Beim europäischen Lade-Netzwerk Ionity läuft es nicht rund. Statt der bis Ende 2020 geplanten 400 Ladestationen sind aktuell nur etwa 330 in Betrieb, dass die bis Ende 2021 versprochenen 430 Stationen ans Netz gehen, gilt als unwahrscheinlich. Und das bei steigenden Verkaufszahlen für E-Fahrzeuge. Bei den Autobauern sorgt man sich mittlerweile, dass es an den Ladestationen verstärkt zu Staus kommen könnte. Genau das aber sollte verhindert werden, damit potenzielle Kunden von E-Autos nicht verschreckt werden. Immerhin wurde das Gemeinschaftsunternehmen von BMW, Ford, Daimler und Volkswagen gegründet, auch Hyundai und Kia sind mittlerweile an Bord.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg prüft Ionity derzeit, sein Ladenetz „erheblich“ auszubauen. Die Hersteller hinter dem 2017 gegründeten Joint Venture würden darüber nachdenken, das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital auszustatten. Diskutiert werde ein Wachstumsplan für eine schnelle Expansion mit Hochleistungs-Ladeinfrastruktur.
Alle Partner sollen bisher jeweils rund 200 Millionen Euro beigesteuert haben. Zusätzliche Gelder würden neue Schnelllader in Städten und an weniger frequentierten Fernstraßen ermöglichen, heißt es. Derzeit konzentriert sich Ionity auf viel befahrene Schnellstraßen und unterhält nur vereinzelt Ladepunkte in Städten. Die beteiligten Hersteller verfolgen mit Ionity eine Premium-Strategie, seit 2020 kostet eine Kilowattstunde 79 Cent. Andere Anbieter sind deutlich günstiger.
Für den Durchbruch in den Massenmarkt wird eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur als unabdingbar angesehen. BMW-Chef Oliver Zipse hat in seiner Rolle als Präsident des europäischen Herstellerverbands ACEA kürzlich erklärt, die verzögerte Installation in der EU gefährde den Erfolg von Elektroautos ernsthaft. Die Politik müsse schnell aktiv werden und ihren Mitgliedsstaaten verbindliche Ziele für den Hochlauf vorgeben. Auch VW-Chef Herbert Diess hatte im Dezember seine Unzufriedenheit mit dem Tempo bei Ionity öffentlich kundgetan: Man liege ein Jahr hinter dem Zeitplan.
Konkurrenz für Ionity könnte demnächst sogar intern entstehen. Wie das “Manager Magazin” berichtet, planen Porsche und Audi ein eigenes Netz mit zusätzlichen Premium-Services. Die Hoffnung der Verantwortlichen: Die neuen Stationen könnten kleine Markenzentren werden, eine Mischung aus Gastronomie und Autohändler. Die Rede ist von 200 Stationen. Für eine gute Idee halten das allerdings nicht alle. Es brauche nicht noch mehr geschlossene Ladenetze nach dem Vorbild von E-Auto-Pionier Tesla, so die weit verbreitete Meinung. Erst kürzlich hat sich Thomas Ingenlath, Chef der Volvo-E-Auto-Submarke Polestar gegen “exklusive Ladeclubs” ausgesprochen.
Quelle: ecomento.de / Manager Magazin / Bloomberg