Karlsruhe setzt bei Abfallentsorgung auf Elektro-Lkw

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Daimler Truck

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das „Team Sauberes Karlsruhe“ (TSK) hat kürzlich sieben neue E-Abfallsammelfahrzeuge vom Typ Mercedes-Benz eEconic für die geräusch- und emissionsarme Abfall- und Sperrmüllentsorgung in seine Flotte aufgenommen. Für elf weitere baugleiche Fahrzeuge liege bereits ein Folgeauftrag vor, so Daimler Truck in einer aktuellen Mitteilung. Mit den batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen setzt Karlsruhe ein Zeichen für Nachhaltigkeit in der Abfallwirtschaft.

Seit Ende September sind die ersten sieben vollelektrischen Abfallsammelfahrzeuge im gesamten Karlsruher Stadtgebiet im Einsatz, gebietsspezifische Einschränkungen gibt es nicht. Die eEconic kommen in der Restmüllentsorgung, der Papiersammlung sowie bei der Sperrmüllabfuhr zum Einsatz.

Im täglichen Einsatz legen die Elektro-Lkw im Durchschnitt rund 80 Kilometer zurück, in Einzelfällen auch über 100 Kilometer. Mit drei Batteriepaketen an Board mit insgesamt knapp 300 kWh nutzbarer Kapazität können in Karlsruhe alle Touren im Einschichtbetrieb ohne Zwischenladen zuverlässig absolviert werden. Auf ihren üblichen Sammelrouten fahren die Mitarbeiter häufig kurze Strecken mit vielen Bremsvorgängen. Beim Abfallsammeln im Stop-and-Go-Betrieb kann bei vorausschauender Fahrweise durch Rekuperation elektrische Energie zurückgewonnen werden, was die Reichweite steigert.

Häufig reicht die Batterie auch für zwei Einsatztage

Auch am Ende intensiver Arbeitstage bleibe so in der Regel eine komfortable Restreichweite erhalten, die häufig auch noch für einen kompletten zweiten Einsatztag ausreicht. Das serienmäßige Multimedia-Cockpit Interactive des eEconic liefert den Fahrern laufend Informationen zu Batteriestatus, Energieverbrauch und Restreichweite und unterstützt so eine effiziente Fahrweise.

Das erste vollelektrische Abfallsammelfahrzeug hat das TSK im September erhalten und über eine Woche hinweg einer Verbrauchsmessung unterzogen. „Emma“, wie das Fahrzeug von der Mannschaft liebevoll genannt wird, ist mit ihrer Mannschaft zur Sperrmüllentsorgung eingesetzt und legte auf ihrer täglichen Route gut 80 Kilometer mit rund 60 Stopps zurück. Der Verbrauch entsprach dabei lediglich rund 35 Prozent der Batteriekapazität.

Mit dem Einsatz der neuen Elektrofahrzeuge sorgt das TSK für eine leisere und emissionsärmere Abfallentsorgung im Stadtgebiet und fördert so die Lebensqualität in den Quartieren. Gleichzeitig werden die CO₂-Emissionen deutlich gesenkt: Jeder eEconic kann abhängig vom Einsatzgebiet zwischen 150 und 170 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen. Insgesamt ergibt sich so eine jährliche potenzielle Einsparung von rund 1200 Tonnen CO₂.

Und das TSK setzt die Elektrifizierung seiner Flotte konsequent fort: Anfang November erhielt der Hersteller Daimler Truck den Auftrag über elf weitere eEconic Abfallsammelfahrzeuge in Low-Entry-Bauweise. Bis 2035 soll der städtische Fuhrpark – bis auf eine Reserve für Notfälle – vollständig auf alternative Antriebe umgestellt sein.

Grundpfeiler der Elektrifizierung: Die Ladeinfrastruktur

Das TSK verfolgt für das Ladeinfrastrukturkonzept der neuen Fahrzeuge einen ganzheitlichen Ansatz, der in Zusammenarbeit mit dem eConsulting von Mercedes-Benz Trucks entstanden ist. Das Konzept ist die Grundlage für ein kosteneffizientes Laden der Fahrzeugbatterien zu günstigen Strompreisen. Auf Basis des gemeinsam erarbeiteten Ladeinfrastrukturkonzepts sind in Zukunft auch weitere Optimierungen des Ökosystems, wie beispielsweise die Nutzung eines Batteriespeichers oder das intelligente Laden bei dynamischen Strompreisen möglich.

Für den zuverlässigen Einsatz der eEconic ist am Betriebshof die entsprechende Ladeinfrastruktur eingerichtet worden. Dabei handelt es sich um ein dezentrales „Satelliten-Ladesystem“ mit zwei Leistungseinheiten zu jeweils 400 kW, die insgesamt acht wandmontierte Ladepunkte mit jeweils bis zu 100 kW versorgen. Separate Power-Units wandeln Wechselstrom in Gleichstrom um und stellen die für die Fahrzeugbatterien erforderliche Gleichspannung bereit. Die erzeugte Gleichstrom-Leistung wird anschließend an die Ladeboxen in der Fahrzeughalle übertragen.

Daimler Truck

Zur effizienten Nutzung der verfügbaren Ladeleistung ist ein Energiemanagementsystem integriert. Es dient dazu, Spannungsspitzen im Stromnetz zu vermeiden und die Ladevorgänge einzelner Fahrzeuge priorisieren zu können. So wird sichergestellt, dass das entsprechende Abfallsammelfahrzeug für seine jeweilige Route und zu seiner geplanten Einsatzzeit immer ausreichend geladen ist. Zukünftig ist auch die Installation einer Photovoltaikanlage geplant, um die Fahrzeuge zusätzlich mit selbst erzeugtem Solarstrom laden zu können.

Bessere Arbeitsbedingungen von vorne bis hinten: Gemeinsame Planung macht’s möglich

Experten von Mercedes-Benz Trucks und des Händlers S&G Automobil begleiteten das „Team Sauberes Karlsruhe“ bei der Umsetzung der Elektrifizierung über drei Jahre hinweg. Sie unterstützten das TSK und seine Partner bei Fragen rund um die Planung, den Einsatz der Fahrzeuge und die Umsetzung der Ladeinfrastruktur vor Ort.

Zwischen August 2024 und September 2025 setzte das TSK für über ein Jahr ein Testfahrzeug ein, um Erfahrungen zu sammeln und die Praxistauglichkeit des alternativen Antriebs im Abfallsammelverkehr zu prüfen. Die Mitarbeitenden des TSK gaben in dieser Zeit ausführlich Feedback. Sie verwiesen auf die leise Fahrweise, das angenehme Fahrgefühl ohne Vibrationen, die kraftvolle Beschleunigung sowie den emissionsarmen Betrieb. Insbesondere die dadurch deutlich angenehmeren Arbeitsbedingungen am Fahrzeugheck und in der Fahrerkabine bewerteten sie positiv.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 12.11.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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