Bundesregierung formuliert Wasserstoff-Ziele ambitionierter

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

Grüner Wasserstoff ist ein bedeutender Baustein in der von der deutschen Bundesregierung angestrebten Energiewende. Nun hat das Kabinett die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie verabschiedet, wie unter anderem die Tagesschau berichtet. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) reagiert in einer Pressemitteilung erleichtert. „Die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft ist für unsere künftige Energieversorgung, aber auch für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland unverzichtbar“, sagt Kerstin Andreae als Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Hergestellt werden soll der klimaneutrale Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen vorwiegend im Ausland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wirbt bei Auslandsreisen wo auch immer möglich dafür, entsprechende Partnerschaften mit Deutschland einzugehen. So sagte er laut Tagesschau jüngst in Indien: „Ich denke, dass man eine gute Energiepartnerschaft aufbauen kann, und dann produzieren die hier grünen Wasserstoff. Denn Energie ist ja da. Die Sonne knallt. Und die umzuwandeln in Strom und den dann zur Elektrolyse zu nutzen, bietet sich geradezu an.“ Laut Strategie würde 2030 ein dritten des benötigten grünen Wasserstoffs in Deutschland hergestellt, der Rest aus Partnerländern importiert werden. Noch sind die weltweiten Produktionsmengen aber sehr gering.

Übergangsweise mehr blauer Wasserstoff

Der Ursprung der Nationalen Wasserstoffstrategie datiert auf 2020, damals noch unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Vor allem in der Industrie soll Wasserstoff fossile Energiequellen ersetzen, seine Fähigkeit zur Speicherung elektrischer Energie zunehmend genutzt werden. Da bei der Umwandlung von Strom in Wasserstoff und zurück in elektrische Energie erhebliche Mengen davon verloren gehen, braucht es dafür eine ganze Menge grünen Wasserstoff – und den herzustellen ist in Deutschland bislang sehr teuer und daher angesichts der verfügbaren Mengen an erneuerbaren Energien im größeren Stil nicht sinnvoll.

In der nun vorgelegten, überarbeiteten Version der Wasserstoffstrategie seien die Ambitionen nach oben korrigiert worden, sagt Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und erhofft sich nun einen breiteren Einsatz des Energieträgers. Auch der Hochlauf von sogenanntem blauen Wasserstoff sei dabei wichtig – dabei handelt es sich um Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. „Wir wollen beim Wasserstoffeinsatz eine Sektorenvielfalt erlauben, damit wir schnell dieses fehlende Puzzleteil der Energieversorgung an den Markt bringen können“, sagt sie. Auch für mehr Einsatz von Wasserstoff in Heizungen setzt die FDP sich ein, auch wenn das von vielen Experten als sinnfrei und unrealistisch abgestempelt wird.

Kritik kommt vor allem von Umweltschützern

Umweltverbände teilen die Euphorie der FDP-Politikerin nicht. Christiane Averbeck von der Klimaallianz sorgt sich beispielsweise, dass durch den Einsatz von blauem Wasserstoff das fossile Erdgas länger verwendet werde als erhofft. Greenpeace gibt zudem zu bedenken, dass die angedachte Abspeicherung von anfallendem CO2 im Meeresboden noch völlig unklare Umweltfolgen nach sich ziehen dürfte. Kritik gibt es auch vom Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband, der in der Strategie keine Konzepte für einen konkreten Markthochlauf findet.

Bei allem positiven Feedback teilt diese Einschätzung auch der bereits eingangs erwähnte BDEW. „Leider fehlt für eine konsistente Strategie die Formulierung eines klaren Zielbildes“, schreibt der Verband. Dieses sollte aus Sicht des BDEW ein funktionierender und sich selbst tragender Wettbewerbsmarkt sein. „Auf dieses Ziel sollten die Förderinstrumente, aber auch die allgemeinen Rahmenbedingungen und das Marktdesign ausgerichtet werden“, ist man seitens der Energiewirtschaft überzeugt.

Insbesondere müsse die Bundesregierung ihr Ziel von konkret zehn GW heimische Elektrolysekapazität bis 2030 mit mehr konkreten Maßnahmen und Förderprogrammen unterfüttern – sowohl auf Erzeugungs- als auch auf Nachfrageseite. „Die Einschätzung, dass die in der Strategie dargestellten Maßnahmen für die Erzeugungsseite für die Zielerreichung ausreichend sind, scheint äußerst optimistisch„, stellt der BDEW fest.

Quelle: Tagesschau – „Nationale Wasserstoffstrategie Hohe Erwartungen an den Energieträger“ / BDEW – Pressemitteilung vom 26.07.2023

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Silverbeard:

Ich weiß übrigens nicht, was daran ambitioniert sein soll Ziele zu nennen. Vor allem dann nicht, wenn sie von der Bundesregierung definiert wurden. Interessant wird es erst, wenn nach der Definition der Ziele auch Maßnahmen aktiv erfolgen, die zur Erfüllung der Ziele dienen.

Silverbeard:

Bin gespannt wann die firmen dann auf die Idee kommen das es billiger wäre in den Ländern wo der wasserstoff erzeugt wird

Niemals! Konservative und neoliberale Politiker sind so schlau…

Silverbeard:

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich anhöre wie ein alter Mann, der über Begriffe streitet. ‚Blauer‘ Wasserstoff klingt viel zu sauber und positiv. Das Zeug ist dreckiger als Kohle bei der Verbrennung.
Es müßte mindestens brauner Wasserstoff heißen, noch besser schwarzer Wasserstoff!

Robert:

also totale Abhängikeit vom ausland und dann auch noch klimaschädlicher blauer wasserstoff da wäre es umwelttechnisch besser gleich das Gas oder kohle direkt zu nutzen erzeugt erhebliche weniger CO2 als blauer wasserstoff das ist doch totaler unsinn wasserstoff muss grün sein sonst ist er sinnlos. Bin gespannt wann die firmen dann auf die Idee kommen das es billiger wäre in den Ländern wo der wasserstoff erzeugt wird die firma dort neu zu bauen und dan das fertige Produkt nach deutschland zu liefern wäre erheblich billiger und besser für die Umwelt

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