Laut einem Bericht des Branchenportals CarNewsChina soll der ES8 zum Marktstart nochmal günstiger erhältlich sein als im Vorverkauf. Die Battery-as-a-Service-Variante (BaaS), bei der der Antriebsakku lediglich gemietet wird, soll sogar für unter 300.000 Yuan erhältlich sein, also für 36.000 Euro oder weniger. Der Marktstart des neuen ES8 ist für Ende September geplant.
Bei einer Medienveranstaltung zum Vorverkaufsstart des Nio ES8 ging Unternehmenschef William Li näher auf die kuriose Preispolitik des kriselnden E-Autobauers ein. Li erklärte, wo das Unternehmen Kosten eingespart hat, um einen so aggressiven Startpreis für sein Flaggschiff-SUV zu erzielen – der Nio-Chef ließ aber auch durchscheinen, dass das Unternehmen aktuell ums Überleben kämpft.
„Wir haben den Preis des ES8 auf das Niveau gebracht, wo er hingehört“, so Li während der Medienkonferenz. „Die Preisanpassung ist keine kurzfristige Maßnahme, sondern das Ergebnis der Anpassungsfähigkeit von Nio.“
Nio habe Kosten mit Lieferanten neu verhandelt und so die Beschaffungskosten senken können, erklärte Li. Die Forschungs- und Entwicklungskosten seien auf mehrere Modelle verteilt worden, wobei Kerntechnologien wie die 900-Volt-Architektur, der Heckantrieb und ein eigens entwickelter Chip gemeinsam genutzt worden seien. Beim ES8 habe man Li zufolge auch einige Materialanpassungen vorgenommen, wobei der Aluminiumanteil reduziert wurde. Li betonte insbesondere, dass die Entwicklung des Shenji NX9031 5-nm-Chip im eigenen Unternehmen „wirklich viel Geld“ im Vergleich zur zweiten Generation des ES8 gespart habe, in der der Nvidia Orin X-Chip zum Einsatz kam.
Mit Blick auf die Forschungs- und Entwicklungskosten räumte Li ein, dass in der Vergangenheit „nicht jeder Cent der 60 Milliarden Yuan Investition hocheffizient war“ und es noch Verbesserungspotenzial gebe. Der Nio-CEO erklärte, dass das Unternehmen Bewertungsmodelle für seine Forschungs- und Entwicklungsabteilungen festlegen werde, um die Rendite der Investitionen kurz- oder langfristig verfolgen zu können. „Einige Investitionen können sich in drei Monaten, einem Jahr oder zwei Jahren amortisieren”, so Li. Nio werde die Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen nicht verringern, sondern versuchen, die Effizienz zu verbessern.
Der E-Autobauer kämpft offenbar weiter ums Überleben
Nio-Kunden hatten im Vorfeld harsche Kritik an der Preisgestaltung des E-Autobauers geübt, da der neue ES8 umgerechnet gut 12.000 Euro günstiger ist als die Vorgängergeneration. Li versuchte während der Veranstaltung, die enttäuschten Käufer zu beruhigen – und räumte dabei auch ein, dass das Unternehmen aktuell um sein Überleben kämpft: „Nio muss das Gesamtbild im Blick behalten, denn das Überleben ist das Wichtigste. Die neue Preisgestaltung mag kurzfristig die Gefühle einiger bestehender Nutzer verletzen, aber langfristig wird diese Preisstrategie Nio helfen, seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem hart umkämpften Markt zu erhalten.“
Li erklärte zudem, dass Nio keine Pläne für die Einführung eines Kompaktvans in China verfolge. Der Nio-Chef gab während der Veranstaltung außerdem einen Ausblick auf das kommende Flaggschiff ES9, bei dem es sich um eine SUV-Variante des ET9 handeln wird. „Eines kann ich verraten: Der Kofferraum des ES9 wird definitiv nicht so groß sein wie der des ES8”, so Li. Der Marktstart des Nio ES9 ist für die erste Jahreshälfte 2026 geplant.
Nio kämpft seit geraumer Zeit mit hohen Kosten bei einer vergleichsweise geringen Marge: Im ersten Quartal dieses Jahres schrieb der Elektroautobauer einen Verlust von rund 810 Millionen Euro trotz gestiegenem Umsatz. Im ersten Quartal lieferte der Hersteller rund 42.000 Fahrzeuge aus, im zweiten Quartal stiegen die Auslieferungen auf gut 72.000 Einheiten. Seine Ergebnisse zum zweiten Quartal will Nio am 2. September vorlegen.
Quelle: CarNewsChina – Nio fights for survival, CEO says, as ES8 released 14,100 USD cheaper than previous generation