Arjan van der Eijk, der neue Leiter der Eon-Tochter Innogy eMobility Solutions, erklärte in einem Interview mit Edison, wie sein erster Arbeitstag mitten in der Corona-Krise verlaufen ist, wie das Laden von Elektroautos besser und komfortabler werden kann und wie er zu Subventionen der Wirtschaft als Reaktion auf die Virus-Pandemie steht.
„Er war schon sehr ungewöhnlich: Meine erste Handlung bestand darin, sämtliche Mitarbeiter nach Hause ins Home-Office zu schicken“, sagt van der Eijk über seinen ersten Tag bei Innogy eMobility Solutions am 1. April. Ansonsten halten sich die Auswirkungen von Corona auf den laufenden Betrieb in Grenzen: „Viele unsere Aktivitäten und Projekte etwa auf dem Gebiet der Software-Entwicklung können durchaus auch ferngesteuert werden“, so der Manager. Auch die Arbeiten an Hardware-Komponenten in den technischen Laboren habe das Unternehmen „mit viel Mühe weiterlaufen lassen können“.
Bei den Auswirkungen auf die Wirtschaft nimmt van der Eijk „ganz unterschiedliche Bewegungen“ wahr. Er ist der Meinung, dass Corona hin oder her „die Elektrifizierung des Verkehrs nicht mehr zu bremsen ist“, was sich auch in den Zulassungszahlen der vergangenen Wochen zeige: „Die Nachfrage nach Verbrennern brach ein, die Verkäufe von Elektroautos und Plug-in-Hybriden deutlich weniger.“ Klar sei aber auch, dass Investments, sei es von Privatkunden oder großen Unternehmen, derzeit oft verschoben werden. Wie lange, sei noch nicht absehbar. „Das werden wir wohl erst in einigen Monaten sehen.“
„Es wäre super, wenn die Wirtschaft auf grüne Art und Weise wieder angekurbelt würde“
Nachhaltige Fördermaßnahmen im Zuge der Corona-Krise wie etwa mehr Geld für die Elektromobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur würde der Innogy eMobility Solutions-Chef begrüßen: „Es wäre super, wenn die Wirtschaft auf grüne Art und Weise wieder angekurbelt würde“. Persönlich hoffe er stark, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur dabei bedacht wird. „Denn wir haben in Deutschland gerade auf dem Gebiet noch einiges an Arbeit vor uns.“
Innogy arbeite aktuell an mehreren Projekten, die das Laden von Elektroautos bequemer, zuverlässiger und schneller machen sollen. Etwa an „Ladesäulen mit hoher Leistung und sicherem Zugang, die sich intuitiv bedienen lassen und bei denen der Strom mit allen möglichen Zahlungsmöglichkeiten bezogen werden“ könne, etwa per Smartphone mit Apple Pay. Auch für Plug & Pay und Plug & Charge will das Unternehmen „innovative Lösungen“ bieten.
Innogy sehe sich als „einer der Treiber der ISO-Norm 15118 für Plug-&Charge-Lösungen“, bei denen Kunden das Auto nur mit der Ladesäule verbinden müssen und der Rest (wie etwa Start des Ladevorgangs, Abrechnung) automatisch im Hintergrund abläuft. Tesla-Fahrer kennen dieses System bereits vom Supercharger-Netzwerk. Andere Hersteller sind noch nicht so weit wie der E-Auto-Pionier aus Kalifornien, hier sieht van der Eijk Nachholbedarf: „Da muss sich die Autoindustrie noch öffnen. Denn das System funktioniert nur, wenn die Fahrzeugdaten mit den Ladesäulen ausgetauscht werden können – in beide Richtungen.“
„Das Angebot an bezahlbaren Elektroautos muss wachsen“
Die schwierigste Aufgabe sei, die „end-to-end-Verbindung zwischen Kunde und dem Service Provider herzustellen“ um die „hochkomplexen“ Bezahlvorgänge abwickeln zu können. Hier sei es „wichtig, dass wir uns auch auf dem Gebiet bald auf Standards einigen. Nur dann kriegen wir eine User Experience hin, die einfach zu implementieren ist und alle Nutzer der Ladesäulen zufriedenstellt.“
Damit die Elektromobilität schneller ein Erfolg wird, seien mehrere Dinge notwendig, findet van der Eijk: „Das Angebot an bezahlbaren Fahrzeugen muss wachsen, auch das Ladenetz noch besser werden und – wir haben darüber gesprochen – noch komfortabler werden.“ Er habe allerdings den Eindruck, „dass nicht mehr viel fehlt, um der Technik zum Durchbruch zu verhelfen.“ Das Interesse und die Kaufbereitschaft der Kunden seien „deutlich gewachsen“.
Quelle: Edison — „Die Elektrifizierung ist nicht mehr zu bremsen“