ADAC: Ladeinfrastruktur an Rastanlagen verbesserungswürdig

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ADAC / Theo Klein

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos an deutschen Autobahnen ist einer Untersuchung zufolge nach wie vor verbesserungswürdig. Das zeige ein aktueller ADAC Test an 40 Rastanlagen entlang der wichtigsten Autobahnrouten. Während an 37 der getesteten Rastanlagen Ladeinfrastruktur immerhin vorhanden war, zeigen sich bei genauer Betrachtung doch erhebliche Unterschiede, die sich auf den Komfort und die Praxistauglichkeit von Elektroautos auf Langstreckenfahrten auswirken.

16 dieser 37 Anlagen, also 43 Prozent, boten ausschließlich Ladesäulen mit weniger als 150 kW Ladeleistung an, mehrheitlich konnte Strom hier sogar nur mit bis 50 kW geladen werden – zu wenig, um kurze Ladezeiten zu ermöglichen. Nur vier der 21 Rastanlagen mit Schnellladesäulen mit mindestens 150 kW bieten sogenanntes High-Power-Charging mit mehr als 300 kW an, nämlich Auerswalder Blick Süd (A4), Gütersloh Süd (A2), Fuchsberg Süd (A20) sowie Brohltal West (A61). Allerdings gab es mit Allertal West (A7), Eisenach Nord (A4) und Am Haarstrang Süd (A44) auch drei Rastanlagen ohne jegliche Ladeinfrastruktur.

Neben der Ladeleistung hat der ADAC auch die Anzahl der Ladepunkte untersucht. Sechs der 21 Rastanlagen mit Ladesäulen von 150 bis 350 kW verfügten lediglich über maximal drei Ladepunkte – ein zeitgemäßer Ladepark sollte nach Ansicht des ADAC mindestens zehn bieten. Durchschnittlich kamen die 21 Rastanlagen nur auf einen Wert von gut vier Ladepunkten ab 150 kW. Falschparker, die die Tester auf acht der 37 Rastanlagen mit Ladeinfrastruktur vorfanden und die temporär zumindest einen Ladeplatz blockierten, verschärfen das Problem zusätzlich.

Der ADAC bemängelt auch den oft noch fehlenden Komfort an den Ladesäulen. Überdachte Ladeplätze, die Autofahrer bei Regen schützen – Standard beim Tanken – sind selten, nur zwei Rastanlagen boten diese Möglichkeit. Für Fahrer von Gespannen bleibe das Laden weiterhin eine Herausforderung: Nur an einer Rastanlage war es möglich, ohne Abkuppeln und Rangieren des Anhängers zu laden.

Kritisch sieht der ADAC die Bezahlmöglichkeiten: An Schnellladesäulen mit einer Leistung von mehr als 150 kW müssen E-Autofahrer für die Ad-hoc Bezahlung weiterhin einen QR-Code benutzen, um dann mit Debit- oder Kreditkarte zahlen zu können. Dies berge Sicherheitsrisiken, da Kriminelle mit gefälschten QR-Codes durch sogenanntes Quishing an Kreditkartendaten gelangen können. Nur vereinzelt fanden die Tester bereits Kartenterminals an den Ladesäulen.

Um den Hochlauf der E-Mobilität voranzutreiben und den Einsatz auf Langstrecken attraktiver zu machen, müsse der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter beschleunigt werden, so Deutschlands größter Automobilclub. Der ADAC fordert an Rastanlagen Ladeparks mit mindestens zehn Ladepunkten und einer Ladeleistung von mindestens 150 kW, deren Anzahl mit steigendem Bedarf erweiterbar sein sollten. Zudem sollten Ladeplätze überdacht und ausreichend beschildert sein.

Quelle: ADAC – Pressemitteilung vom 15.10.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

Ein Gastschreiber schrieb hier u.a.:
„… also warum wollen oder können die Raststätten womöglich gar nicht ausbauen?“

Zitat aus c&p–> http://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/unternehmen/tank-und-rast-kritik-100.html

»Tank und Rast nutzt Fast-Monopol aus:
Die allermeisten Tankstellen und Raststätten an deutschen Autobahnen gehören ein- und demselben Konzern, nämlich Tank und Rast. Rund 360 Tankstellen und über 400 der circa 440 bewirtschafteten Rastanlagen sind Teil des Unternehmens. Eine echte Konkurrenz gibt es nicht.

Wem Tank und Rast gehört
Tank und Rast gehört einem Unternehmenszusammenschluss aus verschiedenen Investoren. Neben der Allianz Capital Partners GmbH und der Munich Re haben auch ein staatlicher Pensionsfond aus Kanada (Omer Infastructure) und ein offizieller staatlicher Vermögensfonds aus China (China Investment Corporation) Anteile an Tank und Rast.«

Zitat aus c&p–> electrive.net/2024/07/09/tauziehen-um-autobahn-lader-fastend-hofft-auf-schnelles-urteil/
vom 09.07.2024:

»Fastned und Tesla wollen nicht hinnehmen, dass das Quasi-Monopol von Tank & Rast und der Autobahn GmbH des Bundes an Autobahnraststätten auch auf das Schnellladen ausgedehnt wird. In dem laufenden Rechtsstreit muss der EuGH ein Urteil sprechen, doch das könnte noch dauern. Einer der Kläger gibt sich zuversichtlich.«

Peter Bigge von Berlin:

Fürholzen West ist zwar Design-mäßig gut gelungen und nett anzusehen, die Ladestation an sich ein Konstruktionsfehler.
Einerseits wird das Rondell in Zukunft nicht genügend Ladestationen bieten, andererseits ist und wird es nie tauglich für Anhänger.

Peter Bigge von Berlin:

Alle Beteiligten sollten einmal dringlichst nach Dänemark geschickt werden, dessen Ladenetz mehr als positiv auffällt.
Ladesäulen in Hülle und Fülle, an gut platzierten Stellen.
Kommste nach Deutschland an die erste Ladestation, kannst du dich gefasst machen auf „Funktioniert nicht“, lädt mit 50KW oder es steht ein Verbrenner auf der Ladestelle. Auch schlimm, es gibt keine Toiletten. Große Ausnahme sind nach wie vor die Tesla-Ladestationen, die wirklich vorbildlich sind, selbst für Nicht-Tesla-Fahrer.
Ja bitte also, die Ladestationen müssen mächtig auf bzw. entlang der Autobahnen ausgebaut werden, die Autohöfe sind bereits jetzt die bessere Wahl.
In den Städten muss es an jeder Ecke Ladestationen geben, und nicht nur die Säule mit den zwei 11kW-AC-Anschlüssen, welche versteckt in der dunklen Ecke zu finden ist.

Läubli:

Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass es Menschen oder ganze Firmen gibt, die lebenslang nicht lernen können. Das scheint bei der E-Mobilität und vor allem aber bei den Ladesäulenbauer/Planer/Anbieter genau zuzutreffen.
Man weiss ja von den Verbrennertankstellen schon jahrelang was am besten funktioniert… warum kommen Menschen auf die Idee, dass Strom tanken grundsätzlich etwas anderes sei?? Warum baut man die Ladesäulen nicht in derselben Anzahl und genauso vom Platz und Raumformat her wie die Benzintanksäulen? Dann hätte weder ein Gespann Probleme noch hätten wir zu wenige davon. Hat da wieder mal nur Tesla mitgedacht und gleich von Anfang her genügend Ladesäulen aufgestellt, es sieht genauso aus. Auch bei den Kabeln vor allem für DC-Laden kennt man schon lange den Staubsauger, der hat aufrollbare Kabel… warum muss man das zuerst wieder neu erfinden?? Es wäre wegen der Wärme durch Spiralkabel kein Problem vorhanden. Manchmal fragt man sich wirklich, wo die Menschheit geblieben ist.

Wir, die Menschen, kennen ja alles… warum tun wir es bei der E-Mobilität nicht gleich von Anfang an gut… sondern gehen in die „Steinzeit“ zurück?

Robert:

das an den Rastanlagen nichts vorangeht liegt an dem Tank&Rast Monopol dagegen hat ja Fastnet und Tesla geklagt diser Prozess dauert nun schon mind. 2Jahre verstehe überhaupt nicht warum es so lange dauert bis da endlich mal ein Urteil im Sinne der Verbraucher gefällt wird

Walter Gutmann:

Ich vermute, dass wenig bis kein Platz an den Raststätten vorhanden ist.
Und wenn, dann wird er zugeparkt von LKW

Gastschreiber:

Es stimmt, der Ausbau der Infrastruktur ist wichtig, damit kann man ein Argument der Gegner entkräften. Was ich schade finde, warum zeigt man aber einen Ladepark, der nicht jeden Kritikpunkt erfüllt, sonst ist man eher überdramatisch und hier jetzt Samthandschuhe?
Ich glaube auf den Ladepark stand ich schon, wenn er das ist, dann kann man sich auch einmal anhören, wie eine Wasserstofftankstelle BMWs volltankt. Wobei, die Zufahrt war so eng, da kommt man kaum rein, nicht gespanntauglich, einziger Vorteil Überdachung, ich stand bei Regen dort, leider ist die Fläche so offen, dass das schmale Dach dann trotzdem kaum hilft, da der Wind alles schön reinpusten kann :)
Was mir auch fehlt, ein Grund für das Ergebnis, also warum wollen oder können die Raststätten womöglich gar nicht ausbauen?
Ich versuche inzwischen seltener reine Rasthöfe anzufahren sondern nutzt die Autohöfe, diese liegen quasi direkt neben der AB und haben oft bessere Infrastruktur und sind kein wirklicher Umweg.

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