Peugeot-CEO: „Die Seele des GTI lebt auch elektrisch weiter“

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Sebastian Henßler
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Seit seinem Amtsantritt als CEO sieht Alain Favey Peugeot gut aufgestellt – auch wenn es Baustellen gibt. Im Gespräch mit Press-Inform äußerte sich der Peugeot-Chef optimistisch zur Zukunft des Unternehmens und unterstrich, dass die Multi-Energie-Strategie des Stellantis-Konzerns angesichts eines verzögerten Übergangs zur Elektromobilität genau richtig gewesen sei. „Ich denke, dass sich Peugeot in einer sehr positiven Situation befindet“, so Favey. Gleichzeitig betonte er, dass der Konzern weiter an mutigen Ideen arbeite – etwa durch eine Weiterentwicklung des i-Cockpits oder der Innenraumgestaltung.

Eines der ersten Themen, dem sich Favey intern gewidmet hat, sind die bekannten Probleme bei den PureTech-Motoren: „Die ungewöhnlichen Qualitätsprobleme, die wir in den letzten Jahren mit einigen unserer Antriebsstränge hatten, könnten alles andere, was wir gut gemacht haben, in Frage stellen.“ Um Vertrauen zurückzugewinnen, wurde die Garantie auf diese Motoren auf zehn Jahre verlängert. Gleichzeitig bemühe man sich verstärkt um einen engeren Kontakt zu Kunden, Handel und Medien, um „den französischen Elan“ wieder stärker zur Geltung zu bringen.

Peugeot-Produktstrategie: neue Antriebe, neue Modelle, neue Ideen

Peugeot plant eine Erweiterung der Modellpalette rund um die SUV-Baureihen 3008 und 5008. Neben dem kürzlich eingeführten siebensitzigen 5008 soll bald eine fünfsitzige Version folgen. Zudem steht die Rückkehr einer Ikone an: „Wir werden die GTI-Marke mit all ihrem Charisma in die e-208-Reihe einführen“, kündigte Favey an – und stellte damit klar, dass Peugeot auch im Elektrozeitalter sportliche Akzente setzen will: „Wir glauben, dass die Seele des GTI auch in einem Elektroauto leben kann.“ Auch ein Facelift für den 308 steht noch dieses Jahr an. Für die zweite Jahreshälfte 2025 ist ein Konzeptfahrzeug geplant, das einen Ausblick auf die künftige Designsprache der Marke geben soll.

Auch wenn die Verkaufszahlen der Elektrovarianten e-208 und e-2008 zuletzt rückläufig waren – minus 23 beziehungsweise minus 10 Prozent –, bleibt das Ziel ambitioniert. Peugeot will sich als „Mainstream-E-Auto-Marke in Europa“ etablieren. Das bedeute jedoch nicht nur hohe Verkaufszahlen, sondern auch Kundenzufriedenheit und Vielfalt im Angebot, so Favey. Gleichzeitig räumte er ein, dass Ladeinfrastruktur und Marktbedingungen eine zentrale Rolle spielten: „Der Marktanteil und der Anteil der E-Autos wird davon abhängen, wie gut wir unsere Arbeit machen und wie sehr sich die Ladeinfrastruktur entwickelt.“

Kleinwagen im klassischen A-Segment – also Autos mit einem Einstiegspreis zwischen 10.000 und 17.000 Euro – spielen in der Zukunftsplanung von Peugeot keine Rolle mehr. Modelle wie der 106, 107 oder 108, die einst das Straßenbild europäischer Städte mitprägten, bekommen laut CEO Alain Favey keinen Nachfolger. Stattdessen richtet sich der Blick auf höher positionierte Fahrzeuge. „Der 208 ist unser Einstiegsmodell, und wir haben nicht die Absicht, dieses Marktsegment, das praktisch verschwunden ist, zu unterschreiten“, so Favey im Gespräch mit Press-Inform. Die Nachfrage nach erschwinglichen Neuwagen sei zwar nach wie vor vorhanden, werde bei Peugeot aber künftig über ein wachsendes Angebot im Gebrauchtwagenbereich bedient. Dort baue man gezielt neue Strukturen auf, um preissensiblen Kunden dennoch ein attraktives Angebot machen zu können.

Gleichzeitig richtet Peugeot seine Neuwagenstrategie konsequent auf höhere Preissegmente aus – mit modernen, technisch voll ausgestatteten Modellen. „Für Peugeot beginnt die Zukunft des Neuwagenmarktes auf einem höheren Preisniveau mit moderneren Fahrzeugen auf dem neuesten Stand der Technik“, erklärt Favey.

Zu den zentralen Säulen dieser Strategie zählen der Peugeot 3008 und 5008. Beide Modelle fahren aktuell auf Wachstumskurs und konnten im ersten Quartal 2025 jeweils mehr als 30 Prozent Absatzplus erzielen. Favey sieht hierin eine klare Bestätigung für den eingeschlagenen Weg: „Das C-Segment ist für uns lebenswichtig.“ Die kontinuierlich ausgebaute Modellpalette, darunter neue Plug-in-Hybride und künftig mehr Varianten, sorge für nachhaltigen Rückenwind.

Trotz der aktuellen Retro-Welle, bei der Wettbewerber wie Renault mit dem neuen R5 oder Fiat mit der Panda-Neuauflage auf Nostalgie setzen, will Peugeot bewusst nicht auf diesen Trend aufspringen. Die Marke setzt lieber auf Evolution statt Rückblick. „Wir haben nicht die Absicht, zum jetzigen Zeitpunkt auf Retro zu setzen“, sagt Favey deutlich. Stattdessen gehe es darum, das historische Erbe der Marke in die Zukunft zu übersetzen – mit modernem Design, neuen Technologien und einem unverwechselbaren französischen Stil, der sich kontinuierlich weiterentwickelt.

CO₂-Ziele: Flexibilität ja, aber keine Strategieänderung

Die jüngste Entscheidung der EU, den Autobauern beim Erreichen der CO₂-Ziele mehr zeitlichen Spielraum zu gewähren, wird von Peugeot-Chef Alain Favey als sinnvoller Schritt bewertet – allerdings ohne unmittelbare Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung der Marke. „Die CO₂-Emissionswerte, die wir erreichen müssen, haben sich nicht geändert, nur der Zeitplan ist flexibler geworden“, stellt Favey klar.

Die Herausforderung bestehe weiterhin darin, Fahrzeuge effizienter zu machen und gleichzeitig die Elektromobilität voranzubringen – unabhängig von politischen Anpassungen. Aus Sicht von Peugeot hängt der tatsächliche Fortschritt ohnehin weniger von Fristen ab, sondern vielmehr vom Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und der Akzeptanz der Kundinnen und Kunden. Nur wenn beides Hand in Hand geht, könne Elektromobilität zur neuen Normalität werden. Favey betont: „Der Zeitrahmen ist nicht entscheidend – entscheidend ist, dass die Rahmenbedingungen stimmen, um E-Autos im Alltag für alle praktikabel zu machen.“

Quelle: Interview von Joaquim Oliveira; Press-Inform

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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