Sorge vor Blackout: Droht in der Schweiz ein Fahrverbot für Elektroautos?

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Felix Katz
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Die Stromversorgungssicherheit der Schweiz sei für diesen Winter zwar nicht gravierend gefährdet, dennoch können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden. Droht hier im Falle aller Fälle also ein Fahrverbot für Elektroautos? Wir haben uns mit der Sache befasst …

Die Sorge vor einem Versorgungsengpass bei Strom ist derzeit in vielen Ländern groß – auch in der Schweiz. Das ist das Fazit einer Studie, die der Bundesrat an seiner Sitzung vom 2. November 2022 zur Kenntnis genommen hat. Sie wurde im Auftrag des Bundesamts für Energie und in Begleitung der Elektrizitätskommission (ElCom) und des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) erstellt. Darin wurden verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Verfügbarkeiten von Gas und Kernkraftwerken untersucht und simuliert. Es wurden auch Kombinationen von meteorologischen Bedingungen und Kraftwerksausfällen durchgespielt und die Wahrscheinlichkeit von Engpässen berechnet. Aus den Resultaten geht hervor, dass die vom Bundesrat beschlossenen Maßnahmen einen signifikanten Beitrag zur Energieversorgung im Winter leisten.

Die Studie zeigt: Mit den vom Bundesrat eingeleiteten Maßnahmen kann der Energieverbrauch in den wahrscheinlichsten Szenarien gedeckt werden. Mit einer Wasserkraftreserve kann Energie in die kritische Zeit am Ende des Winters verschoben werden. Die Bereitstellung eines temporären Reservekraftwerks in Birr (AG) und weitere Reservekraftwerke und Notstromgruppen können die allenfalls fehlende Energie zusätzlich ins System bringen. Die weiteren Maßnahmen wie die Erhöhung der Kapazitäten im Übertragungsnetz, der Rettungsschirm für systemkritische Stromunternehmen und die temporäre Reduktion der Restwasserabgabe stärken die Winterversorgung zusätzlich. Auch die Verbrauchsreduktionen von Wirtschaft und Gesellschaft sollen einen wichtigen Beitrag leisten.

Beschränkungen würden in vier Eskalationsschritten gestaffelt werden

Hierfür hat die Schweiz einen Entwurf der „Verordnung über Beschränkungen und Verbote der Verwendung elektrischer Energie“ veröffentlicht, über den der Bundesrat am 12. Dezember entscheiden will. Neben einigen Sparmaßnahmen des öffentlichen Lebens werden im Falle aller Fälle auch Elektroauto-Fahrer*innen betroffen sein. Aus der Schrift geht hervor, dass ein Tempolimit von 120 km/h auf 100 km/h gesenkt werden könnte. Da auch in der Schweiz die Anzahl der Elektroautos stetig steigt, nehme hier auch das Sparpotenzial zu, das mit einem Tempolimit umgesetzt werden kann. Diese Maßnahme gelte aber auch für konventionelle Verbrenner, da dann auch Mineralöl gespart werde, welches etwa für Notstromaggregate genutzt werden kann.

Der Einsatz der Beschränkungen würde im Krisenfall bestenfalls gestaffelt erfolgen: Eskalationsschritte 1 (geringe Einschränkungen) bis 3 (erhebliche Einschränkungen). Der Massnahmenkatalog wird situativ und in Abhängigkeit der konkreten Versorgungslage erst im Einsatzfall bestimmt werden. Hinzu käme notfalls auch ein vierter Eskalationsschritt, der auch E-Sport-Veranstaltungen weitgehend verbieten würde. Im dritten Schritt könnte die private Nutzung von Elektroautos auf zwingend notwendige Fahrten begrenzt werden. Erlaubt wäre die Nutzung für Fahrten wie Einkäufe, Arztbesuche und für die Berufsausübung.

Somit kann also größtenteils Entwarnung für Schweizer E-Auto-Nutzer gegeben werden. Selbst wenn der Verordnungs-Entwurf vom Bundesrat angenommen und die dritte Stufe der Verordnung ausgerufen wird, darf immer noch mit Strom gefahren werden. Und dann bleibt auch nicht ausgeschlossen, dass im Falle einer Kontrolle Fahrer*innen ehrlich sind und folglich auch nachgewiesen werden kann, dass ein Verstoß vorliegt. Ein Schelm, wer böses denkt … Wir bleiben jedenfalls wie immer dran!

Quelle: Schweizer Bundesrat 

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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