„Im Langstrecken-Verkehr ist Wasserstoff die effizientere Lösung“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Um die CO2-Ziele im Verkehrssektor zu erfüllen, „ist die effektivste Antwort aktuell die Batterie“. Gesagt hat das – aufgepasst – die Diplom-Chemikerin Katherina Reiche, eine führende Expertin für Wasserstoff und als Vorsitzende im Nationalen Wasserstoffrat eine Schlüsselfigur in der deutschen Wasserstoffstrategie. In einem Interview mit Edison zeichnet sie ein differenziertes Bild davon, warum Wasserstoff für unsere Zukunft dringend gebraucht wird. Dabei beschränkt sie sich nicht nur auf den Verkehrssektor, sondern bezieht auch die Sektoren Energie und Industrie mit ein.

Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität – auch in der Mobilität“, sagt Reiche. Da der Batterie-elektrische Antrieb in einigen Einsatzbereichen an seine Grenzen stoße, seien langfristig gesehen unterschiedliche Antriebsformen und Energieträger notwendig. Neben der Batterie auch Wasserstoff­ und die Brennstoffzellen­-Technik sowie synthetische Kraftstoffe. Vor allem für den Langstreckenverkehr mit Lkw oder in Nischenanwendungen sei Wasserstoff „die effizientere Lösung. Denken Sie zum Beispiel an Fahrzeuge zur Müllentsorgung“. Müssten diese mit Batterien bestückt werden, wäre die Hälfte des Platzes für Müll mit Batterien belegt, sagt sie.

Ich glaube nicht, dass es nur eine Lösung geben wird

Am Ende werde der Markt entscheiden, bei welchem Einsatzzweck „sich die Batterie oder die Brennstoffzelle durchsetzt – wobei ich nicht glaube, dass es nur eine Lösung geben wird.“ Eine große aktuelle Herausforderung sei aktuell auch noch der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, um die Fahrzeuge betanken zu können. Immerhin aber habe die Bundesregierung „mit großem Druck innerhalb Europas eine Richtlinie durchbekommen, die Wasserstofftankstellen stärker fördert“. Für dieses „wichtige Programm“ hat auch das Verkehrsministerium eigene Mittel bereitgestellt.

Klar sei, dass Wasserstoff „die industriepolitische Antwort auf die Klimawende“ sei. Nicht erst dieser Sommer habe gezeigt, „in welchen schwierigen Lagen wir in Zukunft sein werden, wenn es um Extremwetter-Ereignisse geht. Dürre, Trockenheit, Überschwemmungen: Die Schäden des Klimawandels sind schon deutlich spürbar“, sagt Reiche. Hier müsse „ein Industrieland wie Deutschland seinen Beitrag leisten“ – und Wasserstoff biete die Möglichkeit, „Industrienation zu bleiben und dennoch die Klimaziele zu erreichen“.

Spätestens seit die Preise für Erdgas schwindelerregende Höhen erreichen, habe das Thema Wasserstoff neue Dringlichkeit bekommen. Wasserstoff sei als wichtiger Baustein für die Energiewende international ins Zentrum der Debatte gerückt. „Wir sehen weltweit große Investitionen, sowohl in die Erzeugung von Wasserstoff als auch in Abnehmermärkte. Deshalb ist jetzt Eile geboten, eine Wasserstoffwirtschaft auch hierzulande aufzubauen“, sagt Reiche.

Im Verkehrssektor gelte dies „definitiv“ für Lkw: „Wenn ich schwere Frachten über weite Strecken transportiere, dann geht das schlecht mit einer Batterie, die ständig geladen werden muss“, sagt Reiche. Auch für den Bahnverkehr oder die Schifffahrt könne Wasserstoff sinnvoll genutzt werden. Im Industriesektor wiederum sei Wasserstoff bei der Produktion von Stahl interessant. „ThyssenKrupp beispielsweise stellt seine Stahlproduktion sukzessive auf Wasserstoff um. Auch für die Glas­, Papier­ oder Lebensmittelproduktion kann Wasserstoff in Zukunft eine nachhaltige Alternative sein“, so die Expertin.

„550.000 Kilometer Gasnetz sind ein riesiger Speicher“

Außerdem lasse sich Wasserstoff auch im Energiesektor nutzen für die Produktion von Wärme und Strom, wofür bislang hauptsächlich Gas verfeuert wird. Dies dürfte sich bald ändern. Aktuell etwa gibt es oft Phasen, zu denen im Norden Deutschlands mehr Windenergie produziert als verbraucht wird. Die Anlagen werden dann abgeregelt, der Strom also verschenkt. „Da wäre es eine schlaue Idee, daraus per Elektrolyse Wasserstoff zu produzieren und den Strom speicherfähig zu machen“, so Reiche. Deutschland könnte dabei sogar die vorhandene Infrastruktur nutzen: „Denn 550.000 Kilometer Gasnetz sind ein riesiger Speicher, in dem tausendmal mehr Energie gespeichert werden kann als im Stromnetz.“

Aufgabe der Politik müsse es jetzt sein, „eine Vielzahl flexiblerer Regulierungen einzuführen, um erfolgreich den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft zu managen“, sagt sie. Die Voraussetzungen für die deutsche Wasserstoffwirtschaft seien sehr vielversprechend: „Einige technologische Lösungen kommen aus Deutschland, und viele erfolgreiche deutsche Unternehmen bauen hocheffiziente Elektrolyse­-Anlagen. Auch die Automobilindustrie weiß, wie man eine gute Brennstoffzelle baut“, sagt Reiche.

Quelle: Edison – „Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle auch in der Mobilität“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Matthias Geiger:

Die Gaslobby ist in Deutschland sehr stark. Die versuchen derzeit den Austausch von 1000sender Gasheizungen bei Privathäusern zu verhindern mit der Aussage später auch Wasserstoff „ready“ zu sein. Die Kunden werden die nächsten 10-15 Jahre noch mit Gas weiter heizen bis die Umstellung kommt wenn sie überhaupt kommt. Daher muss die Elektrifizierung (Batterie und Brennstoffzelle) voran getrieben werden damit der Druck hoch ist um die Gasindustrie weiter unter Druck zu setzen.

Peter:

Spätestens seit der Tesla Semi Vorstellung und Auslieferung, 42 Tonnen über 800km in real life transportiert, sollte das Wasserstoff Thema auch für LKWs erledigt sein.
Wasserstoff wird als Energieträger in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, aber nicht im Straßenverkehr.

Wir brauchen massig grünen Wasserstoff in der Stahlherstellung und können auch Methan synthetisieren, aber das macht erst Sinn, wenn wir >70-80% EE Anteil haben. Nur weil heute mal eine WKA ein paar Tage abgeriegelt wird, lohnt sich keine Hydrolyse Anlage! Ab 70-80% wird es viele Tage geben mit Überschuss, so dass Hydrolyse als Energiespeicher Sinn macht, sei als Prozessgas oder Speicher für die Dunkelflaute.

rabo:

An alle WWB (Wasserstoff WadenBeißer): „Manches könnt ihr nicht verstehn…doch es wird schon weitergehn“. Aber zur Beruhigung: Taschenlampen werden sicher noch lange mit Batterietechnik arbeiten.
Frau Reiches Worte hätten von mir sein können – wo sie allerdings „glaubt“, bin ich eher „überzeugt“. Außerdem sind FCEVs – genauso wie BEVs – reine Elektrofahrzeuge.

Spock:

Es gibt bereits mehrere kommunale Busunternehmen die ihre H2 Busse, innerhalb ihres geplanten Austausches, durch BEV Busse ersetzen. Begründung: zu hohe Kosten durch Unterhalt (obwohl subventioniert) aber vor allem wegen der hohen Wartungsintervalle die es nötig machen ein oder mehrere Busse zusätzlich im Betrieb zu halten um zu kompensieren. Das ist normalerweise bei klassischen Verbrennern und auch BEV Bussen nicht der Fall. Die Transportunternehmen die H2 LKW im Betrieb haben sind auf die Versprechnungen der Anbieter hereingefallen und werden (das ist mein Blick in die Glaskugel) nach der Nutzungsdauer ebenfalls auf reine BEV LKW umsatteln. Man schaue sich die kürzlich veröffentlichten Daten des SEMI an, wofür dann noch Wasserdoof ähh Wasserstoff natürlich.

Läubli:

Genau… aber leider wird unser Jakob dir das wohl nicht glauben und versuchen, sich anders zu verkaufen.
Aber das was du schreibst ist die Wahrheit und die spricht klar gegen die „Versuche“ der ewigen FCEV-Gefährte. Ohne Subventionen sterben die alle blitzartig.

Daniel W.:

FCEV-Lkws als Müllwagen lohnen sich nur durch die übertrieben hohen Subventionen, das ist Realtität.

Bei FCEV-Transportern ist die BZ mickrig klein, damit der Preis überhaupt noch erträglich bleibt.

FCEV-Pkws sind ein Zuschussgeschäft für die Hersteller, das sich selbst in der Oberklasse nicht lohnt.

Daniel W.:

Platzbedarf dürfte kein Problem sein – pro 98-kWh-Akkupacks 1,70 x 0,70 x 0,30 cm (Akasol 2023).

3 Akkupacks senkrecht nebenaneinder wären 1,70 x 2,10 x 0,30 cm – also nur 30 cm Länge mehr.

Einbau der Akkupacks anstelle der Dieseltanks und/oder des Dieselmotors 0 cm Länge mehr.

Läubli:

Ach… was solls. Der Text ist aus dem Internet von wohl wissenden Menschen geschrieben, die Bescheid wissen – alles klar?

Wenn das in deinen beiden Augen „Blödsinn“ ist, dann ist das also wirklich dein Problem – nicht meins.

Was will oder soll ich dir noch alles Beweisen – du glaubst es eh nicht… aber widerlegen kannst es ja auch nicht – also lassen wir es besser bleiben.

Schönen Abend noch, lieber Jakob.

Jakob Sperling:

Warum soll ich in ein Fettnäpfchen getreten sein, wenn du ohne zu überlegen einen Blödsinn zitierst (bzw. plagiierst)?

egon_meier:

nochmal: DU hast behauptet, dass
„Der einzig sinnvolle Vergleich ist der zwischen dem Energiegehalt einer bestimmten Batterie und dem Energiegehalt einer bestimmten Menge Wasserstoff.“

EINZIG … EINZIG ..
Wenn du schon mal so weit bist, das EINZIG Blödsinn war ..
dann siehst du vielleicht auch ein, dass auf absehbare Zeit h2-Antrieb mehr c02 benötigt als bev. Alleine schon, weil der umweltfreundlich erzeugte Strom in irren mengen für h2-elektrolyse verballer wird statt verlustarm direkt verbraucht oder per BEV antreibt.

Aber das wäre ja logisch .. nicht deine Stärke ..

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