MAN präsentiert Elektro-Reisebus Lion‘s Coach E

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 8 min

MAN Truck & Bus bringt als einer der ersten großen europäischen Hersteller einen vollelektrischen Reisebus an den Start: den Lion‘s Coach E. Nach dem Erfolg der Lion’s City E Familie für den Stadt- und Überlandeinsatz mit nahezu 3000 produzierten Elektrobussen seit 2019 setzt das Unternehmen damit nun auch auf die Elektrifizierung des Reiseverkehrs. Dabei nutzt MAN die bewährte Antriebstechnologie aus seinem erfolgreich in Serie produzierten Elektro-Lkw sowie NMC-Batterie-Packs, die im MAN-Werk Nürnberg in Großserie gefertigt werden.

Der Lion’s Coach E verfügt über eine nutzbare Energiekapazität von 320 bis 480 kWh mit einer Reichweite von bis zu 650 Kilometern. Sein Designkonzept verringert den Luftwiderstandsbeiwert (Cw-Wert) deutlich auf einen Wert im Bereich kompakter SUVs, wie MAN betont. Auch in puncto Raumangebot soll der Elektro-Reisebus kaum Wünsche offen lassen: Bis zu 63 Fahrgäste können darin reisen – und das mit keinerlei Einschränkungen beim Gepäckvolumen im Vergleich zum Dieselpendant.

Seine Premiere feierte der Lion’s Coach E auf der Messe „Busworld Europe“ in Brüssel. Die Produktion der ersten Fahrzeuge ist für 2026 im türkischen Werk in Ankara geplant. Im Anlauf der Serienfertigung soll eine „Early Fleet“ an ausgewählte Pionierkunden in den europäischen Kernmärkten gehen. „Mit unserem eReisebus beginnt eine neue Ära des emissionsfreien und geräuscharmen Reisens, auf das viele Kunden gewartet haben. Wir freuen uns, hier ganz vorne mit dabei zu sein und einen so dynamischen sowie innovativen Bus auf die Räder zu stellen“, sagt Barbaros Oktay, Head of Bus bei MAN Truck & Bus.

MAN eCoach folgt konsequenter Zero-Emission-Strategie

Um Umwelt- und Klimaschutz Rechnung zu tragen, treibt MAN gemeinsam mit seinen Kunden die nachhaltige Mobilität voran. Das Unternehmen verfolgt eine klare Zero-Emission-Strategie und ist bereits seit sechs Jahren erfolgreich mit der Lion’s City E Familie für den Stadt- und Überlandbereich unterwegs. Allein im ersten Halbjahr 2025 betrug der Absatz insgesamt 670 Elektrobusse, was einem Anteil von mehr als 50 Prozent der von MAN in Europa abgesetzten Stadtbusse entspricht.

Im ersten Schritt der Entwicklung von Fahrzeug und öffentlicher Ladeinfrastruktur bei einer Reichweite von bis zu 650 Kilometern werden die bevorzugten Einsatzgebiete des MAN Lion’s Coach E die Kurz- und Mittelstrecke sein, so der Hersteller. Dazu können Shuttledienste, Werkverkehre und Städtetrips ebenso gehören wie exklusive Tourismusangebote mit wachsendem Nachhaltigkeitsanspruch.

Schon heute sei mit einer CCS-Ladeleistung des Fahrzeuges von bis zu 375 Kilowatt in Verbindung mit den gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten des Fahrers ein ähnliches Einsatzprofil wie mit einem Dieselbus darstellbar. Mit der bereits in Entwicklung befindlichen Megawatt-Ladeinfrastruktur mit nochmals deutlich höheren Ladeleistungen sollen sich die Einsatzbereiche des Elektrobusses künftig immer deutlicher in Richtung Langstrecke ausweiten – auch ohne tägliches Nachladen.

MAN betont in seiner Mitteilung die „massiven Effizienzvorteile“ von Elektrobussen, die bis zum Faktor Drei gegenüber den Technologien mit Wasserstoff als Energieträger betragen, im Vergleich zu E-Fuels, mit denen Verbrenner künftig klimafreundlich betrieben werden könnten, ist es sogar etwa Faktor Sechs.

Das Grundkonzept des E-Reisebusses basiert auf dem Packaging des bewährten Lion’s Coach. Im ersten Schritt kommt er als 13,9 m langer, kompakter Dreiachser mit einem technisch zulässigen Gesamtgewicht von maximal 27,3 Tonnen auf die Straße. Aufgrund der großen Gewichtsreserven des Dreiachsers bietet der Wagen ausreichend Platz für einen oder zwei optionale Batterie-Packs vor der Hinterachse – zusätzlich zu den serienmäßigen vier Packs im Heck des Busses, ohne den Gepäckraum über Gebühr zu beschneiden.

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Für die maximal 63 Fahrgäste verbleiben minimal 11 Kubikmeter Gepäckvolumen, maximal sind es 13 Kubikmeter (inklusive rund zwei Kubikmeter in den Gepäckablagen). Das bedeutet je Fahrgast rund 180 bzw. 215 Liter Volumen. Bei der Zahl der Fahrgastsitze gibt es so keinerlei Einschränkungen im Vergleich zum Dieselpendant.

Um eine attraktive Modellpalette auf die Räder zu stellen, startet MAN mit dem elektrischen Lion’s Coach 14 E Dreiachser und will darauf aufbauend nach und nach weitere Typen im Reisebus-Segment ausrollen. Das mittelfristige Ziel hierbei ist eine Kostenparität zum Dieselbus durch geringere Energie-, Wartungs- und Reparaturkosten. Zudem könne der eCoach als echte Chance für die Reisebus-Touristik gesehen werden, vor allem, um neue Zielgruppen zu erreichen, für die auch das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle in der Reiseplanung spielt. Sind die Werte für den CO2-Ausstoß von durchschnittlich 30 Gramm pro Personenkilometer für den Dieselbus schon heute sehr gering, können diese mit dem elektrischen Reisebus auf ein Zero-Emission-Level verringert werden.

Kraftvoller und emissionsfreier Antrieb

Der verwendete, hauseigene Elektromotor MAN eCD330 ist ein Synchron-Motor (PSM). Der Zentralmotor ist mittig unter dem hinteren Batterie-Pack gerippefest sowie gut von unten zugänglich verbaut und liefert seine Kraft an das bewährte Achsdifferential. Dieses seit Jahrzehnten angewendete Antriebskonzept sorgt einerseits für ein optimales Packaging als auch für optimale Robustheit.

Die maximale Antriebs- als auch Rekuperationsleistung von 330 kW (449 PS) steht dabei aufgrund der Motorcharakteristik dauerhaft zur Verfügung. Das maximale Drehmoment von rund 20.000 Newtonmetern (am Rad im vierten Gang), ein wichtiger Wert für die Effizienz des Motors, liegt typischerweise ab der ersten Umdrehung an. Der Motor ist mit einem automatisierten Vierganggetriebe aus eigener Fertigung gekoppelt.

Die Elektronik unterstützt sowohl beim Beschleunigen als auch beim Verlangsamen. Dies geschieht auf mindestens vierfache Weise und kann vom Fahrer jeweils nach Wunsch eingesteuert werden: Die beiden Programme „TipMatic Efficiency“ und „TipMatic Performance“ sowie die separat anwählbaren Funktionalitäten „Segeln“ und „One Pedal Drive“. Mit dem Powermeter und der Energiebilanzanzeige im großen Digitaldisplay kann sich der Fahrer zudem jederzeit optimal über die Auswirkungen der individuellen Einstellungen informieren.

Neues MAN BatteryPack aus eigener Produktion

Beim eCoach setzt MAN wie im gesamten Elektrobus-Portfolio auf einen rein batterieelektrischen Antrieb. Die Nickel-Mangan-Cobaltoxid (NMC) Lithium-Batterie-Packs kommen aus dem traditionsreichen MAN-Standort in Nürnberg, dessen neue Batterieproduktion unlängst feierlich eingeweiht wurde.

Die Batterie-Module speichern jeweils 89 kWh pro Pack und sind in Zellchemie und Aufbau speziell für die Nutzung im Nutzfahrzeug entwickelt. Die Batterie-Packs bieten mit ihrer NMC-Zellchemie und dem ausgeklügelten Temperaturmanagement eine hohe Energiedichte bei kompakter Bauform, langer Lebensdauer und schnellem Aufladen – auch bei geringer Rest-Batterieladung und niedrigen Außentemperaturen, so MAN.

Die Batteriekapazität ist modular auf vier bis maximal sechs Packs verteilt – für eine einsatzgerechte Reichweite – das bedeutet für den Lion’s Coach E eine installierte Energiekapazität von 356 bis 534 kWh, von der dank einer erweiterten Entladetiefe bis zu 90 Prozent genutzt werden können. Vier Batterie-Packs kommen serienmäßig im Heck zum Einsatz, einer oder zwei weitere Akkus können auf Wunsch vor der Hinterachse verbaut werden. Die Batterien und ihre Produktion sind in ein umfassendes Sicherheitskonzept eingebunden und erfüllen die busspezifische Umsturzrichtlinie ECE-R66.02.

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Erstmals wird für einen MAN-Elektrobus bei Produktionsstart auch der ab Februar 2027 verpflichtende Batteriepass nach der Europäischen Batterierichtlinie (EU 2023/1542) ausgestellt. Er enthält rund 100 Datenpunkte innerhalb von sieben Kategorien wie „CO2-Emissionen“, „Recycling“ oder „Due Diligence“ und kann vom Kunden einfach über einen QR-Code ausgelesen werden.

Smarte Elektronik und Digital-Cockpit

Ein moderner Elektro-Reisebus sollte selbstredend durch und durch digitalisiert sein. Daher verfügt der MAN Lion’s Coach E über die neue Elektronikplattform, die seit dem Modelljahr 2024 in allen Bussen der Marken MAN und Neoplan Anwendung findet. Ebenso wurden die gesetzlichen Vorgaben zur Cybersicherheit umgesetzt.

Das neue Cockpit mit intuitivem MAN SmartSelect Bedienkonzept fügt sich mit seinem modernen Erscheinungsbild ins Konzept des Lion’s Coach E ein. Die digitalen Instrumente geben jederzeit und gut ablesbar über Reichweite, Energieeinsatz oder Rekuperation sowie den Batteriestatus Auskunft und sollen den Fahrer so fast schon spielerisch zum effizienten Fahren anspornen. „Die absolute Fahrerorientierung des Cockpits sorgt ebenso wie die erweiterten Assistenzsysteme für ein Mehr an Komfort und Sicherheit“, so Heinz Kiess, Leiter Produktmarketing Bus bei MAN Truck & Bus.

Maximale Sicherheit mit innovativen Assistenzsystemen

Zu den neuen Sicherheits- und Assistenzsystemen, die mit der europäischen GSR B-Richtlinie 2024 verbindlich wurden, gehören im Elektro-Reisebus von MAN neben dem aktuellen Notbremsassistenten EBA+ mit Fußgängererkennung auch AttentionGuard, der aktive Lane Return Assist sowie eine Tempolimit-Erkennung und vieles mehr.

„Ein echter Meilenstein“, so der Hersteller, sei das neue Assistenzsystem MAN SafeStop Assist, das in Verbindung mit ACC Stop & Go oder MAN Traffic Jam Assist serienmäßig angeboten wird. Basis dafür ist, dass das aktive Interventionssystem erkennt, wenn der Fahrer nicht mehr handlungsfähig ist. Führt eine automatische Warnkaskade zu keinerlei Reaktion des Fahrers, leitet der MAN SafeStop Assist einen Nothalt ein und bremst den Bus innerhalb der Systemgrenzen in der eigenen Fahrspur – auch wenn diese kurvenreich ist – bis zum Stillstand ab und aktiviert die Notbeleuchtung sowie die Warnblinker.

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Die Sicherheit der Hochleistungs-Batterien ist von immenser Bedeutung im umfassenden Sicherheitskonzept des Lion’s Coach E. Das fängt schon beim stabilen Sicherheitskäfig an, der konzeptionell und materiell dem Gerippe des Busses nachempfunden ist und darüber hinaus aufwendig crashoptimiert worden sei. Er verhindere wirkungsvoll die Beschädigung der Batterien bei einem Heck- oder Seitenaufprall. Sollte es trotz aller mechanischer und elektronischer Sicherheitsvorkehrungen zu einer übermäßigen Erhitzung der Batterien kommen, werden die entstehenden Gase durch dafür vorgesehene Kanäle zur linken Fahrzeugseite abgeführt, wo sie weder Passagieren beim Aussteigen noch solchen auf dem Gehweg der Straße gefährlich werden können. Bauteile wie E-Maschine, Wechselrichter oder Leistungselektronik sind wie beim konventionellen Lion’s Coach durch eine Brandmelde- und Löschanlage abgesichert.

Umfassende Lösungen beim Umstieg auf die E-Mobilität

Während die MAN Bus-Entwicklung intensive Arbeit geleistet hat, um den Elektroantrieb im Reisebus für alle Anwendungs- und Einsatzbereiche fit zu machen, arbeitet das Team von MAN Transport Solutions bereits kontinuierlich daran, die Busunternehmen auf die neue Ära vorzubereiten. Denn auch auf Anwenderseite bedarf es einer Transformation auf dem Weg zum Elektro-Reisebus.

Dabei begleite das eMobility Consulting von MAN. Dieses umfasst neben der Beratung zum geeigneten Fahrzeug auch die Betrachtung kundenspezifischer Einsatzbedingungen, Kostenoptimierung, Routenanalyse, Flottenoptimierung und darauf aufbauend auch die notwendige Beratung zur Ladeinfrastruktur. Dabei unterstützen zusätzlich digitale Tools wie der MAN eManager, mit dem Fuhrparkmanager die wichtigen Informationen zum Ladezustand aller Busse der Flotte stets im Blick haben.

Über das Produkt und seine Anwendung hinaus engagiert sich MAN zudem für den Ausbau der Ladeinfrastruktur: Die MAN-Muttergesellschaft Traton hat gemeinsam mit Daimler Truck und der Volvo Group das Joint Venture Milence gegründet, um mindestens 1700 Hochleistungs-Ladepunkte an oder in der Nähe von Autobahnen und Raststätten in ganz Europa zu errichten.

Quelle: MAN – Pressemitteilung vom 03.10.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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