Die Mehrheit der in Deutschland neu zugelassenen Pkw werden nicht privat gekauft, sondern sind Firmenwagen. Auch weil es zahlreiche Steuervorteile gibt. Das Problem: Genau deswegen haben sie ein gewaltiges Emissionsproblem. Das geht aus einer Studie der Organisation “Transport & Environment” (T&E) hervor, aus der der “Spiegel” zitiert. Demnach stoßen Dienstwagen und gewerblich zugelassene Fahrzeuge 76 Prozent der CO2-Emissionen von Neuwagen in Deutschland aus – in kaum einem anderen EU-Land sind Wagen dieser Kategorie derart klimaschädlich unterwegs.
Wie aus der Studie hervorgeht, entfielen 2020 rund 63 Prozent der Neuzulassungen auf Firmen, wovon wiederum klassische Flotten sowie Autohersteller und -händler den größten Anteil ausmachen. Allerdings werden 87 Prozent aller Firmenwagen nach wie vor von Verbrennungsmotoren angetrieben – und sie legen typischerweise pro Jahr rund zweimal so viele Kilometer zurück wie private Pkw.
Der durchschnittliche deutsche Firmenwagen stößt laut T&E 140 Gramm CO₂ pro Kilometer aus. Damit gehört Deutschland zu den europäischen Schlusslichtern. Im Vereinigten Königreich liegt dieser Wert bei 131 Gramm, in Frankreich bei 120 und in den Niederlanden bei 98. Elektroautos hingegen machten 2020 lediglich 5,5 Prozent der gewerblichen Neuzulassungen in Deutschland aus. Im Vereinigten Königreich liegt dieser Wert bei 8,4 Prozent, in den Niederlanden sogar bei 26,2 Prozent.
Gleichzeitig seien Firmenwagen in Deutschland vergleichsweise günstig, heißt es in der Studie. Demnach wird etwa ein VW Tiguan mit Dieselmotor in Frankreich über vier Jahre mit mehr als 9500 Euro besteuert, in Deutschland dagegen mit 1500 Euro. “Die niedrige Besteuerung von wuchtigen Dienstwagen macht Deutschland zu einer Steueroase für Spritschlucker“, klagt T&E-Direktor Stef Cornelis. Die Regierung dürfe sich nicht zu höheren Klimazielen verpflichten und gleichzeitig Umweltverschmutzung subventionieren.
“Die politischen Rahmenbedingungen bei Dienstwagen müssen angepasst werden“, fordert auch Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management. Er hält eine Bonus-Malus-Regelung für die ideale Lösung. Dabei würden bei der Neuzulassung eines Fahrzeugs oberhalb eines bestimmten Emissionswerts Strafsätze fällig. In Frankreich kann diese Steuer bis zu 30.000 Euro betragen. Lokal emissionsfreie Fahrzeuge erhielten dagegen einen Bonus.
Dabei hätten gerade Dienstwagen hohes Potenzial für CO₂-Reduzierung im Verkehr, so die Studie. Demnach würde eine Elektrifizierung aller neuen gewerblich zugelassenen Fahrzeuge bis 2030 die gesamten Pkw-Emissionen in Deutschland um fast ein Drittel verringern.
“Der aktuelle Ansatz reicht nicht aus“, sagt Bratzel. Die Unternehmen müssten hier mit ihren Fuhrparks einen Beitrag leisten. So mache die aktuelle Förderung Plug-in-Hybride für Unternehmen und Mitarbeiter attraktiv, der Realverbrauch weiche jedoch meist stark von den Herstellerangaben ab. Zudem gebe es keinerlei Anreiz, den Akku des Wagens tatsächlich regelmäßig zu laden. “Die aktuelle Regelung läuft dem Ziel, sparsame Antriebe zu fördern, zuwider.”
Bratzel sieht jedoch auch die Unternehmen in der Pflicht. Autos aus Firmenflotten landeten nach einigen Jahren schließlich auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Dort würden sie dann von Privatleuten gekauft und belasteten die Atmosphäre weiter.
Quelle: Spiegel – Klimakiller Dienstwagen