Jeff Dodds, CEO der Formel E, über Chancen und Hürden der Rennserie

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Formel E möchte ihr Publikum erweitern, stößt dabei aber auf besondere Hürden. Jeff Dodds, seit gut zwei Jahren Geschäftsführer der Formula E Operations, sieht zwei Hauptgründe, warum es schwierig ist, klassische Motorsportfans zu gewinnen. Zum einen fehle der Serie im Vergleich zu etablierten Rennklassen wie der Formel 1 die lange Tradition. Zum anderen störe manche Fans der fehlende Motorsound, den sie von Verbrennerautos kennen, wie er gegenüber E-Formel.de mitteilt.

Seit seinem Amtsantritt hat Dodds neue Wege ausprobiert, um frisches Interesse zu wecken. Aktionen wie die Evo-Sessions, bei denen Influencer und Prominente selbst ins Cockpit steigen, sollen Menschen ansprechen, die bisher keinen Bezug zum Motorsport hatten. Auch eine Kooperation mit dem bekannten YouTuber MrBeast gehört dazu. Während diese Ideen neue Zuschauer erreichten, blieben Motorsportpuristen jedoch zurückhaltend.

Dodds betont, dass die Formel E viele Eigenschaften bietet, die auch Fans anderer Rennserien schätzen: offene Räder, enge Duelle und unvorhersehbare Rennverläufe. Er verweist auf Beispiele wie den Sieg von Dan Ticktum in Jakarta, der für Überraschung sorgte. Außerdem würden die Autos stetig schneller, was vielen Zuschauern gefalle. Dennoch blieben die Altersstruktur der Serie und der Klang der Antriebe aus Sicht traditioneller Fans ein Hindernis.

Historische Serien wie die Formel 1 können auf Jahrzehnte an Geschichten, Rivalitäten und Ikonen zurückblicken. Die Formel E gibt es erst seit rund zehn Jahren. Für Dodds ist das nicht zu ändern – stattdessen will er die Jugend der Serie als Vorteil nutzen, um innovative Formate und Technologien einzubringen. Gerade beim Thema Sound verfolgt er einen klaren Standpunkt: Der Lärm klassischer Rennwagen sei ein Nebenprodukt ineffizienter Verbrennungsmotoren. Elektromotoren hingegen arbeiten mit einem Wirkungsgrad von über 90 Prozent und verlieren kaum Energie.

Für Dodds ist der Klang der Elektroboliden kein Manko, sondern ein Ausdruck moderner Technik. Er vergleicht ihn mit Kampfjets und betont, dass es keinen Sinn ergebe, diese Technologie künstlich wie alte Autos klingen zu lassen. Eine Rückkehr zu den Geräuschen vergangener Renn-Ären schließt er aus. Vielmehr glaubt er, dass sich das Publikum langfristig an den aktuellen Sound gewöhnen wird – besonders jüngere Generationen, die keine andere Referenz kennen.

Diese künftigen Fans würden die Geräusche der Formel E als normal empfinden, ähnlich wie Science-Fiction-Fahrzeuge in Filmen oder Games. Wenn sich diese Wahrnehmung etabliert, so Dodds, werde der Fokus stärker auf der sportlichen Leistung liegen. Er kann sich vorstellen, dass Formel-E-Autos eines Tages sogar höhere Geschwindigkeiten erreichen als die der Formel 1, ohne dabei die akustische Identität zu ändern.

Sein Ziel ist, die Serie so zu positionieren, dass sie ihre eigenen Stärken ausspielt und nicht im Schatten anderer Rennklassen steht. Dazu gehört auch, das Rennerlebnis so zu gestalten, dass die Zuschauer die Spannung auf der Strecke genießen – unabhängig davon, ob die Motoren knattern oder surren.

Quelle: E-Formel.de – Formel-E-CEO Jeff Dodds exklusiv: „Verbrennungsmotoren sind der Klang der Ineffizienz“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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