ABB-Chef zum Verbrenner-Aus: „Politik versteht die Wirtschaft nicht“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Michael Halbherr, CEO bei ABB E-mobility, hat in einem Interview mit dem Merkur aus München hart abgerechnet mit dem Zick-Zack-Kurs beim Aus für fossile Verbrenner in der EU. Halbherr hat wenig Verständnis für Aussagen von Unions-Politikern wie Manfred Weber (EU-Politiker), Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder von der CSU, die die EU-Vorgaben infrage stellen, ja geradewegs torpedieren.

„Dieses Hü-Hott, das wir gerade erleben, ist das schlimmste, was der Industrie passieren kann“, sagt Halbherr. Die Industrie müsse sich darauf verlassen können, dass Maßnahmen und Förderungen „für eine gewisse Zeit“ Bestand haben. „Diese kontinuierlichen Änderungen – ich weiß nicht, ob die Politik versteht, was das für eine Wirtschaft bedeutet“, sagt der ABB E-mobility-Chef, der unverhohlen zugibt, stark an der Wirtschaftskompetenz mancher Politiker zu zweifeln: „Man sieht, dass bei den Politikern zu oft die Erfahrung in der Wirtschaft fehlt.“

In anderen Ländern laufe das „ganz klar besser“, so Halbherr, wie etwa in den USA, wo „mittlerweile Privatunternehmen Raketen ins Weltall schießen“, ermöglicht durch klare Rahmenbedingungen und Anforderungen. Hierzulande jedoch sei das anders: „Spätestens mit jeder Wahl ändern sich die Vorgaben und Richtlinien. Und das ist ein riesiger Bremsklotz.“

Grundsätzlich sei Halbherr für Technologie-Offenheit und gegen Verbote. Allerdings müsse man bei der Bewertung der Technologien fair bleiben: „Ein Verbrenner-Auto hat beispielsweise eine Energieeffizienz von rund 30 Prozent. Beim E-Auto sind es über 80 Prozent – ein riesiger Vorteil.“ Die E-Mobilität werde „konsequent unterschätzt“, kritisiert der der ABB-Chef und sagt, „hundertprozentig überzeugt“ zu sein, „dass das E-Auto besser ist als der Verbrenner, deshalb wird es sich auf lange Sicht durchsetzen.“

Das Signal, das die ewigen Debatten um Verbrenner und E-Autos aussenden, sei wenig hilfreich bei der Antriebswende, „denn dabei wird immer auch die E-Mobilität selbst in Zweifel gezogen.“ Die Realität sei aber längst eine ganz andere: „Gut gemanagte Ladeinfrastruktur verdient gutes Geld, die Technologie hat sich stabilisiert, ist zuverlässiger und macht noch immer große Fortschritte.“

Am Schluss des Interviews kritisiert Halbherr auch die zukunftskritische Grundhaltung vieler Menschen in Deutschland: „Man denkt ans Verbieten, will alles durch Gesetze lösen“, sagt der ABB E-mobility-Chef. „Währenddessen setzen andere Teile der Welt aber auf neue Technologien und bauen sich so aktiv ihren Weg in die Zukunft.“ Da müsse Deutschland und Europa „auch hin: Wir müssen Technologien, ob alt oder neu, als Chance begreifen, und nicht als Gefahr.“

Quelle: Merkur – Elektro-CEO von Verbrenner-Debatte erschrocken: „Ist das Schlimmste, was der Industrie passieren kann“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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