Porsches Elektroziele: Nur eine Vision ohne Erfolg?

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Porsche

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die ersten neun Monate des Jahres 2024 brachten Porsche zwar eine operative Rendite von 14,1 Prozent. Doch die Zahlen im dritten Quartal fielen schwach aus, und wichtige Märkte wie China zeigen dramatische Einbrüche. In China, einst größter Absatzmarkt des Unternehmens, gingen die Verkaufszahlen erheblich zurück. Von Januar bis September wurden nur 43.280 Autos verkauft, fast 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Jahresprognose liegt bei weniger als 60.000 Einheiten – ein deutlicher Rückgang gegenüber 95.671 Autos im Jahr 2021.

China dominiert den Markt für Elektroautos, doch Porsche hat dort kaum Erfolg. Lokale Hersteller bieten Elektroautos zu deutlich niedrigeren Preisen an. Finanzvorstand Lutz Meschke erklärte, dass ein Verbrenner im Premiumsegment, der 70.000 bis 80.000 Euro kostet, nur schwer gegen Elektroautos für 30.000 Euro bestehen könne. Auch in Europa und den USA mehren sich die Schwierigkeiten. Porsches Ziel, bis 2030 eine Elektroquote von 80 Prozent zu erreichen, gerät ins Stocken. Modelle wie der Taycan verkaufen sich schlecht, und die Einführung des elektrischen Macan verzögerte sich wegen Softwareproblemen um zwei Jahre. Die Elektrifizierung der Modellreihe 718 mit Boxster und Cayman, eigentlich geplant für 2024, stockt ebenfalls. Technische Herausforderungen bei der Batterieplatzierung führen zu erheblichen Verzögerungen. Der Batteriehersteller Valmet Automotive meldet zusätzliche Kosten, die Porsche nur teilweise übernimmt.

Verzögerungen und Probleme bei Elektroprojekten

Ab Sommer 2025 soll der 718 nicht mehr als Verbrenner angeboten werden. Ob das Elektroauto rechtzeitig erscheint, bleibt fraglich. Eine Angebotslücke im Sortiment könnte weitere Probleme verursachen. Ein weiteres Hindernis ist der rapide Wertverlust von Elektroautos. Anders als der 911 verliert der Taycan nach dem Kauf erheblich an Wert. Das zentrale Luxusversprechen von Porsche – auch über die Wertstabilität der Produkte – wird dadurch untergraben.

Zudem sorgt eine neue EU-Richtlinie zur Cybersicherheit für Komplikationen. Porsche investierte nicht mehr in alte Plattformen, wodurch einige Verbrennermodelle früher als geplant eingestellt wurden, etwa der Macan. Mitte 2025 könnte das Einstiegssegment bei Verbrennern fast vollständig fehlen. Nur 911, Panamera und Cayenne bleiben als Benziner im Angebot. Für den chinesischen Markt, der ein breiteres Portfolio erwartet, ist dies problematisch.

Im Unternehmen werden verschiedene Szenarien diskutiert. Entwicklungschef Michael Steiner und sein Team prüfen, wie Verbrennerplattformen länger genutzt werden können. Eine Option ist, die Cayenne-Plattform umfassend zu erneuern, statt sie nur für neue Emissionsvorschriften anzupassen. Der geplante elektrische Cayenne, ursprünglich für 2026 vorgesehen, wird sich ebenfalls verzögern.

Auch das Projekt K1, ein siebensitziges Luxus-Elektro-SUV für China und die USA, steht auf dem Prüfstand. Ingenieure untersuchen, ob eine Version mit Verbrennungsmotor möglich wäre. Die SSP-Plattform von Volkswagen erlaubt zwar nur Elektroantriebe, doch eine Weiterentwicklung der Cayenne-Basis könnte Abhilfe schaffen. Die Probleme wirken sich auch auf die Produktion in Zuffenhausen aus. Der Taycan, dort gefertigt, verzeichnet stark rückläufige Nachfrage. Rund 1000 Leiharbeiter mussten bereits gehen. Künftig könnten die Anlagen für Manufakturmodelle wie den 911 genutzt werden, die bei Kunden aufgrund von Individualisierungsoptionen beliebt sind.

Finanzvorstand Meschke plant, die Kostenstruktur des Unternehmens auf eine jährliche Produktion von 250.000 Autos auszurichten. In China wurden bereits Vertriebsstrukturen verschlankt. Auch in Deutschland wird kein Beschäftigungswachstum erwartet. Sollte der Absatz weiter sinken, könnten etwa 20 Prozent der Arbeitsplätze betroffen sein. Das Jahr 2025 dürfte für Porsche wegweisend werden. Die Neuausrichtung der Strategie und die unklaren Wachstumsperspektiven erfordern schnelle Entscheidungen.

Quelle: Automobilwoche – Elektrostrategie gescheitert: Alarmstimmung bei Porsche

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Smartino:

„[…] verliert der Taycan nach dem Kauf erheblich an Wert.“

Nein, der Preis passt sich nur seinem tatsächlichen Wert an.

Wolfbrecht Gösebert:

„Leider interessiert es [anscheined] 1,4 Milliarden Chinesen nicht, wie das 80 Mi[o]. deutsche Opis sehen.“

+1

Silverbeard:

Ich denke hier müssen einfach die bewährten deutschen Rezepte umgesetzt werden. Die Mitarbeiterzahl halbieren und das Entgeld des CEOs verdoppeln. Dann läuft das Geschäft schon wieder…also zumindest stimmt der Profit eine Weile lang…

Silverbeard:

Leider interessiert es scheinbar 1,4 Milliarden Chinesen nicht, wie das 80 Mil. deutsche Opis sehen.
Zusätzlich dazu, dass chinesisch Autos die chinesischen Bedürfnisse erfüllen, haben auch Chinesen Nationalstolz. Völlig egal welchen Nationalstolz deutsche Käufer haben.

Rol:

Wertverlust: das kann man was machen indem man auch bei verkauften Fahrzeugen Updates für die Software anbietet und zwar nicht nur Fehlerbehebung sondern auch Funktionsupdates wie es Tesla macht. Weiterhin wären auch technische Updates bzw. Nachrüstungen wünschenswert. Wir müssen sowieso zu einer längeren Nutzung von allem kommen (Kreislaufwirtschaft)
Das beißt sich aber mit dem Gewinn und der Strategie der letzten 70 Jahre.

Robert:

„Ein weiteres Hindernis ist der rapide Wertverlust von Elektroautos“ Unsinn ein hoher Wertverlust ensteht nur dadurch, das der Grundpreis am Anfang einfach deutlich überhöht war. Das sind schon keine Mondpreise mehr sondern eher Marspreise, da ist es nur natürlich das dann bei einer martkgerechten Bewertung der Preis dann ziemlich tief fällt.
Kann mich auch an einen You tuber erinnern der sich mal einen BMW 750i gebraucht (3 Jahre alt) gekauft hat für nur 28,000 Euro und das bei einem Neupreis von 100.000 Euro also 72% Wertverlust nach nur drei Jahren. Ein Dacia ist sehr Wertstabil verliert kaum an Wert, weil er eben von Haus aus schon sehr günstig angeboten wird und deshalb auch kaum an Wert verlieren kann.

Dr. Kralle:

Puh, das ist mal eine gewagte Aussage. Das würde ich so nicht unterschreiben. Wenn man bedenkt, dass dies das erste Auto von Xiaomi ist, ist der Abstand nicht so groß, wie Sie es skizzieren. Im Gegensatz zum Taycan kaufen die Chinesen aber den SU7 und nicht den Taycan. Und darum geht es nun einmal.

Gregor:

Und das Geld dazu sitzt in den Städten. Und in den Städten kannst du keinen Verbrenner mehr anmelden, sondern nur noch NEV. Und ich gehe stark davon aus, dass die Exporteure von uns immernoch auf Verbrenner setzen. Und die BEV aus der Entwicklung aus DE…hust…naja. Die fast kein Chinese mit dem Handschuh an. Wenn man im Stau hock will man TokTok, Wechat und WeTube gucken…aber nicht das ID7 Infotainment Ding haben. Oder das von Porsche.

Gerd:

Die Geschäftsgrundlage von Porsche löst sich einfach auf.
Leistung kann bei E-Antrieben inzwischen jeder, Fahrwerk wird immer weniger wichtig und Software stattdessen relevanter.
Und ich vermute mal, auch der Abgasbetrug hat seinen Anteil dazu beigetragen, die Marke „Made in Germany“ international an die Wand zu fahren.
Und schöne Autos können die Chinesen auch.
Warum also für einen Porsche so viel mehr bezahlen?

Spiritogre:

Den SU7 mit dem Taycan zu vergleichen ist wie Dacia mit Rolls Royce. Völlig andere Welten, selbst wenn es auf den ersten Blick ähnlich aussieht.

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