Beim Automobilzulieferer Mahle klammert man sich weiterhin an den Verbrennungsmotor fest. „Wir brauchen Plug-In-Hybride, wir brauchen E-Autos mit Range-Extender und wir brauchen nachhaltige Kraftstoffe“, sagte Mahle-Chef Arnd Franz nun auf einem Technologietag für Journalisten, wie die Automobilwoche berichtet. Die EU befindet sich seiner Einschätzung nach mit den bislang vorgesehenen Regularien „auf dem Holzweg“.
„Wenn das Verbrennerverbot kommt, wird es keine weiteren Investitionen in Europa mehr geben können“, sagte Franz. Unter dem irreführenden Begriff „Verbrennerverbot“ verbirgt sich der Plan der EU, dass ab 2035 nur noch „emissionsfreie“ Autos in EU-Ländern neu zugelassen werden dürfen. Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor dürfen aber weiterhin benutzt werden, zudem lässt die EU sogenannten E-Fuels eine Hintertür offen. Der eigentliche Plan ist es jedoch, dass die Emissionen „am Auspuff“ ermittelt werden – und da kommen nur reine Elektroautos sowie die kaum wirklich existierenden Wasserstoffautos auf den Wert null. Der Zulieferverbands CLEPA hatte zuvor berechnet, dass 280.000 Jobs in Europa durch die politische Linie der EU in den eigenen Reihen wegfallen könnten.
Nun sollen also Verbrenner mit Elektro-Feigenblatt die Branche retten, meint Franz. Bei Plug-in-Hybriden handelt es sich um Autos mit Verbrennungsmotor, in denen zusätzlich ein Elektromotor und ein relativ kleiner Akku rein elektrische Fahrten ermöglichen. Bei Range Extendern handelt es sich letztendlich um eine besondere Form der Plug-in-Hybride, in denen der Verbrennungsmotor als Generator dient und das Auto selbst nicht direkt antreibt. Franz verwies auf China, wo der Absatz von solchen Fahrzeugen zuletzt um 15 Prozent angestiegen sei, und sagte: „Warum sollte Europa das anders machen, wir leben auf demselben Planeten und haben das gleiche Klima“. Dabei verschweigt er jedoch, dass der Anteil von reinen Elektroautos in China weitaus höher ist als bei uns. Bei der IAA will Mahle ein eigenes Range-Extender-System vorstellen und setzt darauf, dass diese möglichst auch nach 2035 als „Elektroautos“ anerkannt werden.
Induktives Laden als weitere große Hoffnung
Mahle setzt also voll auf erneuerbare, zumindest im Kreislauf emissionsfreie Kraftstoffe wie HVO und E-Fuels, hält also zumindest nicht an fossilen Energieträgern fest. „Jeder Plan zu effektivem und schnell wirkendem Klimaschutz im Straßenverkehr ist unvollständig ohne erneuerbare Kraftstoffe“, sagt Franz und fordert, dass der Anteil bis 2030 an allen Flüssigkraftstoffen 30 Prozent betragen soll. Allerdings werden dafür große Mengen an erneuerbaren Energien benötigt, und bislang ist nicht abzusehen, dass es in nur fünf Jahren nur ansatzweise genug solcher Kraftstoffe geben wird. Und wenn in Deutschland 30 Prozent erreicht werden würden, dann bliebe für den Rest der Welt vermutlich nur wenig übrig. Womit wir wieder beim Thema eine Welt und ein Klima gelandet wären.
Aber dass man ohne Elektromobilität auf Dauer wohl doch nicht überleben kann, weiß man auch bei Mahle. So wird unter anderem in das Laden von Elektroautos investiert – jedoch nicht auf die herkömmliche Art. Im induktiven Laden ohne größere Ladungsverluste als beim Laden mit Stecker sieht Mahle für Elektroautos zumindest eine etwas komfortablere Zukunft. Hier setzt Mahle bislang den weltweiten Standard – ob sich eher Range Extender oder induktives Laden durchsetzen werden, bleibt indes abzuwarten. Vielleicht versinken auch beide Techniken samt Mahle in der Bedeutungslosigkeit.
Quelle: Automobilwoche – Kein Verbrennerverbot: Was der Mahle-Chef stattdessen vorschlägt