Studie zeigt: So sehr altern E-Auto-Batterien wirklich

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Volkswagen

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Immer wieder stößt man auf die weit verbreitete Annahme, dass Fahrzeugbatterien von Elektroautos schon nach einigen Zehntausend Kilometern Schrott seien und kostspielig ausgetauscht werden müssten. Eine neue Studie von P3 zeigt, wie sehr das an den Haaren herbeigezogener Unsinn ist. In aller Regel haben Batterien demnach selbst nach 200.000 gefahrenen Kilometern – das ist deutlich mehr als die meisten Garantien – noch mindestens 80 Prozent Restkapazität aufzuweisen. Wobei es freilich Ausnahmen gibt, doch in beide Richtungen.

P3 bezeichnet das eigene Modell dabei sogar als pessimistisch, denn Daten von Aviloo sprechen sogar dafür, dass viele Fahrzeugbatterien sogar nach 300.000 Kilometern noch um die 90 Prozent Restkapazität haben. Entscheidend für die Alterung des Akkus sei dabei am Ende das Nutzerverhalten. P3 hat anhand der ausgewerteten Daten von etwa 7000 Elektroautos folgende Ratschläge für ein langes Akkuleben aufgestellt:

  • Das Auto sollte nicht bei zu hohen Akkutemperaturen abgestellt werden.
  • Bei längeren Standzeiten sollte der Akku maximal zu 50 Prozent und minimal zu 10 Prozent aufgeladen sein.
  • Die Temperatur des Akkus sollte beim Laden und Entladen bestenfalls zwischen 20 und 50 Grad liegen.
  • Gelegentliches Schnellladen ist kein Problem, häufiges Schnellladen lässt den Akku jedoch schneller altern.
  • In der Regel sollte sich der Akkustand zwischen 20 und 80 Prozent bewegen, gelegentliches Vollladen stelle aber ebenfalls kein Problem für die Akku-Lebensdauer dar.
  • Moderates Fahrverhalten lässt den Akku ebenfalls langsamer altern.
Quelle: P3

Laut Studiendaten liegt die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Akkus im Auto bei etwa 20 Jahren. Da ein Elektroauto in der Regel etwa zwölf Jahre im Einsatz sein dürfte, blieben somit in der Regel einige Jahre für ein zweites Batterieleben als stationärer Speicher übrig, ehe ein Recycling des Akkus überhaupt notwendig werde.

Wer ein gebrauchtes Elektroauto anschafft, sollte auf jeden Fall die Restkapazität der Batterie beachten, weil dies einen erheblichen Einfluss auf den Restwert des Autos hat. „Standardisierte und zuverlässige SoH-Messverfahren sind wichtige Werkzeuge, um den Gesundheitszustand von gebrauchten Elektrofahrzeug-Batterien zu beurteilen und für Second-Life-Anwendungen zu bewerten“, schreibt P3.

Insgesamt seien neuere Elektroauto-Batterien aber qualitativ deutlich besser als ihr Ruf, was laut Studie auf „verbesserte Zellchemien, Thermomanagement und Batteriesoftware“ zurückzuführen ist. Elektromobilitäts-Skeptiker bewegen sich mit diesem Vorurteil also – wie in so vielen Fällen – in einem nicht faktenbasierten und veralteten Umfeld an Stammtisch-Weisheiten.

Quelle: P3 Group – Whitepaper

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Oliver Kalitowski:

Sie haben einerseits nicht unrecht, denn Verbrenner benötigen tatsächlich Wartung.
Der Vergleich hinkt aber, weil man einen Verbrenner tatsächlich warten kann, eine Fahrzeugbatterie aber nicht.

Das was z.B. die EV Klinik macht, ist gut aber herstellerseitig nicht vorgesehen und wird auch nicht mit z.B. Ersatzteilen unterstützt.
Die müssen Zellen aus anderen gebrauchten Akkus entnehmen, um ein Fahrzeugakku instand zu setzen, weil es die benötigten zeigen im freien Handel gar nicht gibt.
Steuerketten, Zündkerzen und Pleuellager bekommen sie ohne Probleme.

Und was die Studie leider auch wieder nicht erwähnt, sind die Batterien die ausfallen. Gesunkene Kapazität kann man messen. Aber ob da demnächst die eine Zelle zuviel kaputt ist und das BMS damit die Batterie für nicht mehr nutzbar erklärt, das lässt sich leider nach wie vor nicht feststellen. Ist aber für den Gebrauchtwagenkäufer DAS größte Risiko und passiert leider immer auch. Gelesen habe ich da von 2,5% ausgetauschter Batterien in Fahrzeugen seit 2011. Die Dinger sind teuer und verwandeln einen Gebrauchtwagen in Sekunden in einen sehr teuren Briefbeschwerer.

Wenn die Hersteller endlich anfangen würden den Akku reparabel zu bauen, könnte das auch den letzten Skeptiker überzeugen

Aley:

Ich glaube viele kritische Stimmen vergessen Mal einen Vergleich zu ziehen zu Verbrennern oder haben keine Ahnung davon. Wenn man mit einem Verbrenner 12 Jahre fährt ohne das der Motor entweder Schrott ist, oder die dritte Kette bekommen hat wäre ein Glücksfall. Die sind so unzuverlässig. Und selbst alte Motoren kann man nicht einfach fahren fahren fahren. Die benötigten auch Pflege und gerne Mal teure Reperaturen. Ich konnte mir das nur leisten weil ich es selbst machen konnte. Es ist irrwitzig wie anfällig Verbrenner Motoren sind. Es gibt zich Bauteile die zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen. Und das Getriebe auch, vor allem Automatik. Verglichen mit E-Autos sind Verbrenner ein instabiles Konstrukt.

MMM:

So wird es nicht kommen. Sagt ein anderer Hersteller von Bussen hinter vorgehaltener Hand. Die Prognosen dort waren ähnlich pessimistisch und haben sich nicht bewahrheitet.

MMM:

Im Durchschnitt? Wohl kaum.
Wenn das so kommt, kann man recht gut ableiten, wie es um die Langzeitqualität der Autos (nicht der Akkus) bestellt ist.
Dann müssen die Dinger aber auch auf 12 Jahre abgeschrieben werden, sind also nach 11 Jahren – das ist das aktuelle Durchschnittsalter – fast nichts mehr wert. Schlecht für den TOC, und die Umwelt bedankt sich auch.

Gastschreiber:

Bei Deiner Betrachtung sollte m.E. die steigende Recyclingquote bei Batterien berücksichtigt werden. Der Grund für die Verschiffung/Verschrottung und die damit einhergehenden Nachteile bzgl. Einsatz fossiler Stoffe ebenfalls berücksichtigt werden.
Es ist doch eher schlimm, wenn man versucht eine bekanntermaßen schlechtere Technologie durch das Verhalten, aus den Augen aus den Sinn, noch als Argument gegen die Nutzungsdauer der Elektromobilität zu nehmen.
Ist es nicht eher so, dass man sagen kann, he super, wenn wir die Autos nicht mehr fahren wollen, dann können wir sie endlich sinnvoll weiter nutzen anstatt sie, weil sie keinen Nutzen hier mehr bringen, irgendwohin zu bringen.

Gastschreiber:

Ich glaube Du berufst Dich auf die Daten aus 2014, die aktuelle, durchschnittliche Alter der Autos liegt in Deutschland 2024 bei knapp unter 11 Jahren. Und das schon seit Jahren in der Range und unabhängig davon, welches Antriebskonzept.
Auch die Strecken, die man hierzulande fährt, bevor ein Auto abgemeldet wird, liegen bei 200-250tkm.
Beides Werte, die aktuelle Elektroautos auch schaffen.
Hersteller wie Ford bieten inzwischen auch Garantien für Akku UND Hochvolt/Antrieb über 8 Jahre und 160tkm. Davon können Verbrenner nur träumen.
Also rein auf diese Angaben reduziert, gibt es keinen Grund mehr den EV zu nehmen.

Philipp:

Über eine Tonne nicht-Batterie 6 Jahre früher als bisher zu verschrotten ist also ok für Dich?

Philipp:

Durchschnittlich werden in Deutschland Autos mit 18 Jahren verschrottet. Das BEV also schon mit 12?

Philipp:

Ein MX ist schon statistisch relevant?

Philipp:

Dass meine Frage rhetorisch gemeint ist, war schon klar?

Das Auto wird verschrottet, egal wie du das jetzt umschreiben willst. Verschrottung bedeutet schon länger die Wiederverwertung (gesetzlich vorgeschrieben) und dazu zählt auch der Akku. Aber die über 1t nicht-Akku werden so gut wie nicht direkt wiederverwertet, weil weder der Stahl noch die Kunststoffe, noch das Glas geht wieder in Autos.

Wäre das für Dich also vertretbar, dass Autos nun 1/3 mehr Schrott (12 statt 18 Jahre) bzw. drittklassige Recyclinggüter produzieren, nur weil ein Teil (Batterie) einer Weiterverwendung unterzogen wird?

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