Nissan Ariya im Test: Japan-SUV mit Wohlfühl-Charakter

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Daniel Krenzer

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  —  Lesedauer 4 min

Mit dem Nissan Leaf gehörte der japanische Automobilhersteller lange zu den Pionieren der Elektromobilität. Zuletzt haben aber vor allem südkoreanische und chinesische Hersteller den Japanern den Rang abgelaufen. Mit dem Ariya meldet sich Nissan nun mit einem interessanten Elektro-SUV zurück. Was kann das 4,60 Meter lange Fahrzeug mit 178 kW (242 PS) Leistung – und wo hat es Schwächen? Die wichtigsten Eindrücke aus dem Test im Überblick:

Drei Pluspunkte des Nissan Ariya

Komfort: Der Innenraum gefällt richtig gut: Edel wirkende, abwechslungsreiche und gut verarbeitete Materialien sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Richtig schön griffig ist zudem das Lenkrad. Nett sind Spielereien wie ein auf Knopfdruck öffenbares Fach in der Mitte unter der Armatur sowie die Möglichkeit, die Mittelkonsole elektrisch vor- und zurückzufahren. Zudem gab es im getesteten Ariya mit großem Akku und stärkerem Motor und Evolve Pack einen digitalen Rückspiegel sowie einen Einparkassistenten. Hervorzuheben sind ferner das gestochen scharfe Head-up-Display, das Glas-Panoramadach sowie die beheizbaren Sitze hinten – und natürlich der 22-kW-AC-Lader.

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Raumangebot: Sowohl vorne als auch hinten sitzt es sich sehr bequem, ohne dass der Kofferraum dadurch zu klein ausfallen würde. 468 Liter fasst dieser im Normalzustand, wer die Rückbank umlegt, kann sogar bis zu 1350 Liter verstauen. Mit seinen 4,60 Metern Länge ist der Ariya aber für ein SUV nicht übermäßig lang, der Stauraum ergibt sich also auch durch die Höhe.

Fahreigenschaften: Der Ariya liegt satt auf der Straße, das Lenkverhalten ist für die Fahrzeugklasse sehr angenehm – was wiederum auch am gelungenen Lenkrad liegen dürfte. Darauf achten viele Hersteller viel zu wenig, obwohl es doch dasjenige Teil am Fahrzeug ist, mit dem der Fahrer am engsten Kontakt zur Straße hält. Bei Tempo 160 ist der Ariya zwar abgeregelt, bis dahin zieht er aber agil mit einem maximalen Drehmoment von 300 Newtonmeter nach vorne.

Drei Minuspunkte des Nissan Ariya

Ladeperformance: Im Testzeitraum war es zugegebenermaßen recht kalt, was bei fast allen E-Autos zu abgeschwächten Ladeleistungen führt. Maximal 95 kW bei 25 Prozent Ladestand am Schnelllader bei möglichen 130 kW waren aber doch etwas zu wenig, um uns zufriedenzustellen. Etwa eine Dreiviertelstunde Pause muss so eingeplant werden, bis unterwegs von 10 bis 80 Prozent geladen ist – bei wärmerer Witterung dürfte es aber schneller gehen.

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Verbrauch: Ein SUV ist äußerst selten ein effizientes Fahrzeug. Das gilt auch für den Ariya, selbst wenn die Werte laut Bordcomputer, also ohne Ladeverluste, vergleichsweise in Ordnung sind. Flott auf der Autobahn zeigte dieser 28 kWh, im sparsamen Modus im städtischen und ländlichen Verkehr waren auch mal 16,5 kWh drin. Kombiniert waren es dann 21,5 kWh, allerdings wie gesagt bei eher kalter Witterung. Für ein SUV kein schlechter Wert, E-Limousinen sind da aber einiges sparsamer. Immerhin sind so mit dem knapp 90 kWh fassenden Akku rechnerisch etwa 300 bis 500 Kilometer Reichweite drin.

e-Pedal: Beim Ariya lässt sich zwar das sogenannte e-Pedal aktivieren, wer allerdings damit auf ein One Pedal Driving hofft, wird im letzten Moment enttäuscht. Denn der Ariya verzögert mit nachlassendem Gasfuß zwar stark, stehen bleibt er damit jedoch nicht. Wer eh lieber klassisch mit Gas- und Bremspedal fährt, dem ist das am Ende egal.

Fazit

Zwar ist auch der Ariya kein Billigheimer, mit Preisen ab 43.490 Euro für die Basisversion mit 63-kWh-Akku und 160 kW Leistung gibt es ihn aber für einen vergleichsweise fairen Preis. Das gilt auch für unseren Testwagen, der zwar knapp 58.000 Euro kosten würde, allerdings reichlich Komfort bietet. Wäre nun die Ladeleistung noch ein wenig besser, wäre er damit sogar für regelmäßige Fernfahrten mit mehr als 500 Kilometer am Tag eine interessante Option. Und so oder so die viel sinnigere Option, als eines der „Mogel-E-Autos“ aus dem Hause Nissan mit e-Power (Benzin tanken, elektrisch fahren…).

Disclaimer: Das Testfahrzeug wurde uns kostenlos von Nissan zur Verfügung gestellt. Ein erster ausführlicher Testbericht ist bereits in der Fuldaer Zeitung erschienen.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Daniel Krenzer:

Danke! Es gibt eine abnehmbare Kupplung, 1500 Kilo dürfen maximal gezogen werden.

Stefan:

Danke für den guten und schlanken Bericht.Ist eine Anhängerkupplung optional erhältlich?

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