Wasserstoff-Strategie: Breiter ist teurer, aber besser

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Wolfgang Plank
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Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) ein Impulspapier zu den Auswirkungen auf die europäische und deutsche Importstrategie von Wasserstoff sowie von Synthese-Produkten wie Methanol und Ammoniak verfasst. Darin geht es unter anderem um die Bewertung von Partnerländern beim Import, die Entwicklung von Kosten und die Potenziale für eine eigene Herstellung.

In Deutschland wie auch der EU sähen die Strategien aktuell staatliche Milliarden-Investitionen und hohe künftige Importanteile aus Ländern wie Russland, Kasachstan, Marokko, Saudi-Arabien und der Ukraine vor, heißt es. Im Lichte der Entwicklung müsse die zu starke Abhängigkeit von wenigen Ländern aber überdacht werden. Neben Verfügbarkeit und Preis mahnen die Forscher klare Kriterien und eine stärkere Beachtung der politischen Zuverlässigkeit an. Zudem sollten geopolitische Überlegungen und wertegeleitete Handelsbeziehungen eine wichtigere Rolle spielen.

Zu einer breiter aufgestellten Versorgung könne ein Netzwerk an Partnerländern in unterschiedlichen Weltregionen beitragen, geht aus dem ISI-Papier hervor. In Frage kämen demnach etwa die USA und Kanada, Chile, Brasilien, Argentinien oder Südafrika, Marokko, Ägypten und Namibia. Im Gegensatz zu einem Transport per Pipeline führten Verflüssigung und Schiffstransport aber zu etwa einem Viertel höheren Kosten und längeren Lieferzeiten, heißt es. Allerdings steige der Schutz vor wirtschaftlicher Abhängigkeit und zu viel Marktmacht weniger Anbieter.

Für die Ukraine selbst sieht das Fraunhofer-Institut hohes Potenzial bei der Erzeugung und Transport von grünem Wasserstoff. Damit bestünden gute Chancen für die mögliche wirtschaftliche Entwicklung und einer verlässlichen Partnerschaft. Voraussetzung sei allerdings, dass die Ukraine ein freies, unbesetztes Land bleibt.

Trotz breiter Importstrukturen werde die eigene Herstellung von Wasserstoff zunehmend wichtiger. Für 2030 rechnet die EU dem Papier zufolge mit einer Gesamtnachfrage in Höhe von 670 TWh für 2050 mit 2250 TWh. Diesem Bedarf stehen ein erschließbares Potenzial durch Photovoltaik, Solarthermie und Windkraft von bis zu 6000 TWh gegenüber. Damit, so die Forscher, könnte die EU ihren Bedarf weitgehend selbst decken. Diese Versorgungssicherheit müsse gegen die geringeren Importkosten abgewogen werden. In diesem Zusammenhang mahnen die Forscher ein harmonisiertes Vorgehen innerhalb der EU an. Um eine ähnlich starke Vernetzung wie bei Strom oder Erdgas zu erreichen, sei eine gemeinsame Transport- und Speicher-Strategie erforderlich.

Quelle: Fraunhofer Institut ISI – Pressemitteilung vom 21. März 2022

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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