In Nepal machten Elektroautos im vergangenen Jahr 76 Prozent aller verkauften Pkw aus, bei den leichten Nutzfahrzeugen etwa 50 Prozent. Zu der schnellen Verbreitung von Elektromobilität haben laut einem Bericht der New York Times die Regierungspolitik mit Subventionen und Wasserkraft, aber auch die Produktionsstandorte im Nachbarland China beigetragen.
Vor fünf Jahren gab es in dem südasiatischen Land noch keine Elektroautos, heute liegt Nepal beim Marktanteil von Stromern nur noch hinter wenigen Ländern wie Norwegen, Singapur und Äthiopien. Der globale Durchschnitt lag 2024 bei 20 Prozent.
Die nepalesische Regierung will mit der raschen Wende hin zur Elektromobilität den heimischen Reichtum an Wasserkraft nutzen, sich weniger abhängig von fossilen Brennstoffen machen und den Smog beseitigen. Gleichzeitig hat der Nachbar China als weltweit führender Hersteller für Elektroautos Druck auf Nepal ausgeübt. „Es ist gut für uns. Auf dem Weltmarkt expandieren die chinesischen E-Fahrzeuge. Das Gleiche geschieht in Nepal“, sagte Mahes Bhattarai, der Generaldirektor der nepalesischen Zollbehörde, gegenüber der New York Times.
Im Gegensatz zur Politik in Europa und den USA, die ihre heimische Autoindustrie vor chinesischen Elektroautos schützen wollen, stellen sie in vielen Entwicklungsländern einen Hoffnungsschimmer dar, um die Umweltverschmutzung zu verringern. Die Internationale Energieagentur rechnet mit einer weiteren Milliarde Elektroautos, die bis 2050 auf den Markt kommen wird, und schätzt, dass der Großteil davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stehen wird.
Die Regierung setzte zahlreiche Anreize für E-Autos
Der Umstieg auf Elektromobilität bedeutet für Nepal auch, weniger abhängig von Erdöl als Energiequelle zu werden. Nach einem Grenzkonflikt mit Indien vor zehn Jahren, das damals Nepals Erdölimporte drückte, hat Nepal zunehmend in Wasserkraft und die zugehörige Netzinfrastruktur investiert.
Die Regierung hat außerdem zahlreiche Anreize gesetzt, um Elektroautos attraktiver zu machen, und den selbst erzeugten Strom optimal zu nutzen. Obwohl Steuern auf Importe Nepals wichtigste Einnahmequelle sind, verringerte die Regierung 2021 die Zoll- und Verbrauchssteuern für Elektroautos auf maximal 40 Prozent. Dadurch wurden Stromer günstiger als benzinbetriebene Autos, für die ein Steuersatz von 180 Prozent gilt.
Um den Ausbau des Ladenetzes voranzutreiben, erhob die Regierung nur geringe Einfuhrzölle und verschenkte Transformatoren, die die teuerste Komponente darstellen, und erteilte jedem eine Bauerlaubnis. Der Strompreis für die Ladesäulen wurde unter den Marktpreisen festgelegt, wodurch das Tanken eines Benziners etwa 15-mal teurer als das Laden eines Elektroautos wurde.
Für Hotels, Restaurants und Unternehmer wurde die Errichtung von Ladestationen dadurch so attraktiv, dass etwa 1200 Ladepunkte aufgebaut wurden. Der Staat selbst baute 62 Ladepunkte und rechnet noch mit Tausenden, die in Privathaushalten installiert werden dürften.
Sorge um politischen Kurswechsel
In Nepal werden inzwischen Stimmen von Unternehmern und Befürwortern laut, die befürchten, dass die Politik die junge Erfolgsgeschichte bereits beenden und vom Engagement für den Übergang zur Elektromobilität abrücken könnte. Das südasiatische Land hatte in den vergangenen fünf Jahren drei Premierminister, von denen jeder die Prioritäten verschoben hat.
In diesem Jahr hat die nepalesische Zentralbank die Anzahlungsanforderungen für Elektroautos verdoppelt. Aufgrund der sinkenden Einnahmen aus Autoimporten hat die Regierung die Zölle auf Stromer wieder angehoben. Da in Nepal die große Mehrheit der Bevölkerung ohnehin kein Auto besitzt, liegt große Hoffnung auf der Elektrifizierung der öffentlichen Verkehrsmittel, um die Luftverschmutzung zu reduzieren.
Quelle: The New York Times – The Country Where 76% of Cars Sold Are Electric