Die Elektromobilität gewinnt auch in Mittel- und Osteuropa an Fahrt, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau als in Westeuropa. Das zeigen aktuelle Zahlen von Automobil-Analyst Matthias Schmidt, der die Neuzulassungen von Januar bis Juli ausgewertet hat. Betrachtet wurden Märkte wie Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien sowie kleinere Länder wie Slowenien, die Slowakei oder die baltischen Staaten. Zusammengenommen wurden in der Region 48.219 Elektroautos registriert. Das entspricht einem Anstieg um 32,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil der Stromer stieg von 4,3 auf 5,6 Prozent.
Vier Märkte bestimmen E-Autoabsatz in Osteuropa
Polen stellt den größten Markt dar und trägt entscheidend zum Ergebnis bei. Mit 18.071 Neuzulassungen seit Jahresbeginn wuchs der Markt um 80,5 Prozent. Damit beträgt der Anteil der Elektroautos am Binnenmarkt inzwischen 5,4 Prozent. Besonders auffällig ist der Juli, in dem mehr als 3800 Stromer neu zugelassen wurden. Das entspricht einem Zuwachs von 231 Prozent im Monatsvergleich und zeigt, dass Polen im regionalen Kontext die Vorreiterrolle übernommen hat.
Auch Tschechien bewegt sich in einem positiven Trend. Dort wurden von Januar bis Juli knapp 8000 Elektroautos registriert, ein Plus von 60,7 Prozent. Der Marktanteil liegt bei 5,6 Prozent. Im Juli waren es rund 1070 Einheiten, was einem Zuwachs von 30 Prozent entspricht. Ungarn konnte ebenfalls zulegen. Mit 6203 Neuzulassungen seit Jahresbeginn ergibt sich ein Wachstum von 18,5 Prozent. Der Anteil liegt bei 8,1 Prozent und damit etwas über dem Durchschnitt der Region.
Rumänien zeigt dagegen ein anderes Bild. Dort gingen die Neuzulassungen deutlich zurück. Im bisherigen Jahresverlauf wurden nur noch 3726 Elektroautos registriert. Das entspricht einem Minus von 41,6 Prozent. Auch im Juli lagen die Zahlen niedriger, mit einem Rückgang von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Anteil fiel von 6,6 auf 4,6 Prozent. Damit ist Rumänien eines der wenigen Länder in Mittel- und Osteuropa, in dem die Elektromobilität aktuell stagniert bzw. rückläufig ist.
Kleine Märkte mit starken Schwankungen
Neben den großen vier Ländern zeigt sich in kleineren Märkten ein sehr gemischtes Bild. Slowenien meldete ein starkes Wachstum. Mit 3231 Neuzulassungen seit Jahresbeginn stieg der Markt um 88,5 Prozent. Der Anteil liegt nun bei 9,2 Prozent. Besonders der Juli brachte einen Sprung, als sich die Zulassungen im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifachten. Die Slowakei legte ebenfalls kräftig zu. Mit 2377 Elektroautos seit Jahresbeginn ergibt sich ein Plus von knapp 69 Prozent.
Auch die baltischen Staaten verzeichneten überwiegend Zuwächse. Litauen kam auf 1484 Elektroautos und legte um 46,9 Prozent zu. Lettland erreichte mit 918 Einheiten ein Plus von 33 Prozent. Beide Länder steigerten ihren Marktanteil auf über sechs Prozent. Estland hingegen verlor deutlich. Dort gingen die Neuzulassungen um fast 30 Prozent zurück, auf nur noch 544 Autos seit Jahresbeginn.
In einigen kleineren Märkten zeigten die Zahlen ebenfalls eine negative Tendenz. Kroatien meldete nur noch 465 Elektroautos im bisherigen Jahresverlauf. Das entspricht einem Rückgang um mehr als die Hälfte. Auch im Juli sank der Markt um 74 Prozent. Malta liegt mit einem Minus von 36,6 Prozent ebenfalls im negativen Bereich. Dort wurden seit Januar nur 918 Einheiten registriert, der Anteil ging von 30,6 auf 24,7 Prozent zurück. Zypern hingegen konnte zulegen und verzeichnete ein Plus von 56,3 Prozent auf 899 Elektroautos. Der Anteil am Binnenmarkt liegt nun bei 9,3 Prozent.
E-Autoabsatz in Bulgarien wächst
Bulgarien erreichte 1403 Neuzulassungen und legte damit um 37,5 Prozent zu. Der Marktanteil stieg auf 4,9 Prozent. Trotz kleiner Stückzahlen zeigt sich hier ein positiver Trend. Insgesamt wird deutlich, dass die Dynamik in Mittel- und Osteuropa stark von einzelnen Märkten abhängt. Länder wie Polen, Slowenien oder die Slowakei sorgen für Wachstum, während Rumänien, Kroatien und Malta schwächeln.
Die Zahlen verdeutlichen, dass die Elektromobilität in dieser Region zwar zunimmt, jedoch noch am Anfang steht. Mit einem Marktanteil von 5,6 Prozent bleibt Mittel- und Osteuropa deutlich hinter Westeuropa zurück, wo die Quote zuletzt bei 18,9 Prozent lag. Gleichzeitig zeigen die hohen Wachstumsraten in einzelnen Märkten, dass das Potenzial groß ist. Unterschiede in Infrastruktur, Kaufkraft und politischen Rahmenbedingungen führen jedoch zu einem uneinheitlichen Bild. Während Polen oder Slowenien den Trend aktiv aufnehmen, fehlen in anderen Ländern noch die Voraussetzungen für eine breitere Akzeptanz.
Quelle: Matthias Schmidt – Per Mail