VePa: Zukunft parkt und lädt 12 Autos auf 49 m²

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Elektroauto-News

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Zwölf Stellplätze auf nur 49 Quadratmetern, integriert in eine Mesh-Fassade mit Kunstanspruch, ausgestattet mit Ladeinfrastruktur – und das mitten in München. Am Freitagnachmittag hat das Münchner Start-up VePa mit über 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft den zweiten Parkturm des Unternehmens eröffnet – und erstmals ist die vertikale Parklösung öffentlich zugänglich. Die Kulisse dafür hätte passender kaum sein können: das Werksviertel Mitte, das sich selbst als Spielplatz für Innovationen versteht.

Während die geladenen Gäste zwischen (veganer) Bratwurst und Werksviertel-Bräu auf dem begrünten Innenhof flanierten, wurde deutlich: Hier geht es nicht nur ums Parken. Vielmehr geht es um den Umgang mit knapper Fläche, um nachhaltige Mobilität, um städtische Lebensqualität – und um die Frage, wie Mobilitätsinfrastruktur im Stadtraum (un)sichtbar, sinnvoll und gestalterisch integriert werden kann. „Es ist der erste Parkturm dieser Art in Europa, der öffentlich zugänglich ist und gleichzeitig über Ladeinfrastruktur verfügt“, betonte Leonard Stenger, der bei VePa als Allzwecklösung bei allen Herausforderungen gilt. „Ein riesiger Schritt – und hoffentlich erst der Anfang.“

VePa: Parking-Space im Werksviertel vereint Kunst mit Technik

Dass Parken in der Stadt mehr sein kann als graue Tiefgaragen, zeigte nicht zuletzt die künstlerisch gestaltete Fassade des Turms. Die Künstlerin Mariella Kerscher hat das Objekt mit einem farbenfrohen Motiv versehen, das aus der Ferne an verschlungene Bänder erinnert – tatsächlich, so erklärte Dr. Martina Taubenberger, künstlerische Leiterin im Werksviertel, handelt es sich um abstrahierte Nabelschnüre. „Das mag im ersten Moment irritieren. Aber es geht um Verbundenheit – zwischen Menschen, der Natur und auch der Stadt. Eine Parkarchitektur, die Nährströme symbolisiert – das hat eine poetische Kraft.“ Die Idee, Kunst am Bau durch einen internen Wettbewerb unter Werksviertel-Künstler:innen zu realisieren, fand bei allen Beteiligten früh Zustimmung.

Der Turm selbst ist ein technisches Statement: ein vollautomatisches Paternoster-System, das zwölf Fahrzeuge platzsparend übereinander stapelt – davon sechs mit Ladepunkten. Statt versiegelter Flächen oder aufwendiger Tiefgaragen setzt VePa auf modulare, rückbaubare Konstruktionen mit niedrigem CO₂-Footprint. „Tiefgaragen sind in Beton gegossene Unflexibilität“, so Andreas Adldinger, einer der ersten Unterstützer und Betreiber des Prototyps im oberbayerischen Freising. „Wir brauchen Lösungen, die temporär, reversibel und ressourcenschonend sind. Dafür ist VePa wie gemacht.“

Mini Cooper E bei der Einfahrt in das VePa Parkhaus

Die Stadt München sieht in VePa einen konkreten Baustein für ihre Mobilitätsstrategie. Dr. Martin Schreiner, Leiter des Bereichs Mobilität, betonte in seiner Ansprache: „Dieses Gebäude steht buchstäblich für Flächeneffizienz. Und genau die brauchen wir – für Begrünung, Aufenthaltsqualität, für eine alternde Gesellschaft.“ Doch er machte auch klar: Solche Konzepte können nur aufgehen, wenn Parkraum im öffentlichen Raum fair bepreist wird. „Solange es am Straßenrand kostenlos ist, wird ein hochwertiges Angebot wie VePa schwer skalieren.“ Sein Appell: Die Städte brauchen mehr Handlungsspielraum für eine wirksame Parkraumbewirtschaftung.

„Bis 2028 soll jede Woche ein neuer Turm in Betrieb gehen“

Dass VePa diesen Skalierungspfad gehen will, machten die Gründer David Schön und Simon Schubnell deutlich. Sie sprachen offen über die Herausforderungen der letzten Monate – von Lieferantenausfällen bis zur Turmfertigstellung in nur vier Monaten – und über ihre Vision: Bis 2028 soll jede Woche ein neuer Turm in Betrieb gehen. Die nächste Station ist bereits geplant: ein weiterer öffentlich zugänglicher Turm in Berlin am Hackeschen Markt. Auch dort arbeitet das Team mit dem Berliner Architekturbüro Studio Beta Realities zusammen, das städtebauliche Visionen mit vertikalem Mehrwert denkt. „Wir wollen Fassadenraum nicht nur nutzen, sondern lebendig gestalten – und Räume mit echter Aufenthaltsqualität schaffen“, sagt Architekt Marvin Bratke.

Mini Cooper Aceman beim Parken, ohne Laden – wäre aber auch möglich

Für das Werksviertel ist der Turm ein passendes Puzzlestück. „Wir verstehen uns als Reallabor für Innovationen, für soziale und ökologische Experimente“, sagte Gastgeber Timo Schneckenburger von OTEC. „Dass die Energie für den Turm aus unserer eigenen Werkkraft kommt, rundet das Bild ab.“ Auch Hans Hammer, Vorstandsvorsitzender der Hammer AG und VePa-Investor der ersten Stunde, zeigte sich überzeugt: „Dieses Produkt passt in die Städte von morgen – dort, wo Nachverdichtung gefragt ist, wo Tiefgaragen keine Option mehr sind.“

Noch ein praktischer Hinweis: Der Turm ist nicht nur ein architektonisches Statement, sondern auch technisch auf dem neuesten Stand. Sechs der insgesamt zwölf Stellplätze verfügen über integrierte Ladepunkte – ein Novum in dieser Form. Möglich macht das eine patentierte Lösung, die das Laden auch in einem beweglichen, automatisierten System erlaubt.

Am Ende des Events war der Turm somit nicht nur technologisch ein Blickfang, sondern auch symbolisch aufgeladen: als künstlerisches Statement, als städtebauliches Versprechen und als Beispiel dafür, wie urbane Mobilität neu gedacht werden kann. Und während der Bratwurstduft langsam dem Frühabend wich, blieb eine Gewissheit: Hier stapelt sich nicht nur Blech, sondern eine Idee – vertikal in Richtung Zukunft.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Thomas Steibl:

Und „zu Fuß gehen“ braucht noch weniger Stellplätze.

Mach‘ das und nerv‘ hier nicht herum.

sig:

Haben die netzdienliches Schnarchladen?

Daniel W.:

Wenn man die Autos in der Stadt übereinander stapeln muss, dann sind es eindeutig zuviele Autos.

Vielleicht sollte sich die Stadt München ein Beispiel an Paris nehmen und die Innenstadt weitgehend autofrei machen.

Seniorenmobile brauchen eine Box mit 1,5 m² und auf 49 m² könnte man rund 32 Stück ebenerdig unterbringen ohne aufwändige Technik.

Lastenräder mit oder ohne Dach brauchen eine Box mit ca. 3 m² und auf 49 m² passen 16 Stück und das sehr günstig, ebenerdig und ohne aufwändige Technik.

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