Beim heutigen Autogipfel will die deutsche Bundesregierung erneut über die Zukunft der Autoindustrie beraten. Der ökologische Verkehrsclub VCD fordert, endlich klare politische Rahmenbedingungen für die Elektromobilität zu schaffen, statt einmal mehr über das Aufweichen von CO2-Vorgaben zu diskutieren. Andere europäische Länder zeigen längst, wie der Umstieg gelingt.
Heute treffen sich Bundeskanzler Merz und sein Kabinett mit den Spitzen der deutschen Autoindustrie zum sogenannten Autogipfel. Auf der Agenda steht erneut die wirtschaftliche Lage der Branche und die Frage nach dem richtigen Kurs für die Antriebswende – den die EU eigentlich schon längst vorgegeben hat: Bereits Anfang 2023 wurde das EU-weite Aus fossil befeuerter Verbrenner beschlossen, die Ursprünge der CO2-Regulierung gehen sogar bis ins Jahr 2009 zurück. Schon damals hieß es, dass die CO2-Vorgaben stetig strenger werden sollen.
Für den ökologischen Verkehrsclub VCD ist klar: Statt erneut auf EU-Ebene für ein Aufweichen der CO2-Vorgaben für Neuwagen zu werben, sollte die Bundesregierung alles daransetzen, die Elektromobilität in Deutschland zur Erfolgsgeschichte zu machen. Viele europäische Nachbarn zeigen wie es geht: Eine verlässliche Politik mit klaren Zielen und einer klugen Förderung haben das Elektroauto dort zum beliebten Alltagsfahrzeug gemacht.
„Weltweit legen die Zulassungen von E-Autos enorm zu“
„Die Reaktion ist immer dieselbe: Wenn die Autoindustrie klagt, eilt ihr die Regierung sofort zur Hilfe – mit teuren, aber oft wirkungslosen Maßnahmen wie: Konjunkturprogrammen, Sonderabschreibungen und Förderungen“, kommentiert Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des VCD, den abermaligen Vorstoß. Weiter kritisiert sie: „Gleichzeitig werden die EU-CO2-Vorgaben als Sündenbock herangezogen und sollen abgeschwächt werden. Dabei sind es gerade diese populistisch geführten Debatten über CO2-Grenzwerte und das Verbrenner-Aus, die das Vertrauen in E-Autos untergraben. Denn allen Debatten zum Trotz ist das Rennen um den künftigen Fahrzeugantrieb längst entschieden: Weltweit legen die Zulassungen von E-Autos enorm zu.“
Die Bundesregierung kündigte kurz vor dem Autogipfel an, die Steuerbefreiung für E-Autos bei der Kfz-Steuer verlängern zu wollen. Aus Sicht des VCD ist dies angesichts der niedrigen Kfz-Steuerbeträge eher ein symbolisches Signal.
Wie es besser geht, zeigen mehrere europäische Nachbarn. Norwegen ist nach wie vor Spitzenreiter in Europa. Dort sind inzwischen fast alle Neuwagen vollelektrisch. Es folgen Dänemark, wo bereits mehr als zwei Drittel aller Neuzulassungen rein elektrisch fahren, sowie Belgien, Finnland, die Niederlande und Schweden mit mehr als einem Drittel E-Auto-Anteil. In Großbritannien lag der Anteil zuletzt bei 27 Prozent – dank neuer Steueranreize und ambitionierter Zielvorgaben. Aber auch Frankreich, Portugal, die Schweiz und Österreich sind Deutschland voraus.
Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD, erläutert: „Anders als Deutschland haben diese Länder schon früh auf einen konsequenten Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur gesetzt und Elektroautos gegenüber Benzinern und Dieseln finanziell begünstigt. Zusätzlich haben zahlreiche Städte in den Niederlanden Null-Emissions-Zonen eingeführt. Entsprechend sind auch die Lieferverkehre in den Niederlanden zunehmend elektrisch unterwegs. Diese Beispiele aus Europa zeigen vor allem eins: Wer klare Ziele formuliert und sie konsequent verfolgt, schafft Planungssicherheit und Verlässlichkeit für die Industrie und stärkt das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher.“
Der VCD fordert, dass die Bundesregierung beim Ausbau der E-Mobilität jetzt mutig vorangehen muss. Davon profitieren die Hersteller, die ihre Absätze erhöhen und so die Grenzwerte erfüllen können, die Bevölkerung durch weniger Abgase und Lärm und die Klimabilanz des Verkehrs würde sich ebenfalls verbessern. Eine klassische Win-Win-Win-Situation.
Quelle: VCD – Pressemitteilung vom 07.10.2025