nötig ist – Ausnahme bilden die Kurzstreckenfahrer 5 km und dabei 6 x Starten, weil sie den Motor abstellen, nicht weil START-STOP das will.
Herr Hofstetter vermischt hier 30 Jahre altes Wissen mit aktuellen Fahrzeugen, das passt nicht!

Herwig:

„…die 12V Batterie stirbt wegen zu vieler Startvorgänge…“
Das hat aber eher nix mit dem „Hybridgedöns“ zu tun, sondern liegt primär an der Stop-Start-Automatik, mit der sich die Hersteller günstige Abgaswerte herbeilügen!

Robert:

so sollte es bei allen E-Autos zum Standard werden ist aber noch nicht bei allen so

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„… selbst dann, wenn das E-Auto am Ladekabel hängt […] wird ausschließlich die Traktionsbatterie geladen, die 12-Volt-Batterie wird – wie auch beim Verbrenner – während der Fahrt mit Energie versorgt.“

Das ist in dieser Entschiedenheit falsch – gilt also nicht für alle eAutos! – da ich eFahrzeuge kenne, die die 12-V-Bleibatterie sowohl im Stand sporadisch nachladen (solange die Traktionsbatterie einen Mindestfüllstand hat!) als auch während des Anschlusses an der Ladestation!

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