VW-Chef Diess: „Etabliertes infrage stellen und abreißen“

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Volkswagens Konzernchef Herbert Diess sprach in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung über die Digitalisierung als größte Herausforderung für die Automobilindustrie, warum er sich in Sachen Ladeinfrastruktur keine Sorgen macht und warum er E-Fuels für keine gute Antriebsoption hält.

Ich sehe, dass unsere milliardenschweren Entscheidungen anfangen zu wirken“, sagt Diess über die aktuelle Situation der Wolfsburger, die trotz einiger Unwägbarkeiten wie der Halbleiterkrise, dem Ukraine-Krieg und Corona „gut aufgestellt“ seien: Der Umsatz sei gleich geblieben, „in den USA und Lateinamerika sind wir nach Jahrzehnten wieder profitabel, unser Plan für die Elektrifizierung geht auf, die Struktur des Konzerns wird schlanker, das Führungsteam ist super“, so der Konzernvorstand.

In so einer Zeit wie jetzt mit dieser historischen Transformation“ der Automobilbranche sei es wichtig, dass man „Etabliertes, was nicht mehr funktioniert, infrage stellt und abreißt“, so Diess. Nur so können Innovationen entstehen, sagt er. Außerdem sei es erforderlich, in die Breite zu denken, da diese Transformation viele neue Themen aufwerfe, wie der Manager schildert: „Wer hätte vor vier, fünf Jahren gedacht, dass wir uns jetzt im Vorstand mit Lithium-Minen in Afrika beschäftigen müssen?“, so eines seiner Beispiele.

Der „mit Abstand wichtigste Wandel“ sei die Digitalisierung von Autos. Hier müssen die Autohersteller „mittlerweile darum kämpfen, wer die Hoheit im Digitalen hat, etwa auf den digitalen Schnittstellen, quasi den Displays im Auto“, in die auch immer mehr Tech-Konzerne wie „Apple und Google massiv drängen“. Das autonome Fahren werde kommen müssen, und die Kunden erwarten insgesamt „ein perfektes Erlebnis in den Autos – wollen Filme ansehen, arbeiten oder gamen im Auto.“

„Software im Auto ist eine Revolution“

Software im Auto ist eine Revolution wie die Umstellung vom Telefon aufs Smartphone“, sagt Diess, und dies lasse sich nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. VW aber arbeite daran und entwickelt „autonome Shuttles und hochleistungsfähige Fahrassistenzsysteme parallel, im eigenen Haus – und mit Partnern wie Bosch, Mobileye und Qualcomm“. Es sei „die größte Konzernaufgabe“, selbstfahrende Autos zu entwickeln, sagt Diess.

Der Wandel hin zu Elektroautos sei vergleichsweise harmlos, wie der Konzernvorstand erklärt: „Insgesamt haben wir die Elektrotransformation tatsächlich schon ganz gut verarbeitet. Wir wissen, wie die nächsten Plattformen unserer Autos aussehen, wir wissen, welche Chemie wir dafür brauchen“, so Diess. Ein Engpass allerdings könnten „ab Mitte des Jahrzehnts die Batterien und Batteriezellfabriken werden, die bleiben knapp“. Über die Ladeinfrastruktur macht sich Diess indes keine Sorgen: „In Europa wird die Infrastruktur kein Problem sein, da fließen gerade sehr viele Investitionsmittel rein, auch von den Mineralölkonzernen, die zum Beispiel ihre Tankstellen weiterbetreiben wollen“, sagt der Manager.

Synthetische Kraftstoffe für den Betrieb von Verbrennern findet der VW-Chef nicht optimal: „Die Effizienz von E-Fuels ist nun mal extrem schlecht“, erklärt er. Denn für die Herstellung von E-Fuels wird sehr viel Strom benötigt, was den Treibstoff vergleichsweise teuer mache, wie Diess vorrechnet: „Wenn in 2030 einer für zehn Euro Strom tankt, um 500 Kilometer weit zu kommen, wird der E-Fuel-Fahrer 60 Euro ausgeben müssen“. Das könne man sich nur „für wenige Fahrzeuge vorstellen“, oder für den Flug- und Schiffsverkehr.

Quelle: Süddeutsche Zeitung – Interview mit VW-Chef: „Batman ist eine positive Figur“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Michael:

So eine Aussage kann nur von jemandem kommen, der vom Leben absolut nichts mitbekommt…..in 8Jahren werden wir, anhand der derzeitigen Preisentwicklung, wohl eher bei 100€ sein…..Davon abgesehen können sich eh die allerwenigsten ein hochpreisiges Elektroauto leisten…….

Peter:

Copy und Paste des immer selben Satzes zeigt, man man genau das macht, was man anderen vorwirft. Und wenn man den Begriff FUD dann auch noch im falschen Zusammenhang verwendet, demanstriert man deutlich die eigenen Defizite.

bitman:

Kleiner Nachtrag:
Ich möchte Jörg Müller von der Enertrag AG aber in einem Punkt Recht geben: Der Wasserstoff-Direktverbrenner könnte noch eine Option sein!

Dafür müsste aber der Wasserstoff nicht mittels Elektrolyseur erzeugt werden, sondern mittels Methan-Pyrolyse. Das ergibt dann zu einem Fünftel des Primärenergiebedarfs Wasserstoff und hochreinen Kohlenstoff, der in der Landwirtschaft (Terra Preta), der Chemischen Industrie, der Batterieproduktion, der Medizintechnik, der Wasserreinigung, usw. sonst auf abenteuerliche Weise anders gewonnen werden müsste.

Und das Methan ist ja nicht aus der Welt, nur weil wir es in Zukunft ignorieren wollen!

rabo:

Genau! – es werden dann wohl eher €30 oder mehr sein

rabo:

Ein Engpass allerdings könnten „ab Mitte des Jahrzehnts die Batterien und Batteriezellfabriken werden, die bleiben knapp

…..wohl wahr – von den Problemen des fragwürdigen sozialen, ökologischen und endlichen Abbaus der Grundmaterialien (Lithium & Co) ganz abgesehen. Da könnte nicht nur sondern wird neben e-fuels besonders auch H2 seine Stärken ausspielen können: unbegrenzt verfügbar und überall herstellbar. Derzeit zwar relativ teuer, aber halt relativ. €60 für 500 km verbrennt schon heute jeder SUV Fahrer

bitman:

“Für 10€ Strom 500km weit fahren”

Plant VW jetzt auch eBikes oder Tretautos mit Elektrounterstützung zu bauen? Oder kommen in die VW-Fahrzeuge jetzt doch Wechselakkus, die man billig zuhause an der eigenen Solaranlage laden kann, während man mit dem zweiten Satz herumfährt?

Wo man 2030 ca. 70kWh für 10€ bekommen wird, wenn nicht an der eigenen Solaranlage, möchte ich schon heute gerne wissen.

Recht geben muss man Herrn Diess aber wohl in der Kernaussage, dass “eFuels” der wirtschaftlich und ökologisch schlechtere Weg wären, zumal die Batterieentwicklung ja vermutlich noch zu leistungsfähigeren, billigeren, kleineren und leichteren Speichern führen wird. Hoffentlich arbeitet man da auch an der Receiclingfähigkeit!

panib:

“Wenn in 2030 einer für zehn Euro Strom tankt, um 500 Kilometer weit zu kommen…” . Diese ‘Annahme’ ist doch wohl ein ganz schlechter Witz. Das wird die Energiewirtschaft mit absoluter Sicherheit zu verhindern wissen.

Ben:

Ach ja typisch FUDavid

Ben:

Ach ja typisch FUDavid

Stefan:

Sehr geehrter Herr Diess, sie haben das richtig erkannt! Aber nur laut denken alleine ändert nichts. Nehmen sie sich ein Beispiel an Stellantis und Volvo und treten mit VAG bei den Automobil Lobby Verbänden aus. Die haben schon viel zu lange unsere Gesundheit und die Umwelt dem Mammon geopfert.

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