Neue Studie: E-Autos sind günstiger als viele denken

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das Fuhrpark- und Leasingunternehmen LeasePlan hat die internationale Studie „Elektrofahrzeuge und Nachhaltigkeit“ veröffentlicht. Sie zeigt, dass die hohen Kosten für ein Elektroauto und die Reichweitenangst viele deutsche Autofahrer noch vom Kauf abhalten – auch wenn sich ihre generelle Einstellung verbessert hat. LeasePlan rechnet zudem vor, dass sich E-Autos entgegen der leider immer noch recht weitläufigen Meinung sogar finanziell lohnen können.

42 Prozent der deutschen Teilnehmer (alle teilnehmenden Länder: 61 Prozent) gaben an, dass ein Elektroauto für sie infrage komme. Im Vergleich zu den anderen Ländern antworteten die insgesamt 250 deutschen Teilnehmer an dieser Stelle eher zurückhaltend. Gefragt nach den Hinderungsgründen, ein Elektroauto zu kaufen oder zu leasen, stand mit über 53 Prozent der Preis an erster Stelle.

Ist ein Elektroauto wirklich zu teuer?

LeasePlan hat zum Vergleich zwei aktuelle Flottenfahrzeuge gerechnet – das eine ist ein Audi A4 Avant TDI Quattro S, ein Dieselkombi mit einer Leistung von 150 kW und einer Reichweite von etwa 1000 Kilometern; das andere ein Ford Mustang Mach-E, ein elektrisches SUV mit einem 99 kWh fassenden Akku und einer Reichweite von 540 Kilometern. Dabei kommt heraus: Durch die attraktiven Förderungen in Deutschland hat das Elektroauto im typischen Mittelklassesegment bei vergleichbarer Ausstattung in der Anschaffung die Nase vorn. Bei einer Laufzeit von drei Jahren ist das E-Auto insgesamt 1300 Euro günstiger.

Die Kalkulation basiert auf einer Laufzeit von 36 Monaten und einer Fahrleistung von 20.000 km pro Jahr. Verglichen wurden Wertverlust – beim Elektroauto wurde der Umweltbonus bei den Anschaffungskosten berücksichtigt –, Instandhaltung, Reifen, Kfz-Steuer, Versicherung und Verbrauchskosten für den Sprit bzw. den Strom.

Bei den monatlichen Kosten sind E-Autos erheblich günstiger als Verbrenner, weil die Instandhaltungskosten aufgrund geringerer Verschleißteile deutlich niedriger sind, die Reifenkosten wegen geringerer Abnutzung durch Rekuperation niedriger sind und die Kfz-Steuer für E-Autos staatlich subventioniert wird. Lediglich die Versicherung für Elektroautos ist mitunter teurer als die eines vergleichbaren Verbrenners. Insgesamt spart der E-Autofahrer hier knapp 400 Euro im Jahr.

Diese Einsparungen gleichen sogar die unter Umständen höheren Verbrauchskosten des E-Autos aus, falls dieses oft an eher teuren öffentlichen Ladestationen geladen wird. Aber auch hier kann ein Fahrer durch die Nutzung einer Lademöglichkeit zu Hause nochmal richtig Geld sparen. Bei der überwiegenden Nutzung einer Wallbox daheim, das heißt 90 Prozent zuhause und 10 Prozent an öffentlichen Ladesäulen, kann er die Ladekosten um ein Drittel reduzieren. So wird das Elektroauto in den Gesamtkosten damit knapp 500 Euro im Jahr günstiger als ein Dieselfahrzeug.

Elektroauto-Kosten-Vergleich-Diesel
LeasePlan

Vielfahrer und Fahrer, die nur begrenzte Möglichkeiten haben, ihr E-Auto zuhause zu laden und 50 Prozent öffentliche Ladesäulen nutzen, müssen dagegen bis zu 80 Euro im Monat mehr an die Betreiber zahlen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die staatlich mit 900 Euro subventionierte Anschaffung und Installation einer Wallbox für Immobilieneigentümer oder Mieter zunächst einmal eine Investition darstellt, die sich aber in der Zukunft amortisiert.

„Die Reichweitenangst ist unbegründet“

Die Hälfte der Befragten in Deutschland (50,2 Prozent) nannte die mangelnde Reichweite als Argument gegen ein Elektroauto. Das zeigt, dass die Reichweitenangst in Deutschland ein viel größeres Thema ist als in anderen Ländern (alle teilnehmenden Länder: 34 Prozent).

Dabei ist Reichweite gar kein Hinderungsgrund mehr“, sagt Roland Meyer, Geschäftsführer von LeasePlan Deutschland, der selbst seit 2019 nur noch elektrisch unterwegs sei und vor keiner Fahrt zurückschrecke. Dies sei nicht nur sein persönlicher Eindruck, sondern mit Zahlen belegbar. In der neuen Studie sagten 83 Prozent der Teilnehmer, dass sie weniger als 20.000 Kilometer im Jahr fahren; fast 40 Prozent davon sogar unter 10.000 Kilometer. Betrachten wir diese Fahrten genauer, sind es 96 Prozent, die auf Fahrten zur Arbeit und zu Freizeitaktivitäten entfallen. Nur 4 Prozent der Fahrten entfallen auf Urlaubsfahrten, die in der Regel eine große Reichweite erfordern.

Die Reichweitenangst ist unbegründet, es handelt sich oft nur um eine Blockade im Kopf. Mittlerweile sind ausreichend Modelle auf dem Markt, die den täglichen Anforderungen gerecht werden. Und das zu vergleichbaren Kosten – wie unsere Rechnung zeigt“, so Meyer abschließend.

Quelle: LeasePlan – Pressemitteilung vom 16.03.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wranky:

Tanke doch mal in der Wildnis oder auf der Autobahn, am besten ohne Jahreskarten, einfach so nach Bedarf, wie mit dem Diesel bei 1,40€. Dann sind die Zahlen schon viel „besser“. Viel Spaß

Robert:

melde mich jetzt nochmals Herr Doesseger, heute 19.03.2021 kam die Meldung das der Dacia in Spring in Deutschland ab 20.490 in der Basisversion erhältlich sein soll in Frakreich 16990 Euro also 3,500 Euro teurer für ein und das gleiche! Begründung war es soll verhindert werden das der Dacia Spring in Deutschland nach Förderung billiger wäre als in Frankreich deshalb kostet er in Deutschland 3,500 Euro mehr und deswegen bin ich gegen die Förderungen/Subventionen weil sie eben beim Bürger nicht ankommen und deshalb rausgeschmissenes Steuergeld ist das nur den Herstellern nützt und nicht den Kunden die die Subventionen mit ihrem Steuergeld bezahlen müssen

Felix Klüsener:

Es könnte sogar sein, dass der Ioniq noch weniger als 1 % verbraucht hat. Die Ladestandsanzeige berücksichtigt ja keine Nachkommastellen. Wenn der Akku z.B. 55,6 % hatte und der Bordcomputer hat 56 % angezeigt, dann reichen auch 0,2 % Verlust, damit die Anzeige bei 55,4 % realem SOC auf 55 % umspringt.

Der alte 28 kWh Ioniq hat auch keine Onlinefunktionen, daher können diese Funktionen nicht der Auslöser sein.

Insgesamt sind die Verluste beim Tesla jedenfalls stark verbesserungswürdig und Tesla sollte diesen Punkt mal angehen. Hochgerechnet auf die gesamte Teslaflotte ist das Einsparpotenzial sicher im Bereich einiger GWh pro Jahr. Dieses Potenzial nicht zu nutzen ist nicht nur für den Kunden ärgerlich, sondern läuft auch dem Umweltschutz entgegen.

Robert:

es ging mir bei meinem Kommentar nicht darum dass nur bestimmte Hersteller gefördert werden sondern darum dass die Förderung nicht da ankommt wo sie ankommen sollte nämlich beim Bürger und nicht bei den Auto-Herstellern denn die Mondpreise für E-Autos werden erst verschwinden wenn die Förderung wegfällt da sie meiner Meinung nach mit eingepreist sind. Das heisst die Hersteller würden auch ohne Förderung Geld verdienen die Förderung ist nur ein Geschenk zusätzlicher Gewinn für die Hersteller auf Kosten der Bürger
wir werden es sehen wenn die förderung wegfällt dass dann Plötzlich die Preise sinken und uns was vorgefaselt wird von Skaleneffekten billigern Batterieeinkauf usw.

Robert:

nein da haben sie mich falsch verstanden ich finde es eben nicht in Ordnung wenn Steuergelder sinnlos verschwendet werden. Es gibt genug Baustellen in Deutschland die gefördert werden sollten, Z.B. vergammelte Schulen, Straßen, Renten unterhalb der Armutsgrenze usw. Die E-Mobilität wird sich auch ohne Förderung durchsetzen
wenn man schon fördert könnte man ja auch Strom fürs E-Auto billiger machen wäre wahrscheinlicher deutlich effizienter.

Farnsworth:

Ich denke, dass die klassischen Autohersteller das Thema Ruhestrom auf dem Schirm haben. Tesla offensichtlich nicht so. Da müssen sie noch etwas lernen. Auch Flash-Schreibzyklen hatten sie ja nicht auf dem Schirm. Die Firma ist halt relativ jung. Ein Steuergerät darf klassischerweise max. 0,1mA Ruhestrom ziehen. Also 1,2mW pro Steuergerät. Große Rechner wahrscheinlich etwas mehr. Bei 40 Steuergeräten liegt man also bei etwas über 1 Wh/Tag oder >400Wh im Jahr. Ich denke der erhöhte Bedarf beim Ioniq kommt sicher durch irgendwelche Onlinefunktionen. Da wird sicher (teilweise) der Bus geweckt. Und dadurch verliert der Wagen etwas Ladung. Beim E-Up ist mir das noch nicht aufgefallen, dass da nennenswert Kapazität verloren geht. Selbst nach 2 Wochen Standzeit im Sommer war nicht nennenswert Energie aus dem Akku entladen. Ich war positiv überrascht, dass die Reichweite kaum gesunken war..

Farnsworth

Johannes:

Genau. Ich habe außer der EnBW noch die Newmotion/Shell Karte aber die brauche ich nie. Wenn ich eine längere Reise vorhaben, wechsel ich in den Viellader Tarif für 39 ct/kWh. Vielleicht 4 Monate im Jahr -> 20€.
Ansonsten lade ich zuhause für 27 ct (Polarstern E-Auto Tarif) abzüglich dessen was meine Balkonanlage liefert, die ich fürn Appel und ein Ei installiert habe. Ladeleistung 1 kW, weil das Auto viiieeel steht.

Felix Klüsener:

Es ist eher die Forderung, dass eine Maßnahme beendet wird, die exakt das Gegenteil von Protektionismus ist. Protektionismus wäre es, wenn die Förderung einer Technologie verlangt würde, die fast ausschließlich in Deutschland zum Einsatz kommt, um ausländischen Mitbewerbern den Marktzugang zu erschweren, die mit anderer Technologie an den Markt gehen.
Aktuell wird aber eine Technologie explizit gefördert, die im Ausland stärker vertreten ist, als es in unserem Land der Fall ist. Wirtschaftspolitisch ist das doch der größte Schwachsinn.
Man muss ja nicht gleich ins andere Extrem umschwenken und Dieselmotoren fördern, da Deutschland in dieser Technologie stärker ist, aber eine Förderung von der hauptsächlich Renault, Tesla, Hyundai und Co. profitieren, die kann man sich auch schenken, oder?

Felix Klüsener:

Die Ladeverluste und Vampirverluste sind allerdings nicht in der Angabe des Bordcomputers enthalten und meine Erfahrung mit dem Model 3 ist, dass der Verlust bei mindestens 4 km pro Tag liegt, was 540 Wh entspricht. Auf ein Jahr hochgerechnet sind das 197,1 kWh, oder 57,16 €, wenn man für 29 Cent pro kWh AC lädt, übrigens ohne Ladeverluste gerechnet.

Der Ioniq meiner Mutter hat diese Verluste nicht in solchen Ausmaßen. Als meine Eltern für 15 Tage im Urlaub waren und das Auto nur abgestellt war, lag der Verlust bei 1 %, oder 280 Wh. Das sind nur 6,8 kWh pro Jahr, also fast um den Faktor 30 weniger. Tesla sollte hier nachbessern und zumindest optional das Auto komplett offline schaltbar machen, damit diese unnötig hohen Verluste reduziert werden.

Auch der Wächtermodus könnte etwas sparsamer sein. Es würde reichen, wenn die Kameras im Standby gehalten würden und nur filmen würden, wenn die Erschütterungssensoren ausgelöst werden. Ganz nebenbei würden so auch die Anforderungen des Datenschutzes erfüllt, da das Fahrzeug nur anlassbezogen filmen würde und nicht permanent und schon 10 Minuten vor dem relevanten Ereignis alles speichern würde.

Da ich im Alltag nur ca. 20 Kilometer täglich fahre und nur etwa einmal monatlich eine Langstrecke zurücklegen muss, sind diese Verluste eine deutliche Belastung des Verbrauchs. Das Fahrzeug gaukelt mir allerdings einen geringeren Verbrauch vor, da es nicht in der Kalkulation des Durchschnittsverbrauchs berücksichtigt wird.

Jedenfalls habe ich noch nie ein Auto mit Benzinmotor irgendwo abgestellt und einige Wochen später ist die Hälfte des Benzins verschwunden.

Finanziell ist mir das ziemlich egal, weil ich eh gratis laden kann, aber ob es für die Umwelt gut ist, oder zeitlich Ideal ist, das wage ich zu bezweifeln. Wenn mein Model 3 ähnlich wenig verbrauchen würde, wie es der Ioniq meiner Mutter bereits tut, gäbe es für mich keinen Grund zur Beschwerde.

Farnsworth:

Das konnte man vor ein paar Jahren beim Renault Zoe beobachten. Renault bewarb ihn mit 5.000€ Renault Elektrobonus (komplett aus eigener Tasche bezahlt) für ca. 17.000€. Nachdem Deutschland die 4.000€ Förderung einführte (2.000€ von Staat, 2.000€ vom Hersteller)kostete er auf einmal 22.000€.

Farnsworth

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