Das Interesse an Elektroautos wächst – zumindest in der Theorie. Eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung Horváth zeigt, dass mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland sich vorstellen kann, ein Elektroauto zu kaufen. Auch weltweit steigen die Verkäufe elektrischer Autos. Jedoch bleiben die Verkaufszahlen in Deutschland hinter den Erwartungen: Die Neuzulassungen rein elektrischer Autos gingen 2024 stark zurück.
Laut der Studie ziehen 58 Prozent der deutschen Autofahrer beim nächsten Kauf ein Elektroauto in Betracht, jeder Dritte sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit. Gleichzeitig nimmt die Zahl der strikten Elektroauto-Gegner ab. Noch vor einem Jahr hatte mehr als jeder zweite Befragte ein Elektroauto grundsätzlich ausgeschlossen – mittlerweile sind es nur noch 20 Prozent. Der Elektroauto-Anteil an den gesamten Pkw-Neuzulassungen erreichte im vergangenen Jahr jedoch nur 14 Prozent.
Die Diskrepanz zwischen Interesse und Kaufentscheidung hat laut der Studie klare Gründe. Der höhere Anschaffungspreis in Relation zum Verbrenner ist für 28 Prozent das größte Hindernis. Auch Reichweitenbedenken (17 Prozent) und fehlende Lademöglichkeiten zu Hause oder am Arbeitsplatz (16 Prozent) bremsen die Entscheidung aus. Zudem gibt es nach wie vor Lücken im öffentlichen Ladenetz, die 13 Prozent der Skeptiker als Problem sehen.
Besonders stark ist die Zurückhaltung gegenüber gebrauchten Elektroautos. 56 Prozent der Befragten bewerten sie als weniger attraktiv als gebrauchte Verbrenner. Die Unsicherheit über Batterielebensdauer und hohe Reparaturkosten schreckt viele potenzielle Käufer ab.
Deloitte-Studie zeigt andere Zahlen
Einschränkend muss man auch sagen: Eine kürzlich veröffentlichte “Global Automotive Consumer Study” von Deloitte zeigt ein ganz anderes Bild. Ihr zufolge liegt die tatsächliche Kaufabsicht für ein rein elektrisches Modell in Deutschland nur bei 14 Prozent, für Plug-in-Hybride bei 9 Prozent. Die methodischen Unterschiede der beiden Umfragen zeigen, wie stark die Wahrnehmung von Elektromobilität schwanken kann – je nachdem, welche Fragestellungen berücksichtigt werden. Beide Studien gelten als repräsentativ.
Ob mit oder ohne steigendes Interesse – dem Elektroauto fehlt in Deutschland oft die reale Kaufbereitschaft. Ohne Anreize bleibt die Idee, den Verbrenner zu ersetzen, für viele eine theoretische, die sie zwar durchspielen, sich aber nicht zur Umsetzung durchringen.
Zwar ist das Elektroauto in Deutschland bereits komfortabel genug für den Alltag, doch auch die Bedingungen wie Ladeinfrastruktur und Zweifel an gebrauchten E-Autos verhindern weiterhin eine größere Marktdurchdringung.
Quelle: Handelsblatt – Umfrage: Interesse an E-Autos wächst trotz Kauf-Flaute / Kurier – Hohe Kosten, geringe Reichweite die größten Probleme / Deloitte – Global Automotive Consumer Study 2025