Wasserstoff-Strategie: Breiter ist teurer, aber besser

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Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 2 min

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) ein Impulspapier zu den Auswirkungen auf die europäische und deutsche Importstrategie von Wasserstoff sowie von Synthese-Produkten wie Methanol und Ammoniak verfasst. Darin geht es unter anderem um die Bewertung von Partnerländern beim Import, die Entwicklung von Kosten und die Potenziale für eine eigene Herstellung.

In Deutschland wie auch der EU sähen die Strategien aktuell staatliche Milliarden-Investitionen und hohe künftige Importanteile aus Ländern wie Russland, Kasachstan, Marokko, Saudi-Arabien und der Ukraine vor, heißt es. Im Lichte der Entwicklung müsse die zu starke Abhängigkeit von wenigen Ländern aber überdacht werden. Neben Verfügbarkeit und Preis mahnen die Forscher klare Kriterien und eine stärkere Beachtung der politischen Zuverlässigkeit an. Zudem sollten geopolitische Überlegungen und wertegeleitete Handelsbeziehungen eine wichtigere Rolle spielen.

Zu einer breiter aufgestellten Versorgung könne ein Netzwerk an Partnerländern in unterschiedlichen Weltregionen beitragen, geht aus dem ISI-Papier hervor. In Frage kämen demnach etwa die USA und Kanada, Chile, Brasilien, Argentinien oder Südafrika, Marokko, Ägypten und Namibia. Im Gegensatz zu einem Transport per Pipeline führten Verflüssigung und Schiffstransport aber zu etwa einem Viertel höheren Kosten und längeren Lieferzeiten, heißt es. Allerdings steige der Schutz vor wirtschaftlicher Abhängigkeit und zu viel Marktmacht weniger Anbieter.

Für die Ukraine selbst sieht das Fraunhofer-Institut hohes Potenzial bei der Erzeugung und Transport von grünem Wasserstoff. Damit bestünden gute Chancen für die mögliche wirtschaftliche Entwicklung und einer verlässlichen Partnerschaft. Voraussetzung sei allerdings, dass die Ukraine ein freies, unbesetztes Land bleibt.

Trotz breiter Importstrukturen werde die eigene Herstellung von Wasserstoff zunehmend wichtiger. Für 2030 rechnet die EU dem Papier zufolge mit einer Gesamtnachfrage in Höhe von 670 TWh für 2050 mit 2250 TWh. Diesem Bedarf stehen ein erschließbares Potenzial durch Photovoltaik, Solarthermie und Windkraft von bis zu 6000 TWh gegenüber. Damit, so die Forscher, könnte die EU ihren Bedarf weitgehend selbst decken. Diese Versorgungssicherheit müsse gegen die geringeren Importkosten abgewogen werden. In diesem Zusammenhang mahnen die Forscher ein harmonisiertes Vorgehen innerhalb der EU an. Um eine ähnlich starke Vernetzung wie bei Strom oder Erdgas zu erreichen, sei eine gemeinsame Transport- und Speicher-Strategie erforderlich.

Quelle: Fraunhofer Institut ISI – Pressemitteilung vom 21. März 2022

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Jakob Sperling:

Zuerst verbraucht man den hier produzierten Strom wenn immer möglich direkt. Nur definitiver Überschuss wird gespeichert, bzw. in H2 umgewandelt, weil man dabei Energie verliert.
Wenn es insgesamt knapp wird mit dem grünen Strom, wird man also den hier produzierten Strom eher direkt verbrauchen und den als H2 veredelten Strom importieren. Umgekehrt ist schwieriger, bzw. unmöglich.

rabo:

H2 ist ausschließlich!!!! Ein Industrie Betriebsstoff….wie ehemals Diesel – der dann später allerdings SEHR viele gute Verbrenner antrieb. Beim H2 wird es evtl. ähnlich sein.

Daniel W.:

Der wichtigste Punkt ist:

Für 2030 rechnet die EU dem Papier zufolge mit einer Gesamtnachfrage in Höhe von 670 TWh für 2050 mit 2250 TWh. Diesem Bedarf stehen ein erschließbares Potenzial durch Photovoltaik, Solarthermie und Windkraft von bis zu 6000 TWh gegenüber.

H2-Bedarf in der EU:

2030 – 670 TWh
2050 – 2.250 TWh
—————————-
Bis zu 6.000 TWh erschließbares Potenzial in der EU.

Die EU könnte den H2-Bedarf in Zukunft also leicht selber decken – wenn Lobbyisten das nicht verhindern.

Von einem H2-Import erhoffen sich die Konzerne günstigere Preise für die Profitmaximierung, um den Preis einer Abhängigkeit und Erpressbarkeit von nicht-demokratischen Ländern – wie bei den fossilen Energien.

brainDotExe:

H2 ist ausschließlich!!!! Ein Industrie Betriebsstoff.

Letztendlich entscheidet (auch) der Markt für was und wen H2 verwendet wird.
Wenn man als Privatperson H2 verbrauchen will und den Preis bezahlen kann, wieso nicht?
Gibt doch jetzt schon H2 Heizungen und Beimischung von H2 in Gasnetze ist schon in der Planung.

Ansonsten kann ich mir, bei relativ günstigem H2 Preis, eine Beimischung von E-Fuels zu den fossilien Kraftstoffen vorstellen um den CO2 Ausstoß unterm Strich zu mindern.

Mittel- bis Langfristig könnten Oldtimer komplett mit E-Fuels betankt werden.

Verwendungsmöglichkeiten im Privatsektor gibt es also genug.

Anonymous:

1+

Fred:

Unter jeden H2 Jubelbeitrag gehört zur Kalibrierung die Effizienzberechnung. H2 ist ausschließlich!!!! Ein Industrie Betriebsstoff. Alles andere sind gut bezahlte Lügen.

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