Der japanische Autobauer Nissan setzt auch bei der Energieversorgung seiner Werke zunehmend auf Nachhaltigkeit: Im Werk Tochigi testet Nissan laut einer Pressemitteilung nun ein stationäres System, das Strom aus Bioethanol erzeugt, also auf nachwachsende Rohstoffe setzt. Die Testphase sei der erste Schritt, um die lokalen Kapazitäten der Stromerzeugung zu verbessern. Das soll den Weg für eine großflächige Nutzung ab 2030 ebnen.
Bereits im Jahr 2016 habe Nissan als erster Automobilhersteller weltweit ein Antriebssystem für Fahrzeuge entwickelt, das eine mit Bioethanol betriebene Festoxid-Brennstoffzelle nutzt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen fließen laut Mitteilung nun in das stationäre System zur Stromerzeugung ein.
Die Festoxid-Brennstoffzelle, kurz SOFC, sei hocheffizient: Sogenannte Reformer arbeiten bei hohen Temperaturen und erzeugen Strom aus Wasserstoff, der aus unterschiedlichen, mit Sauerstoff reagierenden Brennstoffen erzeugt wird – zum Beispiel Erd- und Flüssiggas, aber eben auch Ethanol. Die hohen Betriebstemperaturen begünstigen demnach hohe katalytische Prozesse und erzielen damit einen ebenso hohen Wirkungsgrad von 70 Prozent. Klassische Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (PEFC) weisen dagegen nur einen Wirkungsgrad von 60 Prozent auf.
Nissan: Keine Konkurrenz zu Lebensmitteln
Um die Festigkeit der Brennstoffzelle weiter zu verbessern, werde eine metallgestützte Zelle als Bestandteil des SOFC-Stacks entwickelt. Damit lasse sich problemlos auf plötzliche Schwankungen im Leistungsbedarf reagieren, was einen noch effizienteren Betrieb in der Zukunft ermögliche – insbesondere, wenn das SOFC-System in Verbindung mit erneuerbaren Energien genutzt wird.
Das stationäre Stromerzeugungssystem wird laut Pressemitteilung mit Bioethanol aus Sorghumhirse (Sorghum-Bioethanol) betrieben. Entwickelt wurde der alternative Kraftstoff gemeinsam mit dem Biokraftstoff-Spezialisten Binex, der diesen ab 2025 auch liefert. “Sorghumhirse absorbiert während seiner Wachstumsphase CO2, womit sich die bei der SOFC-Stromerzeugung aus Sorghum-Bioethanol entstehenden Emissionen ausgleichen lassen. Damit leistet die Pflanze einen wichtigen Beitrag zum CO2-neutralen Kreislauf“, schreibt der Autohersteller.
Es handele sich um eine einjährige Pflanze aus der Familie der Gräser, die schnell wächst und innerhalb von etwa drei Monaten geerntet werden kann. Bei idealen Anbaubedingungen ermögliche dies mehrere Ernten pro Jahr. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit an Kälte und Trockenheit könne sie in verschiedenen Regionen und auf unterschiedlichen Böden angebaut werden. Der Stängel werde als Rohstoff für Bioethanol verwendet, das Korn für Lebensmittel. So entstehe keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion – einer der Kernkritikpunkte, die bei Nutzung von Ackerflächen zur Energiegewinnung vorgebracht wird. Die Abfallprodukte nach dem Auspressen der Stängel können demnach auch für die Stromerzeugung aus Biomasse verwendet werden.
Bis 2050 CO2-Neutralität das Ziel
„Der Übergang vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb ist mit großen Veränderungen verbunden. Nissan stellt sich den verschiedenen technologischen Herausforderungen; eine unserer Stärken ist die SOFC-Stromerzeugung“, erklärt Kazuhiko Murata, als Corporate Vice President bei Nissan für die Produktion und Entwicklung von Antrieben verantwortlich. „Mit eigenen innovativen Technologien werden wir die Elektrifizierung fördern und den Weg in die CO2-Neutralität vorantreiben”, führt er zudem aus.
Nissan will bis zum Jahr 2050 CO2-Neutralität im Unternehmen und über den gesamten Lebenszyklus seiner Modelle erreichen. Die Produktionsanlagen sollen hierfür vollständig elektrifiziert werden – auch durch die Einführung innovativer Produktionstechnologien und einer generellen Reduzierung des Energieverbrauchs. Um CO2-Neutralität in den Produktionsanlagen zu erreichen, wird der gesamte Strom aus erneuerbaren Energiequellen oder mit Brennstoffzellen, die alternative Kraftstoffe nutzen, vor Ort erzeugt.
Quelle: Nissan – Pressemitteilung vom 7. März 2024