IG Metall: Tesla steht unter Beobachtung

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Iris Martinz
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Die Produktion im ersten europäischen Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide läuft in Kürze an, nach einigen Verzögerungen durch zahlreiche Bürgereinsprüche. Elon Musk hat also schon mal einen ersten Eindruck davon gewonnen, dass er in Europa nicht nur mit offenen Armen empfangen wird. Nun bringt sich auch noch IG Metall-Chef Jörg Hofmann in Stellung und schaut ihm arbeitsrechtlich auf die Finger.

US-Amerikanische Arbeitgeber – und im besonderen Tesla – sind nicht unbedingt für beste Arbeitsbedingungen bekannt. Betriebsräte und unternehmerische Mitbestimmung der Mitarbeiter sind für sie meist Neuland. Natürlich wertet Hofmann die Errichtung der Fabrik als positives Signal für den Investitionsstandort Deutschland, der seit der Wende keine Investition im Automobilsektor in dieser Größenordnung mehr gesehen hätte. Jeder Arbeitsplatz in einer Region, die mit dem Ende des Kohleabbaus mitten im Strukturwandel steckt, sei begrüßenswert. Er hat aber ein wachsames Auto darauf, wie das Recruiting abläuft und Arbeitsverträge aussehen. „Im Moment stellt Tesla hierarchiemäßig von oben nach unten ein. Es sind bisher die Führungsriegen und die Spezialisten an Bord.„, wie Hofmann erklärt. Die Rekrutierung der normalen Produktionsbeschäftigten erfolge erst allmählich. Er geht jedenfalls nicht davon aus, dass jemand aus dem stark durch die Tarifverträge der IG Metall geplanten regionalen Arbeitsmarkt zu Tesla wechseln würde, „wenn er deutliche Lohnverluste hinnehmen muss.“ Anders sehe das natürlich aus, wenn Mitarbeiter nicht unbedingt aus der Autoindustrie kommen.

Dass Tesla noch wenig Erfahrung mit gewerkschaftlichen Strukturen habe, zeige sich unter anderem daran, dass bereits jetzt ein Betriebsrat gewählt wird, obwohl die Masse der Produktionsmitarbeiter noch gar nicht an Bord ist. Hofmann hätte es lieber gesehen, wenn sich alle Beschäftigten an der Wahl beteiligen könnten. Er betont aber, dass es rechtlich möglich ist, schon nach zwei Jahren den Betriebsrat neu zu wählen, wenn sich die Zahl der Beschäftigten deutlich erhöht. Bisher sind rund 1.800 Beschäftigte an Bord, die Produktion kann aber erst ab 6.000 Beschäftigen hochgefahren werden.

Das neue Werk mitten in der Autohochburg Deutschland wird jedenfalls den Markt aufwirbeln, gerade hinsichtlich der Elektromobilität. Hofmann bestätigt, die heimischen Unternehmen schon seit Jahren gedrängt zu haben, in diesem Bereich einen Zahn zuzulegen. Als Bremser der Entwicklung sieht er die IG Metall jedenfalls nicht, bei Volkswagen wäre es der Betriebsrat gewesen, der darauf gedrängt hätte, dass auch das Werk in Wolfsburg eine elektrische Fahrzeugpalette bekommt und in eine völlig neue Autofabrik nur für elektrische Modelle investiert wird. Auch wenn klar ist, dass für die Produktion von Elektroautos weniger Beschäftigte notwendig sind als für den Verbrenner, gibt sich Hofmann weitsichtig: „Damit der Stellenabbau nicht zu drastisch wird, müssen wir den größten Teil der Wertschöpfungskette dieser Autos in Deutschland aufbauen, dazu gehören eben die Batteriezellen, die Starkstromelektronik oder die Sensorik, das Batterierecycling und damit verbunden eine konsequente Kreislaufwirtschaft zur Reduktion des Rohstoffimports.“ Außerdem müsse in Produkte und Services für nachhaltige Mobilität investiert werden.

Gut findet er auch den Plan der Bundesregierung, für Zulieferer, die stark auf Teile für Verbrennungsmotoren spezialisiert sind, einen Transformationsfonds aufzusetzen. Die IG Metall unterstütze zusätzlich mit regionalen Transformationsnetzwerken, die bei der Suche nach nachhaltigen alternativen Geschäftsmodellen helfen sollen. Kein leichtes Unterfangen, hänge doch beispielsweise das gesamte regionale Wirtschaftsgefüge des Saarlands davon ab, wie es mit diesen Unternehmen weitergeht. Das habe Einfluss auf den gesamten Wohlstand der Region. „Es geht um den Umbau der deutschen Leitbranche Automobil, nicht um einen Ausstieg„, wie er betont. Die IG Metall rechne jedenfalls damit, dass ab 2028 kaum mehr Verbrennerfahrzeuge entwickelt werden, wenn in Europa ab 2035 keine Verbrenner mehr zugelassen werden. Die Zeit dränge also.

Rosen streut der langjährige Gewerkschaftschef der Klimapolitik der neuen Regierung. Vor der Wahl hatte er gewarnt, dass ein nicht durchdachtes Vorgehen zehntausende Arbeitsplätze vernichten könnte. Der neue Fahrplan der Koalitionspartner umfasse hingegen neben den Zielen auch konkrete Maßnahmen sowie Zwischen- und Übergangszenarien. Den Beschäftigten würden Brücken in neue Aufgaben gebaut, ohne dass Arbeitslosigkeit drohe, vor allem durch Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zu einer zweiten Berufsqualifikation, wenn die ursprüngliche Berufswahl zur Sackgasse wird. Die Ausgestaltung der Tarifverträge müsse ebenso den neuen Geschäftsmodellen folgen, wo diese von den Unternehmen gar nicht mehr selbst entwickelt und durch Ausgliederungen Tarifverträge mitunter ausgehebelt werden. Dem müsse die Bundesregierung Einhalt gebieten. Öffentliche Aufträge solle der Bund zudem nur noch an Firmen vergeben, die nach Tarif bezahlen.

Quelle: zeit.de – „Niemand wechselt zu Tesla, wenn er Lohnverluste hinnehmen muss

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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