Das taiwanesische Unternehmen Foxconn strebt seit zwei Jahren eine Beteiligung an der ZF-Tochter Divison E an. Im Rahmen der potenziellen Übernahme der Antriebstechnologie-Sparte hat die Due-Diligence-Prüfung durch Foxconn eine deutlich niedrigere Bewertung sowie eine viel höhere Verschuldung als erwartet ergeben, weshalb die Beteiligung an der ZF-Tochter erneut ins Stocken geraten ist.
In dem Dokument, das JPMorgan als Berater von Foxconn für die Transaktion erstellt hatte, wird die Division E auf einen Wert von 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro geschätzt, was unter der vorherigen Schätzung von 3,5 Milliarden Euro liegt. Zudem geht aus der Due-Diligence-Prüfung ein negativer Eigenkapitalwert hervor, der zuvor noch auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt worden war.
Nettoverschuldung deutlich höher als erwartet
Foxconn, vor allem bekannt für die Fertigung des iPhones, erwog eine Beteiligung an der Antriebstechnologie-Sparte von ZF als Teil seiner Expansion im Bereich der Elektroautos. Wie aus einem ZF-Dokument vom Februar hervorgeht, wollte das taiwanesische Unternehmen sich mit 1,3 Milliarden Euro an der Division E beteiligen, insofern deren Eigenkapitalbewertung 2,6 Milliarden Euro erreichen würde. Zum damaligen Zeitpunkt prüften beide Unternehmen auch ein mögliches Joint-Venture.
Für Foxconn und ZF wäre die Beteiligung bereits die zweite Kooperation, denn das taiwanesische Unternehmen hat bereits im vergangenen Jahr 50 Prozent der Anteile an ZF Chassis Modules übernommen. In einer ZF-Pressemittelung hieß es damals, dass der Deal in Höhe von einer Milliarde Euro „neue Perspektiven im Automobilsektor“ eröffnet. Das neue Unternehmen, ZF Foxconn Chassis Modules, produziert Fahrwerkssysteme für Pkw.
Die ZF-Gruppe hat eine hohe Schuldenlast aus früheren Übernahmen. Das deutsche Unternehmen hat erst kürzlich bekannt gegeben, dass im Rahmen einer mit dem Betriebsrat und der IG Metall vereinbarten Umstrukturierung bis 2030 rund ein Viertel der Belegschaft der Divison E abgebaut werden soll. Die jüngste Überprüfung durch Foxconn hat ergeben, dass die Nettoverschuldung der Divison E mit 4,177 Milliarden Euro fast 90 Prozent höher ausfällt als zunächst angenommen.
Herausforderungen bei Elektroauto-Expansion
Foxconn kämpft bei seinem Bestreben nach einer Expansion im Elektroautobereich mit einigen Hürden. Während das Vorhaben, elektrische Pick-ups in den USA zu fertigen, gescheitert ist, zeigt ein Joint Venture mit Geely zur Auftragsfertigung für Automobilhersteller keine Fortschritte.
Das taiwanesische Unternehmen sucht dennoch nach Möglichkeiten, um im Automobilsektor zu wachsen, vor allem in Japan. Im Mai dieses Jahres unterzeichneten die Unternehmenstochter Foxtron Vehicle Technologies und der japanische Autohersteller Mitsubishi Motors eine Absichtserklärung für die Lieferung eines Elektroautomodells. Mit der Mitsubishi Fuso Truck and Bus Corporation traf Foxconn zudem im Juli eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit bei emissionsfreien Bussen.
Quelle: Reuters – Exclusive: Foxconn bid for stake in unit of Germany’s ZF Group stalls, documents show