In Frankreich startete vor wenigen Tagen die zweite Runde Social Leasing von Elektroautos. Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen können sich seitdem wieder auf eine staatliche Förderung bewerben, um zu vergünstigten Raten ab etwa 100 Euro ein E-Auto zu leasen, maximal dürfen es 200 Euro sein, so die Vorgabe. Der Andrang auf die erste Runde 2024 war so groß, dass das Programm nach wenigen Wochen gestoppt werden musste.
Doch es zog auch Kritik nach sich: zu teuer, zu ungenau. Bis zu 13.000 Euro pro Auto, zu viele Teilnehmende aus mittleren Einkommensgruppen profitierten. Nun hat Frankreich nachgebessert: Bei der Neuauflage wurde die Förderung pro Auto auf 7000 Euro herabgesetzt, die Maßnahme hat das Ziel, die Anschaffung von insgesamt etwa 50.000 Elektroautos zu fördern.
In Deutschland wird das Social Leasing bisher lediglich von der SPD gefordert, die Union hält sich zurück, konkrete Pläne existieren bisher nicht. Förderungen hierzulande kommen (oder kamen) meist vorrangig Eigenheimbesitzern mit Solaranlagen, Pendlern oder Dienstwagenfahrenden zugute. Nun gibt es zwar endlich kleinere, günstigere E-Autos auf dem Markt, aber für einen Großteil der Deutschen sind Stromer generell noch nicht bezahlbar, auch nicht über den Gebrauchtwagenmarkt, kommentiert Susanne Goetz von Transport & Environment (T&E).
„Genau hier könnte Social Leasing auch in Deutschland Abhilfe schaffen“, schreibt sie: „Das Programm ermöglicht kurzfristig Zugang zu erschwinglichen E-Autos und stärkt den Gebrauchtwagenmarkt, wenn jetzt geleaste (Neu-/oder Gebraucht-)Wagen als Rückläufer zur Verfügung stehen.“
So viel zur Theorie. In der Praxis hat die Bundesregierung zwar im Koalitionsvertrag ein Programm angekündigt „für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen aus Mitteln des EU-Klimasozialfonds, um den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität gezielt zu unterstützen.“ Die schlechte Nachricht, so Goetz: „Dieser Fonds reicht nicht. Er soll zwar den Preisanstieg durch die Einführung des Emissionshandels für Gebäude und Straßenverkehr für private Haushalte und kleine Unternehmen sozial abfedern. Allerdings kann über diesen Fördertopf kein wirklich wirksames Social Leasing-Programm gestemmt werden.“
Für alle drei Bereiche – Gebäude, Verkehr, kleine Unternehmen – werde Deutschland aller Voraussicht nach nur ca. eine Milliarde pro Jahr zur Verfügung stehen. „Besser wäre es stattdessen für die Finanzierung den Klima- und Transformationsfonds (KTF) zu nutzen, der genau für solche Programme existiert und über den schneller mehr Gelder zur Verfügung gestellt werden könnten“, so die T&E-Referentin für E-Mobilität.
Deutschland könnte von den Erfahrungen in Frankreich profitieren
Gleichzeitig könnte Deutschland bei der Ausgestaltung seines Social Leasing Programms von den Erfahrungen in Frankreich profitieren, findet sie. T&E empfiehlt demnach neben einer Begrenzung auf niedrige Einkommen auch fehlenden Zugang zum ÖPNV und das Abwracken des alten Verbrenners zur Voraussetzung für die Teilnahme zu machen. Das Programm könnte schnell und unbürokratisch über eine Förderrichtlinie umgesetzt werden. Gefördert werden sollten gebrauchte Autos oder bei Neuwagenleasing vor allem kleine Autos wie der elektrische Renault 5, der ab etwa 25.000 Euro ohne Förderung zu haben ist. Auch eine Förderung hoch bis zu Kompaktklasse auf Modelle wie den VW ID.3, der derzeit rund 30.000 Euro kostet, kann sich T&E vorstellen. Eine wichtige Forderung: „Es sollten ausschließlich in der EU produzierte Autos Teil des Programms sein“, so wie es auch beim Leasing Social in Frankreich der Fall ist.
Klar sei, so Susanne Goetz abschließend: „Mit Steuergeschenken für 100.000 Euro teure Dienstwagen werden wir in der breiten Bevölkerung weder Zuspruch für die Politik noch die E-Mobilität gewinnen. Von Social Leasing profitieren nicht nur Haushalte, sondern auch die heimische Industrie – und nicht zuletzt das Klima.“
Quelle: T&E – Pressemitteilung vom 30.09.2025 / Avere France – Pressemitteilung vom 29.09.2025