Libarescue: Feuerfester „Schlafsack“ für Elektroautos mit Brandgefahr

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Ibena

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Gelkoh, ein auf das Handling von gefährlichen Gütern spezialisiertes Unternehmen, hat gemeinsam mit dem Bocholter Textilunternehmen Ibena eine spezielle Decke entwickelt, mit der die Gefahren durch den Brand eines Elektroautos minimiert werden sollen. Das Problem: Bei einem Unfall kann von den in den Autos verbauten Lithium-Ionen-Akkus noch bis zu 48 Stunden später eine Gefahr ausgehen, erklärt Oliver Tatsch von Ibena. Denn so lange kann sich der Akku bei einer möglichen Beschädigung durch den Unfall noch selbst entzünden. Da das Löschwasser meist nicht an die verbauten Akkus kommt, gab es bisher für Rettungskräfte dafür nur zwei Lösungen: Entweder das Fahrzeug 48 Stunden lang beobachten, oder es in einem Container mit Löschwasser versenken und so einen Totalschaden herbeiführen.

Gelkoh und Ibena haben nun eine dritte Möglichkeit entwickelt. Das beschädigte Auto wird in einen Libarescue genannten riesigen Sack, der das komplette Fahrzeug umschließt, gehüllt und darin für die nächsten 48 Stunden verwahrt. Gerade einmal drei Minuten dauere es, bis das Fahrzeug von zwei Mann in den Rescue Bag eingepackt ist, sagt Tatsch. Dafür muss zuerst das Auto auf den unteren Teil der Schutzumhüllung geschoben werden. Mit Reiß- und Klettverschlüssen werden dann die anderen Teile befestigt.

Was auf den ersten Blick aussieht, wie eine mobile Autogarage, ist in Wirklichkeit eine moderne Hightechlösung, erklärt Markus Kohten von GelKoh. „Das Gewebe ist selbstverlöschend“, so der Entwickler: Entsteht ein Feuer im Fahrzeug, setzt die durch den Brand entstehende Hitze im Gewebe Gase frei, die das Feuer löschen. Außerdem ist eine Schutzschicht verbaut, die den Lack des Fahrzeugs schont, sowie ein saugfähiges Filtermaterial, das Schadstoffe wie giftige Dämpfe oder austretende Flusssäure filtert und aufsaugt. Eine Keramikschicht am Bodenteil des Rescue Bags sorgt dafür, dass austretender Kraftstoff bei einem Hybridfahrzeug nicht in die Umwelt gelangen kann.

Sogar eine mögliche Explosion des Akkus hätten die Experten bedacht, sagt Tatsch. „Das Gewebe hat eine extreme Gasdurchlässigkeit.“ Das heißt, die Gase gehen bei einer Explosion durch den Stoff durch und zerreißen ihn so nicht. Außerdem verhindere diese Gasdurchlässigkeit, dass sich unter dem Rescue Bag Hitze staut und es so zu einer Entzündung des Akkus kommt.

Zwei Jahre haben die Experten von Ibena an der Lösung gearbeitet, bis sie marktreif war. Immer wieder wurden Details verbessert, beispielsweise Öffnungen eingeplant, die das Verladen des Fahrzeuges für Abschleppunternehmen möglich machen. Mittlerweile gibt es den Rescue Bag für Pkw und SUVs. An einem Weiteren für Transporter werde gerade gearbeitet, sagt Tatsch. Und sogar an E-Bikes habe man gedacht: Auch für die Fahrradakkus gebe es bereits eine Lösung.

Quelle: Ibena — Pressemitteilung vom 15.06.2020 // Gelkoh — Pressemitteilung vom 16.06.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Marc Dinse:

Hallo Strauss,

leider kommt dieses Szenario nur all zu oft vor. Folgende Sammlung von Vorfällen wird regelmäßig erweiterter: https://www.stoebich-technology.de/news

Was mich interessiert ist, ob diese Decke wirklich hält, was sie verspricht und ob entsprechende Versuche durchgeführt wurden. Was die Haltbarkeit bei Druckstößen, die bei einem Brand eines Lithium-Ionen-Akkus entstehen und die Filterung der Gase angeht bin ich sehr skeptisch.

Strauss:

Ein Aprilscherz, aber in China für die dortigen Autos gar nicht so abwegig. Dies sollte wohl ein Argument gegen E Mobilität sein. Habe noch nie ein E-Fahrrad brennen sehen wegen einer Batterie.

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