In einem exklusiven Gespräch mit Chao Liu, dem Gründer, Chairman und CEO von SuperPanther, wurde für Elektroauto-News deutlich, welche Herausforderungen und Chancen die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugsektors in Europa mit sich bringt. SuperPanther verfolgt dabei eine Strategie, die nicht nur auf die Produktion eigener Fahrzeuge abzielt (in China), sondern auch auf die Unterstützung anderer Hersteller bei ihrem Übergang zur Elektromobilität (in Europa). Im Fokus des Gesprächs standen sowohl die technologischen als auch die infrastrukturellen Hürden, die es zu überwinden gilt, sowie die Chancen, die diese Entwicklung für die Industrie und die Umwelt bietet.
Strategische Partnerschaften: Europa im Fokus
Ein zentraler Punkt im Gespräch war die bewusste Entscheidung von SuperPanther, in Europa mit lokalen Partnern wie Steyr zusammenzuarbeiten, anstatt eigene Lkw-Modelle aus China auf den Markt zu bringen. Chao Liu erläuterte, dass europäische Partner den Markt und die Bedürfnisse der Kunden in Europa besser verstehen: „Unsere europäischen Partner kennen den Markt und die Kunden im Bereich der traditionellen Verbrennungsmotoren gut, aber sie brauchen Unterstützung, um in der Elektromobilität Fuß zu fassen“. Man benötige nicht eine weitere chinesische Marke in Europa.
Man verstehe sich als Vermittler und Unterstützer für die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugsektors. Als „Enabler„, wie das Unternehmen sich selbst sieht. Chao unterstrich diese Vision mit den Worten: „Wir wollen nicht nur Lkw liefern, sondern auch anderen Herstellern helfen, schneller in den Bereich der Elektrofahrzeuge einzusteigen“.
Besonders deutlich wurde im Gespräch die Dringlichkeit, die CO₂-Emissionen im Transportwesen zu senken. Chao wies auf die Rekordtemperaturen hin, die in den letzten Monaten weltweit gemessen wurden: „Die Erde schlägt Alarm, und es ist an der Zeit, dass wir handeln“. Das Unternehmen hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt – mit Fokus auf Europa: Bis 2030 sollen 16.000 Elektro-Lkw auf den Straßen Europas unterwegs sein, die jährlich zwei Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Diese Zahlen sind beeindruckend und verdeutlichen den Beitrag, den das Unternehmen zur Bekämpfung des Klimawandels leisten möchte.
Doch Chao machte auch klar, dass es nicht nur um die Herstellung von Elektrofahrzeugen geht. SuperPanther sieht sich schließlich als Enabler, also als Unterstützer, der anderen Unternehmen hilft, schneller und effizienter auf Elektroantriebe umzusteigen. Während etablierte Nutzfahrzeughersteller oft 15 bis 20 Jahre brauchen, um neue Modelle auf den Markt zu bringen, konnte SuperPanther in nur zwei Jahren einen funktionstüchtigen Elektro-Lkw entwickeln. Diese Leistung, so Chao, sei auf die dezentrale Forschungs- und Entwicklungsstruktur des Unternehmens zurückzuführen, die den Ingenieuren große Freiheiten und Verantwortung gibt: „Jeder Ingenieur trägt die volle Verantwortung für seine Aufgaben, von der Planung bis zur Umsetzung“.
Diese Agilität verschaffe SuperPanther einen klaren Vorteil gegenüber den traditionellen Herstellern, die oft in langwierige Entwicklungsprozesse eingebunden sind. Der CEO des Unternehmens betonte, dass es für ein junges Start-Up wie SuperPanther entscheidend sei, schneller auf Veränderungen und neue Technologien zu reagieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Herausforderungen der Infrastruktur: Ladenetzwerke und Megawatt laden
Trotz der vielversprechenden Fortschritte steht die Branche vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere was die Ladeinfrastruktur betrifft. Chao erklärte, dass es noch keine einheitlichen Standards für Megawatt-Ladungen gebe, die für das Laden schwerer Nutzfahrzeuge erforderlich sind. Sein Unternehmen arbeite jedoch eng mit Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass die Infrastruktur mit der Fahrzeugtechnologie Schritt hält: „Wir haben ein Auge auf die Entwicklungen im Bereich Megawattladen und arbeiten daran, Lösungen zu finden, die sowohl die Ladezeiten verkürzen als auch die Energieeffizienz erhöhen“.
Im Gespräch betonte Chao immer wieder, dass der Schlüssel zum Erfolg nicht nur in der Technologie, sondern auch in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren der Branche liege. Ein besonders wichtiges Beispiel hierfür sei die Partnerschaft mit DHL, einem der größten Logistikunternehmen der Welt. Diese Kooperation zeigt, dass SuperPanther nicht nur Lkw liefern möchte, sondern auch die gesamte Logistikbranche dabei unterstützen will, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren. Er führt hierzu aus: „Die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie DHL ist entscheidend, um gemeinsam Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft zu finden“. Das Unternehmen wolle als Katalysator für den gesamten Sektor wirken. Die Herausforderungen sind groß, insbesondere was die Ladeinfrastruktur und die Standardisierung angeht, doch SuperPanther scheint bereit zu sein, diese Hürden zu überwinden. Und hier auch Marktbegleitern unter die Arme zu greifen.
Wie Chao abschließend betonte, wird der Erfolg letztlich davon abhängen, wie gut die Industrie zusammenarbeitet und wie schnell die notwendigen Infrastrukturen geschaffen werden können. Die Zukunft des Transports ist elektrisch – aber der Weg dorthin ist noch lang und erfordert gemeinsames Handeln.