Neben einigen anderen Herstellern erwägt nun wohl auch Vinfast den Einsatz von Range-Extendern, wie Reuters unter Berufung auf Quellen berichtet. So habe der vietnamesische Hersteller, der zur Muttergesellschaft Vingroup gehört, im November mehrere Stellenanzeigen veröffentlicht, in denen Expert:innen für Elektroautos mit Range-Extender gesucht werden. Reuters zufolge könnten einige kleine Modelle von Vinfast dafür infrage kommen. Wenn sich der Hersteller tatsächlich entscheidet, die kleinen Verbrennungsmotoren zur Reichweitenverlängerung zu verbauen, würde das Unternehmen seiner rein elektrischen Produktpalette zumindest teilweise den Rücken kehren.
Bei einem Range-Extender wird ein kleiner Benzinmotor eingebaut, der jedoch im Gegensatz zum Hybridauto das Fahrzeug nicht direkt selbst antreibt, sondern die aus der Verbrennung gewonnene Energie nutzt, um den Elektroauto-Akku zu laden und den Elektromotor zu betreiben. Damit wird die Reichweite verlängert.
Die Technologie ist besonders in China und den USA beliebt, spielt und spielte jedoch in Europa keine große Rolle, wie der eher bescheidene Erfolg von mit dieser Technologie ausgestatteten Fahrzeugen zeigte, BMW etwa bot den Kompaktstromer i3 auch als Rex-Version an, stellte die Produktion für viele Märkte bald aber wieder ein.
Da Vinfast zunehmend ins Ausland expandiert, könnten die Range-Extender den Absatz steigern und den wachsenden Verlusten entgegenwirken, so die Hoffnung der Vietnamesen. Reuters zufolge sei die Umrüstung des SUVs VF9 geprüft worden und auch Hybridmodelle werden in Betracht gezogen. Es handele sich jedoch um vorläufige Pläne, offizielle Informationen gab Vinfast nicht bekannt. Außerdem sei nicht klar, ob das Unternehmen die Technologie selbst entwickeln oder erwerben würde, so Reuters. Vinfast erklärte lediglich, dass man Gelegenheiten zur Forschung und Entwicklung neuer Produkte, die den Vorlieben, Bedürfnissen und Markttrends der Kundschaft entsprechen, nicht übersehen werde.
Die derzeitige Produktpalette von Vinfast, dem umsatzstärksten Autohersteller Vietnams, besteht aus etwa einem Dutzend Modellen, hauptsächlich kompakten Stadtautos. Ein weiteres Tochterunternehmen der Vingroup baut die Ladeinfrastruktur in Vietnam aus. In den ersten drei Quartalen 2025 wurden etwa 104.000 Fahrzeuge von Vinfast im Inland verkauft – fast 95 Prozent des weltweiten Absatzes. Der VF9 ist das teuerste Elektroauto der Marke und macht etwa 1 Prozent des Absatzes in Vietnam aus. In geringen Stückzahlen wird es auch in die Vereinigten Staaten und nach Kanada exportiert. Da dort eine hohe Nachfrage an großen Fahrzeugen besteht, die weite Strecken zurücklegen können, könnte eine Version des Modells mit Range-Extender für den nordamerikanischen Export interessant sein. Zu den Auslandsverkäufen gibt Vinfast jedoch keine aufgeschlüsselten Zahlen bekannt.
Nicht nur Vinfast zieht die Nutzung von Range-Extendern in Betracht, sondern auch andere Unternehmen der Automobilindustrie. Vor wenigen Tagen berichtete Bloomberg, dass auch BMW seine Modelle mit einem zusätzlichen Motor ausstatten könnte, vor allem um den Absatz in China zu steigern.
Abkehr von Elektro-Strategie?
Im Jahr 2022 stellte Vinfast die Produktion von Verbrennern ein. Stattdessen stellte der Hersteller sein Portfolio auf Elektroautos um, schloss sich der COP26-Erklärung zur grünen Mobilitätswende an und verpflichtete sich, bis 2040 weltweit ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge zu verkaufen. Elektroautos mit Reichweitenverlängerer verursachen zwar Emissionen, jedoch in der Regel weniger als Plug-in-Hybride. Der Vingroup zufolge ändere sich nichts an der Gesamtstrategie des Herstellers. Angesichts der starken Luftverschmutzung plant Vietnam Beschränkungen für Verbrenner. Diese beginnen mit einem Verbot von Benzinmotorrädern im Zentrum von Hanoi ab Mitte 2026.
Quelle: Reuters – VinFast considers petrol engines to extend EV range, sources say








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