Porsche-Chef Oliver Blume hat in einem Interview mit Auto Motor und Sport einige interessante Details zum Elektro-Sportwagen Taycan verraten, sich zum Elektroauto-Pionier Tesla und seinem Chef Elon Musk geäußert sowie seine Sicht der Dinge dargestellt, wo die Elektromobilität bei Porsche in zehn Jahren stehen wird.
„Unser Taycan zeigt, dass es möglich ist, eine Sportwagenmarke elektrisch zu positionieren“, sagt Blume in dem Interview. Auch ein Porsche-Elektrosportwagen sei „100 Prozent Porsche“ und genau dieser Wille, sich immer wieder neu zu erfinden, das mache das Unternehmen aus: „Nur, weil wir uns stets verändert haben, ist Porsche immer Porsche geblieben.“ Trotzdem sehe Blume „den Taycan erst als Anfang, es gibt noch viel Potenzial. Wir bringen nun hoch attraktive vollelektrische Produkte auf den Markt.“
Porsche hat mehr als 30.000 Vorbestellungen für den Taycan vorliegen, die Produktionszahl wurde aufgrund der hohen Nachfrage auf 40.000 pro Jahr erhöht, womit die Stuttgarter Taycan-Fabrik voll ausgelastet ist. Nun gehe es darum „die Taycan-Produktion planmäßig hochzufahren“, damit Ende dieses Jahres die ersten Fahrzeuge an die Kunden in den USA ausgeliefert werden können. Anfang 2020 werden die Fahrzeuge dann auch in China und Deutschland zu den Käufern kommen.
Blume erklärt auch, warum die Taycan-Modelle die Begriffe Turbo und Turbo S als Unterscheidungsmerkmale tragen, obwohl das Elektroauto gar keinen Turbolader hat. Das habe mit der Vergangenheit von Porsche zu tun: „Unsere Kunden wissen, dass der Turbo S immer die stärkste Porsche-Version ist“, erklärt der Manager. „Danach kommen die Turbo-, GTS- und S-Modelle. Auch beim Taycan bleiben wir bei dieser bewährten Nomenklatur.“ Die Diskussionen im Internet darüber habe er verfolgt und findet sie wohl etwas überzogen. Denn „wenn ein Leichtathlet auf die Zielgerade einbiegt, sagt man auch, er schaltet jetzt den Turbo ein. Das darf man also ruhig etwas lockerer sehen.“
„Habe großen Respekt vor dem, was Tesla-Gründer Elon Musk geleistet hat“
Dass jetzt Tesla-Chef Elon Musk seine Limousine Model S auf den Nürburgring schickt, um die Bestzeit für Elektroautos zu verbessern, sei „schon eine etwas verrückte Geschichte“. Blume habe aber „großen Respekt vor dem, was Tesla-Gründer Elon Musk geleistet hat. Er hat mit Innovationen die Elektromobilität ein Stück weit in Gang gebracht.“
Dass der Sportwagen Taycan mit der Limousine Model S in Konkurrenz tritt, findet der Porsche-Chef nicht. „Unser Auto ist ganz anders positioniert“, sagt Blume im Interview. Porsche sei „die Company, die den 911 macht. Ein Taycan muss sich vor allem sportlich wie ein Elfer fahren.“
Elektrisch allerdings sieht Blume „den Elfer nicht, weil er dafür einfach nicht konzipiert ist.“ Der 911 sei „die Ikone der Marke Porsche und eine feste Größe in der Produktpalette“, er werde „noch lange mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sein“. Die Plattform sei aber so konzipiert, dass ein Hybridantrieb möglich wäre. Porsche wolle noch eine Evolutionsstufe bei den Batterien abwarten, dann soll der „911 Hybrid eine absolute Speerspitze sein“. Das System könnte demnach so sportlich ausgeprägt sein, wie es beim 919 Hybrid der Fall war. Der Le Mans-Wagen hatte einen Verbrennungsmotor mit 370 kW (503 PS) und einen Elektromotor mit 294 kW (400 PS) an Bord.
„Die Fahrzeuge werden CO2-neutral gefertigt“
Blumes Vorstellung für die Zukunft ist, „dass die Fahrzeuge in zehn Jahren rund 1000 Kilometer Reichweite haben und das Nachladen so schnell geht wie heute das Tanken“. Außerdem sollten die Fahrzeuge „zu 100 Prozent recyclingfähig sein“ und der Strom fürs Laden ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen. „Und die Fahrzeuge werden CO2-neutral gefertigt“, so der Porsche-Chef. Dass das funktioniert, ist schon bewiesen: „Die errichtete Taycan-Fabrik ist bereits komplett CO2-neutral.“
Das Thema Diesel sei bei Porsche „abgeschlossen. Für uns war es auch eine Frage der Priorisierung. Der Wechsel ausschließlich auf Benziner, Hybride und den vollelektrischen Taycan hat das Profil von Porsche noch einmal geschärft.“
Quelle: Auto Motor und Sport – „911 Hybrid wird absolute Speerspitze“